Offshore-Windpark Global Tech I

Die Windturbinen für den Offshore-Windpark Global Tech I wurden in 40 Meter Meerestiefe auf stählernen Tripod-Gründungsstrukturen montiert. (Bild: Global Tech)

Die Unternehmenszentrale von Global Tech liegt jedoch in der Hamburger Hafen City. Global Tech I verfügt über insgesamt 80 Windturbinen der Fünf-Megawatt-Klasse und erreicht damit eine installierte Gesamtleistung von 400 Megawatt. Damit kann das Nordsee-Kraftwerk jährlich rund 445.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die CO2-Einsparung beträgt 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr, verglichen mit herkömmlichen Kohlekraftwerken. Der Bau des Windparks selbst stellt eine technische Meisterleistung dar, so die Betreiber.

Hauptanteilseigner sind die drei Energieversorger Stadtwerke München SWM, Entega (vormals HEAG Südhessische Energie, Darmstadt) und das Schweizer Unternehmen Axpo. Darüber hinaus zählen die Familie Meltl als Privatinvestor, über die Esportes Offshore Beteiligungs-Gesellschaft, und als ursprüngliche Initiatoren des Windparks die beiden Projektentwicklungsgesellschaften Norderland Projekt und Windreich dazu. Zudem sind die Unternehmen FC Wind 1, FC Wind 2, GTU I und GTU II beteiligt.

Die Adwen AD 5-116 Windturbinen wurden unter Berücksichtigung strenger Meeresumweltschutzauflagen in einer Wassertiefe von 40 Metern auf stählernen Tripod-Gründungsstrukturen montiert. Eine mit 37 Personen besetzte Offshore-Umspannstation im Windpark und die Betriebsleitstelle in der Hamburger Hafen-City arbeiten beim Betrieb des Windparks eng zusammen.

Alles wird per Mausklick aus der Hamburger Hafen-City aus gesteuert. Die Leitstelle überwacht den Seeraum sowie sämtliche Parameter des Windparks. Darüber hinaus gehört auch die Steuerung des parkinternen Kabelnetzes und der Großtransformatoren, die den Strom der Windkraftanlagen von 33 auf 155 Kilovolt umspannen, zu den Aufgaben der Betreiber.

Nordseestrom für München

„Mit Global Tech I weihen wir dieses Jahr bereits den dritten Offshore-Windpark ein, an dem wir beteiligt sind. Für den vierten ist vor kurzem der Baustart auf See erfolgt. Ohne die Offshore-Windkraft könnten wir unsere ehrgeizigen Ausbaupläne im Bereich der erneuerbaren Energien nicht realisieren: Wir wollen bis 2025 so viel Ökostrom erzeugen, wie ganz München verbraucht. München wird damit die erste Millionenstadt sein, die dieses Ziel erreicht“, so Dr. Florian Bieberbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München.

Im ersten Halbjahr 2015 gingen 422 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1765,3 Megawatt neu ans Netz. Auf See speisten damit zum 30. Juni 2015 insgesamt 668 Anlagen mit einer Leistung von 2777,8 Megawatt Strom ein. Mit diesen Offshore-Windenergieanlagen können etwa drei Millionen Haushalte versorgt werden. Zudem stehen 90 Anlagen mit einer Leistung von 380,7 Megawatt vor ihrem Netzanschluss, für 84 weitere Anlagen wurden bereits Fundamente errichtet. Die Branche errichtet voraussichtlich im Jahr 2015 insgesamt etwa 2250 Megawatt an neuen Offshore-Windenergie-Kapazitäten.

In der deutschen Nord- und Ostsee werden zum Jahresende wie geplant Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 3300 Megawatt am Netz sein. Damit wird Deutschland zum Ende 2015 die Hälfte der für 2020 geplanten 6500 Megawatt erreicht haben. Die zweite Hälfte kann in den folgenden Jahren schrittweise umgesetzt werden.

Für den künftigen Ausbau der Offshore-Windenergie sei ein kontinuierlicher Aufbau der Netzinfrastruktur nötig, mahnen die Betreiber. „Für die Zeit nach 2020 sind ausreichende Netzkapazitäten von zentraler Bedeutung. Nur so erhalten die Unternehmen Planungssicherheit für weitere Investitionen. Offshore-Windenergieprojekte sind durch lange Vorlaufzeiten und hohe Investitionssummen geprägt. Die mit dem Wettbewerb angestrebte Senkung der Stromgestehungskosten würde unnötig erschwert, wenn das Netz wieder zum Engpass werden würde“, so Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender Stiftung Offshore-Windenergie.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2016 wird entscheidend zur Zukunft der Offshore-Windenergie beitragen. „Die Offshore-Windindustrie braucht schon 2016 Klarheit über das Ausschreibungsdesign, damit der Ausbau kontinuierlich vorangetrieben werden kann. Um ein Stopp-and-Go im Markt zu vermeiden, ist es zudem bei jedem Modell unabdingbar, klare Regelungen zu schaffen für den Übergang von der Festpreisvergütung hin zur wettbewerblichen Ausschreibung“, sagt Norbert Giese, Vorsitzender des VDMA-Lenkungskreises Offshore-Windindustrie und Vorstand der Windenergie-Agentur WAB. „So werden wir Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland halten.“

Weltweit wurden im ersten Halbjahr 2015 21.700 MW Windkraftleistung installiert. Vier Prozent des weltweiten Stromverbrauchs kann die Windkraft bereits decken. Allein China hat 10.000 MW zugebaut, Europa dagegen schwächelt. fa

Baltic 2

Windpark
Der Konzern EnBW ist Betreiber der beiden Windparks Baltic 1 und Baltic 2 in der Ostsee und plant derzeit drei weitere Windparks in der Nordsee. In der Ostsee sind vier weitere deutsche Offshore-Projekte in Planung. Denn dank geringerer Wassertiefe und kürzeren Kabelverbindungen ist der Netzanschluss dort nur halb so teuer als in der Nordsee. (Bild: EnBW)

Ostseewindparks effizienter

Nicht ganz so stürmisch wie die Nordsee ist die Ostsee. Ende September 2015 ging der Ostsee-Windpark Baltic 2 vor Rügen ans Netz. Dieses Offshore-Projekt vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns soll Strom für 340.000 Haushalte erzeugen. Mit einer Fläche von 27 Quadratkilometern ist Baltic 2 jetzt der größte Windpark im Ostseeraum. Seine 80 Windturbinen sollen jährlich rund 1,2 Milliarden Kilowattstunden Strom produzieren. Hier sind die gewaltigen Effizienzsprünge der Branche innerhalb weniger Jahre zu sehen. Die erzeugte Energiemenge ist sechs Mal so hoch als des ersten deutschen kommerziellen Ostsee-Windparks Baltic 1. In der Ostsee sind insgesamt vier weitere deutsche Offshore-Projekte in Planung.

Das denkt der Autor

Dr. Thomas Kiefer, freier Autor für ke NEXT

Energiekosten unnötig verteuert

Viele Investoren wollen noch schnell ihre Vorhaben unter Dach und Fach bringen, bevor von 2017 an ein neues Fördermodell in Kraft tritt. Ab dann gibt es keine pauschalen Subventionen mehr. Stattdessen müssen Parkbetreiber in Ausschreibungsverfahren für ihre Konzepte werben. Wer die geringsten Zuschüsse benötigt, bekommt den Zuschlag für ein Projekt. Die beste langfristige Markthilfe für die Offshore-Branche sind günstige Kosten und niedrige Subventionen. Hier haben die Betreiber bereits gewaltige Effizienzsteigerungen erreicht. Doch die Energiewende braucht ein neues Stromübertragungssystem und Speichersysteme, welche im Ausbau stocken und damit die Energiekosten unnötig verteuert.

Dr. Thomas Kiefer, freier Autor für ke NEXT

 

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