3D auf der Euromold

Gerade Künstler toben sich in Sachen 3D-Druck aus; ihnen in die Karten spielt die Vielfalt des Verfahrens. Ein Exponat: Project Egg von Michiel van der Kleij. (Bild: Euromold)

Jeder kann alles selber fertigen. Die 3D-Druck-Branche ist sich sicher, dass sie es schaffen wird, diese Vision eines Tages Realität werden zu lassen. Damit ist die Technologie zurzeit ein vieldiskutiertes Thema in Consumer-Kreisen. Viele wollen ihre ersten Gehversuche mit sogenannten Desktop-Druckern machen – mit eben solchen Geräten, deren Abmessungen bequem Platz auf einem Schreibtisch finden und deren Kosten im unteren vierstelligen bis oberen dreistelligen Bereich liegen.

Alltagsgegenstände wie Tassen, Federbälle oder Schachfiguren drucken, kann man hiermit bereits problemlos. Ihnen spielen die gegenwärtigen Marktentwicklungen in die Karten, mit denen auf der Euromold geworben wurde: die Hardware wird immer besser und schneller, mehr Materialien können gedruckt werden und das bei gleichzeitig sinkenden Preisen.

Modenschau Euromold
Links: Einen der Höhepunkte der Euromold 2015 bildete eine Modenschau. Eine Voraussetzung mussten die Modeschöpfer hierbei einhalten: Die vorgeführten Kleidungsstücke mussten aus dem 3D-Drucker kommen. (Bild: keNEXT/jl)

Aber ist der 3D-Druck auch ein Thema für die Industrie? Ist die Technik so weit, dass sie bereits für die Serienfertigung eingesetzt werden kann? Lässt sich aus dem Consumer-Thema ein Business Case schaffen, bei dem der Umstieg von konventionellen Produktionsverfahren auf eine additive Fertigung nicht nur möglich ist, sondern vielmehr einen Mehrwert bringt und den Umstieg rechtfertigt? 32 Schachfiguren zu drucken und mit ihnen eine Partie zu spielen, ist die eine Sache. Eine wirkliche Serienproduktion von Teilen anzustreben, die Belastungen ausgesetzt sein werden – man denke beispielsweise an Teile, die in Motoren verbaut werden sollen – ist eine andere Liga.

So sieht man das auch bei BMW. Bei dem Automobilhersteller werden mittlerweile fast täglich Fälle geprüft, der Großteil wird jedoch noch abgelehnt. Frank Wöllecke, Head of Technology Scouting bei BMW, nennt hierfür zwei Hauptgründe: zum einen erwarte man in der Automobilindustrie eine 100-prozentige Zuverlässigkeit der gedruckten Teile – 99,9 Prozent seien hier unzulänglich. Zum anderen sei der Kostenfaktor in der Automobilindustrie spielentscheidend.

Können Sie nur Kunst?

Vor allem Künstlern sehen viele Chancen durch 3D-Druckverfahren. Die Möglichkeit, einfach jede Form drucken zu können, gibt der Kunst vollkommen neue Möglichkeiten. Viele Firmen nutzten auch auf der Euromold die Kunst, um ihre Technik zu promoten: viele stellten lieber Kunstobjekte in den Vordergrund ihrer Präsentationen als Alltagsgegenstände oder gar Komponenten für den Maschinenbau.

Denn noch lange nicht jeder Drucker bietet die Qualität, die von der Industrie erwartet wird. Ein Kunstobjekt war unübersehbar: Das Project Egg des Designers Michiel van der Kleij. Sein „Ei“ ist fünf mal vier mal drei Meter groß und wurde zusammengebaut aus 4760 Bausteinen – jeder dieser Steine ist einzigartig in seiner Form, da sie von hunderten, so genannter Co-Creators und ihren 3D-Druckern aus den ganzen Welt hergestellt worden sind.

Das Projekt soll ein Symbol für eine neue Art zu entwerfen, zu kreieren und zu kooperieren sein – vielleicht auch ein Ansatz für Konstrukteure, die so auch international zusammenarbeiten können, das zu besprechende Produkt in der Hand haltend und nicht lediglich auf einem Bildschirm in Form einer CAD-Zeichnung visualisiert. Jedoch sind gerade Konstrukteure noch mit mindestens einer Hürde konfrontiert, die es zu überwinden gilt, bevor die additive Fertigung wirklich interessant für sie wird: Sie benötigen Software, die es ihnen ermöglicht, die Chancen des Fertigungsverfahrens vollkommen auszuschöpfen.

Prototypenfertigung
In den USA bietet Proto Labs seine Prototypenfertigung bereits in additiven Verfahren an, jetzt können auch Kunden aus Europa Prototypen aus dem 3D-Drucker in Auftrag geben. (Bild: ke NEXT /jl)

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