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(Bild: Fotolia - lunamarina)

„In zahlreichen afrikanischen Ökonomien werden wir in den kommenden Jahren ein massives Wachstum sehen“, so das World Economic Forum WEF: Etwa sieben Prozent könnte das jährliche durchschnittliche Wachstum aller afrikanischen Ökonomien betragen. Und Prognosen sagen, dass viele afrikanische Staaten sogar die asiatischen Wachstumsraten hinter sich lassen, vermutlich auch China und Indien.

Deutsche Unternehmen müssen Afrika als unternehmerisches Ziel wahrnehmen. Viele deutsche Unternehmen handeln zwar bereits mit oder in Afrika. Nach einer Aussage der deutschen Außenhandelskammer sind es sogar 21 Prozent. Dennoch erscheinen die zwei Prozent des Außenhandelsvolumens Deutschlands, welches der gesamte Kontinent einnimmt, eher beiläufig. Es gilt also, erst mal das eigene Unternehmen, die eigene Unternehmensführung von Afrika zu überzeugen. Die deutsche Wirtschaft ist zwar auch präsent, hält sich aber in Afrika bisher stärker zurück als in anderen Regionen der Welt. Andere Länder sind da schon weiter und können in Afrika derzeit fast konkurrenzlos Nischen besetzen. Bis 2025 wird allerdings der Konkurrenzdruck erheblich zunehmen. Für deutsche Unternehmen ergeben sich in Afrika nicht nur Möglichkeiten. Sie stehen auch im Wettbewerb um diesen Markt. Ihre Konkurrenten sind nicht mehr nur Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien und den USA, sondern zunehmend auch aus Schwellenländern, die eine konsequente Investitions- und Kooperationspolitik mit den afrikanischen Staaten und Unternehmen verfolgen.

Hohe Wachstumsraten

Afrika ist weiterhin eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Hohe Wachstumsraten, steigende Investitionen aus dem Ausland, sich dynamisch entwickelnde Branchen, auch außerhalb des Rohstoffsektors, sowie insgesamt verbesserte Rahmenbedingungen schaffen ein großes ökonomisches Potenzial. Nach den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2014 bei rund fünf Prozent liegen. Für 2015 wird mit einer Steigerung des BIP auf knapp sechs Prozent gerechnet. Die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) für den gesamten Kontinent lagen im Jahr 2013 bei 57 Milliarden US-Dollar und werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter wachsen.

Maschinenausfuhr – die wichtigsten Lieferländer 2013

  • USA: 5,4 Milliarden Euro
  • Italien: 4,8 Milliarden Euro
  • China: 7,2 Milliarden Euro

Maschinenausfuhr – die wichtigsten Lieferländer 2013
Wenn es um den Export von Maschinen nach Afrika geht, dann lag der deutsche Maschinen- und Anlagenbau mit 4,4 Milliarden Euro 2013 erst an 4. Stelle nach China, Italien und den USA.  Insgesamt wurden Maschinen im Wert von rund 43 Milliarden Euro nach ganz Afrika geliefert, mit ganz unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten. Mit gut einem Drittel (34,1 Prozent) gingen die deutschen Maschinenlieferungen in die Republik Südafrika, gefolgt von Ägypten (11,9 Prozent) und Algerien (10,7 Prozent). Auch für China waren die Subsahara-Länder Afrikas  mit knapp 5 Milliarden Euro die stärkste Lieferregion in Afrika.

Bis 2025 werden afrikanische Ökonomien anders bewertet werden müssen. Sie sind dann nicht mehr nur peripher als Rohstofflieferant und Absatzmarkt billiger Produkte in den globalen Wirtschaftskreislauf eingebunden. Sondern als aktive Player, Produktionsstandorte und enorme Absatzmärkte. So die Trendstudie Afrika 2025, das das Trendforschungsinstitut „2b Ahead Think Tank“ in enger Kooperation mit dem Afrika Verein der Deutschen Wirtschaft 2014 verfasst hat. Die zentrale Frage dieser Studie ist, wie deutsche Unternehmen und insbesondere der deutsche Mittelstand von diesem Trend profitieren können?
Zum einen ist Afrika im Begriff ein gigantischer Absatzmarkt zu werden und den Abstand zu den anderen Staaten wie China, Brasilien und den Industrieländern schnell zu verkürzen. Dadurch ergeben sich auch für deutsche Firmen enorme Potenziale. Investitionsgüter aller Art, von Produktionsmaschinen bis zum Dienstleistungssektor – Afrika hat einen riesigen Bedarf an allem, betonen die Verfasser.

Wachstumsmärkte

  • Bau- und Baustoffmaschinen 515 Mio. Euro
  • Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 577 Mio. Euro
  • Fördertechnik 408 Mio. Euro

Die Exportraten 2013 der wichtigsten deutschen Fachzweige der Maschinenausfuhr spiegeln auch die wachsenden Märkte in Afrika: Eine wachsende Bevölkerungsschicht mit zunehmender Kaufkraft hat immer mehr Anteil am Wohlstand einzelner afrikanischer Länder, die sich dank Rohstoffabbaus den Infrastrukturausbau leisten können. So soll bis 2020 die Kaufkraft der Mittelschicht auf 1,4 Billionen US-Dollar steigen, so das McKinsey Global Institute. In derselben Studie wird der Konsumgüterindustrie Afrikas ein Wachstum um 410 Milliarden US-Dollar bis 2020 prognostiziert.

Diamant

Dass sich Afrika innerhalb der letzten zehn Jahre so rasant entwickelt hat, liegt hauptsächlich am Rohstoffhunger der westlichen Welt und der Schwellenländer. Diamanten sind mit die wichtigsten Bodenschätze des Kontinents, also ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und werden in mehreren afrikanischen Ländern abgebaut, unter anderem in Angola, Botswana, dem Kongo, Namibia und Südafrika.
Bild: Fotolia – everythingpossible.

Die Studie basiert auf den Erfahrungen und Strategien sowie den Zukunftsplänen und Visionen der verantwortlichen Entscheider über das „Africa-Development“ in den Unternehmen der deutschen Wirtschaft. Sie zeigt, welches Potenzial von deutschen Unternehmen in Afrika erkannt wird sowie welche Potenziale noch nicht erkannt worden sind. Aus den Roadmaps, Plänen und Erwartungen der trendprägenden Akteure zeichnet sie ein Zukunftsbild der Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in Afrika bis zum Jahr 2025. Und sie zeigt anhand konkreter Strategieoptionen auf, was der deutsche Mittelstand schon heute tun muss, um die Chancen zu ergreifen, die Risiken zu minimieren und seine Geschäftsmodelle der Zukunft in Afrika aufzubauen.

China tut einiges, um neue Märkte zu erschließen – mehr noch: um neue Märkte zu schaffen. China investiert riesige Summen in Afrika. Von 2003 bis 2009 wuchsen die jährlichen Direktinvestitionen Chinas in Afrika von 490 Millionen US-Dollar auf 9,3 Milliarden US-Dollar. Das Handelsvolumen ist zwischen 2000 und 2012 von zehn auf mehr als 170 Milliarden US-Dollar gestiegen. Im Vergleich dazu betrug das Handelsvolumen Deutschlands mit Afrika 2012 45,8 Milliarden Euro. China investiert also in seine Rohstofflieferanten, in zukünftige Absatzmärkte und ebenso in seine zukünftigen Produktionsstandorte. Unter den Experten ist es inzwischen unbestritten, dass chinesische Unternehmen über kurz oder lang in Afrika in großem Maßstab produzieren werden. Kurz und mittelfristig zwar keine Hightech-Produkte, aber Lowtech, deren Produktion personalintensiver ist. Und nicht nur China schaut Richtung Afrika. Auch Länder wie Brasilien, Indien oder Investoren haben bereits ein Auge auf Afrika geworfen.

Die wirtschaftlich interessantesten Länder in Afrika

Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, GTAI und Rödl & Partner geben in ihrer Studie „Marktchancen in Afrika 2015 – Potenziale für den deutschen Mittelstand“ – eine Orientierungshilfe, in welchen Ländern Afrikas sich Investitionen lohnen. Nach dieser Studie belegen die ersten zehn Plätze die Länder Südafrika, Nigeria, Ghana, Marokko, Algerien, Angola, Tunesien, Ägypten, Mosambik und Tansania. Als weitere Zukunftsmärkte macht die Studie Äthiopien, Côte d’Ivoire, Kenia und Namibia aus. Als besonders interessante Sektoren wurden von den Experten dabei die Bereiche Energie und erneuerbare Energie, Infrastruktur, Gesundheit, Bau, Landwirtschaft, Bergbau, Öl und Gas sowie Lebensmittel genannt. Als größte Hindernisse im Afrikageschäft wurden vor allem Bürokratie und administrative Einschränkungen, politische Unsicherheiten, mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten, Korruption und mangelnde sowie schlechte Infrastruktur angegeben.

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Im Jahr 2100 wird gut ein Drittel der gesamten Menschheit in Afrika leben, mit rund 4,6 Milliarden knapp die Hälfte in Asien.

Maschinen- und Anlagenbau

Afrika profitiert von den gesättigten Märkten weltweit und gleichzeitig von der steigenden globalen Nachfrage nach Rohstoffen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird sich Afrika dementsprechend an die globale Wirtschaft annähern. Dies äußert sich vor allem in einer besser ausgebauten Infrastruktur und einer weiter entwickelten Landwirtschaft. Aber auch angrenzende Wirtschaftsbereiche, wie zum Beispiel die Lebensmittelindustrie, werden zu den Erfolgsgeschichten gehören, so ein Experte aus der Verpackungsbranche.

Im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus haben manche Länder Afrikas das Potenzial, das wirtschaftliche Niveau mancher ostasiatischen Länder und in 30 Jahren vielleicht das Niveau Singapurs zu erreichen. In Afrika muss sich allerdings das Potenzial für den Maschinen- und Anlagenbau abseits von Baumaschinen, Bergbaumaschinen, Landwirtschaftsmaschinen und Maschinen für die Lebensmittelindustrie erst noch entfalten. Und der Konkurrenzdruck innerhalb der Branche ist jetzt schon zu spüren. Für den Maschinen- und Anlagenbau ist und bleibt Afrika in den nächsten zehn oder zwölf Jahren ein kleiner Markt, geprägt durch hohen Wettbewerb. Auch wenn der Markt innerhalb des genannten Zeitraumes wächst, wird dieser Wettbewerb nicht wesentlich abnehmen. Die Konkurrenz kommt aus den anderen Schwellenländern, die meist günstiger sind.

Von Ingrid Fackler
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Ingrid FacklerIngrid Fackler
Redaktion, ke NEXT

Ingrid Fackler berichtet für die ke NEXT über die unterschiedlichsten Branchen und macht die Leser schlau, in welchen Ländern diese noch Chancen haben. Nur die beiden Kontinente Afrika und Australien fehlen noch in ihrer Reiseliste. Privat ist sie aber eher häuslich, kocht und isst gerne asiatisch und italienisch und schmökert vornehmlich in Krimis.

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Dr Tragl, Bosch Rexroth

Dr. Karl Tragl ist als Vorstandsvorsitzender bei Bosch Rexroth auch verantwortlich für deren weltweite Vertriebsaktivitäten.

Sechs Fragen an Dr. Karl Tragl, Vorstandsvorsitzender bei Bosch Rexroth

Wie sieht das Engagement von Bosch Rexroth in Afrika aus und was versprechen Sie sich davon?
Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat sich die wirtschaftliche Lage in zahlreichen Ländern Afrikas deutlich verbessert und sie haben erhebliche Wachstumsperspektiven. Die Regierungen investieren zunehmend in die Infrastruktur als Voraussetzung für eine Industrialisierung. Bosch Rexroth begleitet diese Entwicklung und etabliert sich als Systempartner für technologieübergreifende Lösungen. So sind wir zu 50 Prozent an unserem langjährigen Vertriebspartner Hytec Holdings mit Sitz in Johannesburg, Südafrika, beteiligt. Hytec ist mit 31 Niederlassungen in fünf Ländern der Subsahara vertreten, und wir planen die Expansion in weitere Länder. Bosch Rexroth folgt in Afrika der gleichen „Local for local“ Strategie wie in Asien und Südamerika: In diesem Zuge bauen wir derzeit unsere lokale Engineering- und Lösungskompetenz weiter aus.

In welchen afrikanischen Staaten sind Sie präsent?
Neben Südafrika sind wir direkt in Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe präsent. Über verbundene Distributoren sind wir in zehn weiteren Staaten vor Ort.

Welche Märkte wollen Sie dort bedienen und welche Umsatzanteile versprechen Sie sich von diesen?
Neben mobilen Anwendungen und der Fabrikautomation fokussieren wir uns vor allem auf Anlagenbau und Engineering. Dabei bieten Infrastrukturprojekte, die Rohstoffförderung und die Primärverarbeitung zunächst die größten Chancen. So haben wir 2014 den Roseires Staudamm im Sudan mit einer hydraulischen Systemlösung für die Regelung des Wasserdurchflusses zur Turbine modernisiert. In Mosambik haben wir einen großen Service- Auftrag für ein Aluminiumwerk erhalten. Wir sind Ausrüster und Servicepartner für Goldminen in Tansania und Ghana. In Namibia haben wir das erste von mehreren Spezialschiffen für die Offshore-Diamantenförderung mit einem leistungsfähigen Hydrauliksystem ausgerüstet. Wir erwarten ein überdurchschnittliches Wachstum in den nächsten Jahren.

Mit welcher Strategie wollen Sie gegen die chinesische Konkurrenz dort vor Ort bestehen, die ja preiswerter produzieren kann?
Preis ist immer nur ein Faktor. Die Erfolge in den vergangenen Jahren zeigen, womit Bosch Rexroth in Afrika wachsen wird: Unsere lokalen Spezialisten koordinieren für die Kunden vor Ort unser weltweites Know-how und unser umfassendes Produktportfolio für komplette Antriebs- und Steuerungslösungen. Wir begleiten unsere Lösungen über den gesamten Lebenszyklus mit maßgeschneiderten Dienstleistungen. Dahinter stehen hervorragend ausgebildete Mitarbeiter mit langjähriger Anwendungserfahrung. Hier werden wir weiter investieren: Wir qualifizieren unsere Mitarbeiter systematisch weiter und stellen lokale Fachkräfte ein.

Wie schätzen Sie die derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Risiken zum Beispiel durch den Ölpreisverfall für die Entwicklungsmöglichkeiten in Afrika ein?
Auf der einen Seite trifft der Ölpreisverfall Staaten wie Nigeria und Mosambik, auf der anderen Seite sind die meisten Länder Afrikas Erdölimporteure, die entlastet werden. Entscheidend ist die in den vergangenen Jahren erfolgte Stabilisierung in zahlreichen afrikanischen Ländern. Das schafft den Rahmen für Industrialisierung und damit einen steigenden Wohlstand der Bevölkerung.

Was raten Sie deutschen Unternehmen, die sich in Afrika etablieren möchten?
Wer die Chancen in Afrika wahrnehmen will, muss vor Ort präsent sein. Die Kunden in Afrika erwarten persönliche Ansprechpartner in ihrer Region, eine umfassende technische Beratung, Engineering-Unterstützung für umfangreiche Projekte und einen zuverlässigen Partner über den gesamten Lebenszyklus ihrer Ausrüstung. Das gelingt nur mit einer qualifizierten und motivierten Mannschaft.

Die Fragen stellte Ingrid Fackler, Redaktion

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