„Vorreiter ohne Zugzwang“

Das Thema Energieeffizienz ist in aller Munde und wird mit immer neuen Energieeffizienzklassen vorangetrieben. Wie gehen Antriebstechnikhersteller diesen Weg mit und wie denken sie vor? ke-NEXT-Redakteur Florian Blum sprach mit Dr. Omar Sadi, technischer Geschäftsführer bei Getriebebau Nord.

Dr. Omar Sadi
Dr. Omar Sadi sieht die rasante Entwicklung energieeffizienter Antriebe als große Chance.

Welche Motivation steckt hinter der Entscheidung von Nord, bei dem Motorenangebot für IE3 Premium Efficiency schon ab 0,12 Kilowatt anzusetzen - zumal in diesem Bereich kein Zugzwang besteht?
Das ist allerdings richtig - da gibt es keinen Zugzwang. Unsere Verkaufszahlen zeigen jedoch, dass im unteren Leistungsbereich sehr hohe Stückzahlen laufen. Das wiederum zeigt uns, dass das Einsparungspotenzial sehr hoch ist. Wir wollen unseren Kunden grundsätzlich optimierte Systeme bieten - und das heißt für uns, auch wenn es nicht von einer Richtlinie vorgeben ist, sogar bis 0,12 Kilowatt. Anlagenbauer sollen von Nord ein komplettes System erhalten, das energetisch aufeinander abgestimmt ist. Hier möchten wir ein Stück weit Vorreiter sein - auch jenseits von Vorgaben. Dazu kommt, dass kleinere Motoren im Leistungsbereich von 0,12 bis 0,75 Kilowatt einen großen Anteil aller Antriebsanwendungen ausmachen.

Sie führen auch Tests zur Systemeffizienz gemäß der jüngsten Ökodesign-Norm EN 50598-2 durch, habe ich gehört?
Bei diesen Test geht es unter anderem um die Frage: Wie erweitere ich meine Energieeinsparung? Bis heute spricht man von Energieeinsparung bei Motoren. Diese sind als Energieverbraucher in IE-Klassen gelistet. Nun kann man auch einen Schritt weiter in die ganzheitliche Systembetrachtung gehen und beispielsweise einen Frequenzumrichter hinzuziehen. Solche Produkterweiterungsansätze setzen sich fort über Getriebe oder Pumpen und reichen bis hin zum Anlagenbau. Am Ende geht es immer darum, das Gesamtsystem energetisch zu betrachten und die Einsparpotenziale darzustellen. Auch wir von Nord haben unsere Motoren und Frequenzumrichter hinsichtlich acht Betriebspunkten gemessen. Auf diese Weise lassen sich Verluste des Frequenzumrichters und des Motors in Watt ausrechnen. Die Testreihen haben sowohl für Nord-Umrichter als auch für Systeme aus Umrichtern und energieeffizienten Motoren Verlustleistungen weit unter den Referenzwerten der EN 50598-2 ergeben

Was denken Sie? Wie werden sich energieeffiziente Antriebe in den nächsten Jahren weiterentwickeln und wie begleitet Nord diesen Weg?
Wir beobachten eine hohe Marktdynamik. So sind inzwischen, nach IE3, auch entsprechende IE4-Wirkungsgrade definiert. Und sogar IE5 ist bereits im Gespräch. Auch Nord bietet IE4-Motoren - synchron, asynchron und serienreif in den Achshöhen 80, 90, 100. Entsprechend unserer Systemstärke liefern wir diese in Kombination mit unseren Frequenzumrichtern. Wir sehen außerdem das Thema Intelligenz als zentralen Trend, den wir heute schon mit unseren Antrieben verwirklichen. Industrie 4.0 bedeutet für uns vernetzbare Antriebe, die gleichzeitig sicher und energieeffizient laufen.

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