High-Riser liegen – nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Urbanisierung – also im Trend. Der UltraRope hat eine Wende in der Aufzugstechnologie ermöglicht, nicht nur wegen der größeren Förderhöhen, sondern auch aufgrund seiner höheren Energie- und Materialeffizienz. Noch gewagter ist der Plan eines amerikanischen Unternehmens, bis 2 025 einen Fahrstuhl zum Mond zu bauen. Auch hier sind neue Seil-Materialien im Spiel, etwa aus Kohlenstoffnanoröhrchen, der UHMW-Polyethylen-Faser Dyneema oder Graphen, die alle die Reißfestigkeit herkömmlicher Stahlseile um ein Vielfaches übertreffen (Quelle: Wikipedia/Weltraumlift). Der Fahrstuhl selbst soll an einem Karbon-Kabel hinaufklettern, das zum einen mit einer Raumstation im All verbunden und zum anderen auf dem Mond verankert werden soll.

LiKoS-BlackBox von Dekra -
Fernüberwachung für Aufzüge: Mit der LiKoS-BlackBox hat Dekra ein automatisches Fernüberwachungssystem entwickelt, das einfach auf jeder Aufzugsanlage installiert werden kann und den Betreiber ständig über den Zustand des Aufzugs informiert. (Bild: Dekra)

Auch ThyssenKrupp will hoch hinaus und setzt dazu erstmals Linearmotoren an Aufzugskabinen ein: Die Multi-Aufzugstechnologie soll Beförderungskapazität und Effizienz erhöhen. Gleichzeitig ist das System platzsparender. Zusätzlich gehören Spitzenlasten beim Stromverbrauch durch anfahrende Aufzüge der Vergangenheit an. Durch mehrere Kabinen im gleichen Schacht, die sich vertikal und erstmals auch horizontal bewegen, sind unterschiedliche Höhen, Formen und Nutzungskonzepte von Gebäuden möglich. Das System bewegt sich in einem Umlaufsystem mit einer Geschwindigkeit von bis zu fünf Meter pro Sekunde. Dadurch erhalten Passagiere alle 15 bis 30 Sekunden Zugang zu einer Aufzugskabine. Den ersten Prototyp testet das Unternehmen ab 2016.

Mit dem Multi-System macht die Aufzugsindustrie einen Schritt nach vorn: Die Beförderungslösung eignet sich für Gebäude mittlerer und großer Höhe. Das Besondere an dem Konzept: Mehrere Kabinen, die unabhängig voneinander fahren, nutzen den gleichen Aufzugsschacht. Realität wird diese Vision durch den Antrieb per Linearmotor. Der Linearantrieb ermöglicht also die horizontale und vertikale Bewegung des Aufzugs.
Das nötige Know-how eignete sich das Unternehmen beim Transrapid-Projekt an. Ähnlich wie im Paternoster können mehrere selbstfahrende Aufzugskabinen pro Schacht in einem Umlaufsystem betrieben werden. Dadurch erhöht sich die Beförderungskapazität in einem Schacht um bis zu 50 Prozent.

Der Kone ProSpace -
Der Kone ProSpace lässt sich sich sehr gut nachträglich auch ohne große Abrissarbeiten ins Treppenhaus integrieren. Die Schachtkonstruktion – hier aus weiß lackierten Stahl- und Glaselementen – sorgt dafür, dass das Treppenhaus transparent und hell bleibt. (Bild: Kone)

Das seillose System erhält ein mehrstufiges Bremssystem und eine berührungslose Energieübertragung (IPT) vom Schacht auf die Kabine. Es kommt daher mit kleineren Schächten als herkömmliche Aufzüge aus. Das Unternehmen rechnet damit, dass sich die Nutz- und Wohnfläche eines Gebäudes damit um bis zu einem Viertel erhöht.

Das System eignet sich besonders für Gebäudehöhen ab 300 Meter, wobei es auch unterhalb dieser Höhe eingesetzt werden kann. Interessant ist dabei, dass die Gebäudekonstruktion nicht länger durch die Höhe oder die vertikale Anordnung der Aufzugsschächte eingeschränkt wird. Beim Multi wendet das Unternehmen das Steuersystem und die Sicherheitsmerkmale des Twin-Systems an. Darüber hinaus ergänzen neue Elemente das Konzept: Bei der Entwicklung von Kabine und Türen setzt das Unternehmen neue Materialien in Leichtbauweise ein. Dies senkt das Gewicht um 50 Prozent im Vergleich zu Standardaufzügen.

Die Big-4 der Aufzugsbranche

Leichter und schneller
Kone, Otis, Schindler und ThyssenKrupp Elevator sind die vier großen Player in der Aufzugsbranche, die weltweit den Markt beherrschen. Sie bieten sowohl Aufzüge als auch Fahrtreppen an. Mit ihren Innovationen sind sie Treiber für neue Technologien:
Ein sehr leichtes Aufzugsseil mit Kohlefaserkern von Kone, durch das die Aufzugsförderhöhe auf 1 000 m verdoppelt werden kann.

Die Port-Technologie von Schindler als digitale Weiterentwicklung der Zielrufsteuerung. Port ist ein universelles Kommunikationssystem, welches im ganzen Gebäude vernetzt ist. Indem sich die Nutzer am System identifizieren, kann diese Technologie die Wege aller Personen im Gebäude planen, Zugänge kontrollieren und so den Betrieb des gesamten Gebäudes optimieren.

Steuerungen im Niederspannungsbereich (48 V) von Otis, die im Vergleich zu klassischen Steuerungen (230 V) kleiner und günstiger sind und bei denen Netzinstabilitäten durch Batteriespeicher ausgeglichen werden können.

Der Multi als erstes seilloses Mehrkabinenaufzugssystem der Welt: Die Monopolstellung des konventionellen Aufzugs geht zu Ende – 160 Jahre nach seiner Erfindung. ThyssenKrupp setzt erstmals Linearmotoren an Aufzugskabinen ein und überträgt Nahverkehrskonzepte mit Haupt- und Zubringerstrecken auf den Personentransport innerhalb von Gebäuden.

Ein Fahrsteig mit zwei Geschwindigkeiten, der mit 0,65 m/s startet und im Mittelteil fließend auf 2 m/s beschleunigt. Für eine Fahrtstrecke von 270 m brauchen die Passagiere nur noch 140 statt 415 Sekunden (ThyssenKrupp 2014).

Das Internet der Aufzüge

Auch im Aufzugsbau geht der Trend von der Mechanik hin zu immer höheren Elektronik- und Softwareanteilen. Produkte, Prozesse und Dienstleistungen werden miteinander zu Smart Services verknüpft. Aufzugsanlagen werden mit Sensoren ausgestattet und erheben als vernetzte physische Plattformen ständig Daten. So überwacht etwa die BlackBox von Dekra, basierend auf dem patentierten Liftkontrollsystem LiKoS, Aufzugsfahrten an bis zu 1 000 Messpunkten pro Sekunde. Die Messsysteme erfassen kontinuierlich die Kabinenposition, regis-trieren unter anderem Vibrationen und Verschleiß. Diese permanente Zustandsüberwachung stellt alle Anlagendaten zentral abrufbereit. Die Messdatenerfassung soll auch zur Sicherheit der Aufzugsanlagen beitragen. Denn seit der Neufassung der Betriebssicherheitsverordnung, die am 1. Juni 2015 in Kraft trat, müssen auch Aufzüge künftig mit einer Prüfplakette beweisen, dass sie frei von betrieblichen Mängeln sind. Das wäre wünschenswert, da laut Anlagensicherheitsreport 2015 des TÜV nicht einmal die Hälfte aller von ihm geprüften Aufzugsanlagen in unterschiedlichen Ausprägungen mängelfrei waren – 3 300 mussten 2014 sofort stillgelegt werden, da sie eine akute Gefahr für Benutzer darstellten. Und viel schlimmer – 150 000 Aufzüge wurden überhaupt nicht geprüft.

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