Prof. Manfred Wehrheim, Prorektor Forschung und Transfer, und Prof. Josef Kurfess, bisheriger Leiter

Prof. Manfred Wehrheim, Prorektor Forschung und Transfer, und Prof. Josef Kurfess, bisheriger Leiter des Aufbaustudiengangs, im Hydrauliklabor an der Hochschule Ulm . (Bild: fluid/do)

Hydraulik ist in vielen Maschinen unersetzlich, beispielsweise in Kranen und Nutzfahrzeugen. Dennoch plagt viele der Unternehmen in diesem Bereich der Nachwuchsmangel. „Die Hydraulik generiert nicht so viel Interesse wie zum Beispiel der Automotive-Bereich“, erklärt Rainer Janz von Bantleon. Besonders im süddeutschen Raum um Ulm, wo viele Hersteller von Hydraulik-Komponenten und -Systemen sitzen, macht sich das bemerkbar.

Um das Blatt zu wenden, stieß Manfred Tries, Ehrensenator an der Hochschule Ulm und Gesellschaftergeschäftsführer von Tries, eine Kooperation aus Industrie und Forschung an. Mit einer Stiftungsprofessur, so die Idee, ließe sich nicht nur der Nachwuchsmangel mildern, sondern gleichzeitig die Innovationskraft der ansässigen Industrie steigern.

Mitstreiter waren bald gefunden. Nach einem ersten Treffen im Juli 2011 gründeten schließlich die IHK Ulm, die Hochschule Ulm und eine Gruppe von 15 Unternehmen am 1. Januar 2012 das Kompetenzzentrum Hydraulik. Die Kosten für die Stiftungsprofessur teilen sich IHK und Industrie, während die Hochschule Büros und Labore stellt. Anders als beispielsweise beim Forschungsfonds Fluidtechnik zahlen die Unternehmen unabhängig vom Umsatz den gleichen Beitrag von 15.000 Euro pro Jahr. Das Konzept zog weitere Interessenten an, inzwischen beteiligen sich 20 Unternehmen.

Nach fünf Jahren sollen Professor und wissenschaftliche Mitarbeiter auf eigenen Füßen stehen und sich über Forschungsaufträge finanzieren. Gerhard Gaule, Prokurist bei Bantleon und Vorsitzender des Kompetenzzentrums, erklärt: „Das Ganze soll schnell, flexibel und sehr praxisnah ablaufen.“ Die Arbeit an den Universitäten erfordere für Unternehmen aktuell ein zu großes Portemonnaie, kritisiert der Vorsitzende. In Ulm hingegen soll Forschung zielgerichtet und teilweise ohne Veröffentlichung der Ergebnisse stattfinden. Damit lohne sich die Zusammenarbeit mit der Hochschule auch für mittelständische Unternehmen.

Professor gesucht

Einen geeigneten Kandidaten für die Professur zu finden, war schwierig: Die Person sollte sowohl fachlich als auch menschlich überzeugen, idealerweise aus der Wirtschaft kommen und abschätzen können, welche Lösung ein Unternehmen benötigt beziehungsweise ob ein Projekt Aussichten auf Erfolg hat. Daneben braucht es eine bestimmte Art Persönlichkeit, um einen Studiengang zu leiten und Forschungsgelder einzusammeln.

„Damit mache ich mein Hobby zum Beruf“, kommentierte Mathias Niebergall seine Entscheidung als Professor tätig zu werden.

„Damit mache ich mein Hobby zum Beruf“, kommentierte Mathias Niebergall seine Entscheidung, als Professor tätig zu werden.

Bei der Beiratssitzung am 9. Oktober verkündete Professor Manfred Wehrheim schließlich: Mit Wirkung zum ersten November wird Mathias Niebergall Professor des Studiengangs. Er war zuvor bei Bosch Rexroth in verschiedenen leitenden, entwicklungsnahen Stabsfunktionen im Bereich der Antriebe und Steuerungen mobiler Arbeitsmaschinen tätig. Niebergall begann seine Karriere mit einer gewerblichen Feinmechanikerausbildung. Im Anschluss studierte er Maschinenbau an der Universität Kassel und promovierte dort bei Professor Hubert Hahn im Fachgebiet Regelungstechnik und Systemdynamik.

Von 1996 bis 2004 arbeitete er bei Robert Bosch zunächst vier Jahre im Bereich „elektrohydraulische Steuerungen für Pkw-Automatgetriebe“ an der Entwicklung von Magnetventilen. Danach baute er dort ein Simulationsteam für hydraulische und elektromagnetische Komponenten und Systeme auf. 2004 wechselte Mathias Niebergall zu Bosch Rexroth. 2014 nahm er den Ruf der Hochschule Ulm an und ergriff damit die Chance wieder intensiv an naturwissenschaftlich-technischen Inhalten in Forschung und Lehre zu arbeiten. „Damit mache ich mein Hobby zum Beruf“, erklärte der Professor.

Das Angebot an der Hochschule richtet sich nicht nur an Studenten: Auch Techniker, Meister und Fachwirte können die Kurse besuchen. Von den fünf Modulen stehen ihnen die ersten drei offen: Ölhydraulik, Mobilhydraulik, Druckflüssigkeiten und Dichtungen (1200 Euro Studiengebühr, 100 Euro Prüfungsgebühr). Sie qualifizieren sich damit zur „Geprüften Fachkraft Hydraulik“.

Studenten und Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik und Wirtschaftsingenieurwesen absolvieren im weiterbildenden Studium zusätzlich die Module „Simulation hydraulischer Systeme“ sowie „Elektronik und spezielle Hydrauliksysteme“. Bei Erfolg erhalten sie den Titel „Zertifizierter Fachingenieur Hydraulik“. Fünf Absolventen hat der Studiengang bereits. Professor Josef Kurfess, der den Aufbaustudiengang bisher als Stellvertreter leitete, erwartet Ende dieses Semesters 13 Absolventen, 112 Teilnehmer haben sich für die Kurse angemeldet.

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