Was die dezentrale Zylinder-/Ventilkombination von Norgren leistet  1

Ohne Frage: Norgren hat revolutionäre Denkansätze in ein nutzwertorientiertes Produkt überführt. Von dem sogenannten IVAC-Pneumatikzylinder ist hier die Rede. Mit dem All-in-one-Antriebspaket lassen sich massiv Energie- und Betriebskosten reduzieren. Die Produktneuheit verfügt aber auch noch über andere Stärken.

Lange Zeit bevor der zentnerschwere Theatervorhang emporgehievt wird, bevor die Premierengäste gespannt ihre Operngläser an die Augen pressen, arbeiten die Darsteller engagiert am neuen Stück. Das war im niederrheinischen Alpen bei der Firma Norgren, bekannt als Lösungsanbieter für pneumatische und fluidtechnische Anwendungen, nicht anders, als es darum ging, ein völlig neues Pneumatikprodukt auf den Weg zu bringen: den IVAC-Zylinder. Und bevor Fragen aufkommen sei an dieser Stelle erklärt: Das Kürzel steht für Integrated Valve Actuator Control. Ein bisschen kann man an der englischen Terminologie schon ablesen, um was er hier geht. Mit der folgenden Geschichte sollen aber sämtliche Unklarheiten beseitigt werden. Deshalb der Reihe nach.

IVAC-Zylinder von Norgren

Der IVAC-Zylinder von Norgren: eine komplette, gewichtsoptimierte dezentrale Zylinder-/Ventilkombination zur Lösung vieler Aufgaben.

Eines noch vorab: Das Rad ist wirklich groß, das in Alpen gedreht wurde und noch wird. Die Werbetrommel wird für den IVAC-Zylinder so kräftig gedreht wie schon lange für kein Produkt mehr. Dazu Bernward Sprünken, Leiter Business Development: „Wir haben uns zuletzt im Rahmen von Kampagnen stark gemacht für kolbenstangenlose Pneumatikzylinder der Baureihe Lintra sowie für das Druckluftaufbereitungskonzept Excelon Pro. Bei IVAC handelt es sich um eine vollkommen neuartige, innovative Lösung mit revolutionären Denkansätzen. So gesehen stellt die IVAC-Kampagne schon etwas Außergewöhnliches dar, weil wir davon überzeugt sind, dass die Zylinderneuheit auch etwas Besonderes ist.“

All in one und anschlussfertig

Welchen Nutzwert nun die IVAC-Entwicklung den Anwendern bietet, lässt sich am besten an Applikationen ablesen. Dazu folgendes Szenario und das sind Fakten: In der Getränke-, Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie sowie in der Förder- und Handhabungstechnik werden Anlagen mit viel Aufwand an Material und Energie betrieben. Nicht zuletzt deshalb sind hier effiziente und wirtschaftliche Lösungen für die Prozesssteuerung gefragt. In einem Logistikzentrum beispielsweise steuern und regeln unzählige Pneumatikzylinder und -ventile, Magnetschalter, Schaltschränke und hunderte Meter von Druckluftleitungen den Warenfluss. So ist die Frage mehr als berechtigt: geht das nicht einfacher und wirtschaftlicher? Klar ist: weniger Einzelkomponenten, vereinfachte Montage und reduzierte Verschlauchung würde eine Menge Kosten sparen und obendrein den Aufwand für Energie und Logistik senken. Ideal wäre eine dezentrale Zylinder-/Ventilkombination.

Dietmar Grün„Uns ist es unmittelbar nach der Markteinführung gelungen, Kunden von der IVAC-Lösung zu begeistern und Schlüsselkunden zu gewinnen.“
Dietmar Grün, Norgren

Norgren hat sich dieser Aufgabenstellung angenommen und mit dem IVAC-Zylinder einen Weg gefunden. Klar definiertes Ziel bei der Produktentwicklung war: eine effiziente und wirtschaftliche Pneumatiklösung. Zylinder, Haupt- und Pilotventile, Magnetschalter und Geschwindigkeitsregulierung sind nun in einer Einheit zusammengefasst – all in one und anschlussfertig. Ralph Riedel, technischer Leiter und Prokurist bei Norgren, ergänzt: „Mit dem IVAC werden die Total Costs of Ownership nachhaltig optimiert. Was zuvor sehr aufwendig mit vielen Einzelkomponenten realisiert wurde, übernehmen jetzt die IVAC-Zylinder in neuen und nachgerüsteten Anlagen.“

IVAC-Zylinder von Norgren

Der IVAC-Zylinder von Norgren

Mehr Sicherheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit

Bernward Sprünken weist darauf hin, dass sich die Zylinder bereits vielfach bewährt hätten, auch unter extremen Bedingungen wie zum Beispiel in der Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie: „Aggressive Reinigungsmittel sind kein Problem. Die Zylinder funktionieren reibungslos auch in schmutziger Umgebung. Und sie kommen auch mit hohen Drücken und starken Temperaturwechseln klar. Ich möchte den Nutzwert für den Anwender so zusammenfassen: mehr Sicherheit, mehr Effizienz, mehr Wirtschaftlichkeit. In unserem IVAC ist alles drin.“

Nun liegt die Markteinführung gerade mal erst neun Monate zurück und dennoch gedeiht das „Baby“ schon richtig kräftig, so dass eine erste Zwischenbilanz durchaus Sinn macht. Und die zieht Dietmar Grün vom Business Development: „Uns ist es unmittelbar nach der Markteinführung im dritten Quartal 2012 gelungen, Kunden von der IVAC-Lösung zu begeistern und Schlüsselkunden zu gewinnen.“ Entwickler Ralph Riedel fügt hinzu: „Wir können definitiv sagen: die Markteinführung ist gelungen.“

Warum der Erfolgsweg so ist, wie er ist, hat auch mit der Entstehungsgeschichte von IVAC zu tun. Dazu muss man aber wissen, was es mit der Norgren-Kernbotschaft „Wir liefern Engineering Advantage“ auf sich hat und die erklärt Bernward Sprünken so: „Wir müssen primär wissen, was unsere Kunden wirklich brauchen. Diese Informationen, unser technisches Know-how und Wissen um Normen, Richtlinien und vieles mehr ergeben dann – innerhalb von Norgren vernetzt – das, was wir Engineering Advantage nennen. Nämlich die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen mit unseren Produkten und Leistungen für unsere Kunden.“

Ralph Riedel„Wenn man so will, haben uns Kundenanregungen in der Entwicklung angeregt.“
Ralph Riedel, Norgren

Auch für die Nachrüstung geeignet

So erklärt sich schließlich die Frage hinsichtlich der Ideenfindung im Falle IVAC von ganz alleine. „Der IVAC steht bei Norgren für Engineering Advantage und ist als Ergebnis entstanden aus den Anforderungen unserer Kunden, gepaart mit der Kreativität unserer Entwicklungsingenieure. Darüber hinaus nimmt IVAC das in Verbindung mit Pneumatik essentielle Thema Energieeinsparung auf“, betont Sprünken. Riedel ergänzt: „Wenn man so will und salopp formuliert: Kundenanregungen haben uns in der Entwicklung angeregt.“

Der Frage nach dem anvisierten Umsatzziel weichen die Norgren-Manager zwar nicht aus, bleiben in der Antwort aber nachvollziehbar vage. So spricht Business Development-Manager Sprünken davon, dass man sich sehr ambitionierte Ziele gesteckt hätte und zuversichtlich sei, diese auch zu erreichen. „Sonst wäre der große Aufwand auch nicht betrieben worden“, sagt Dietmar Grün.

IVAC-Antriebe

IVAC-Antriebe haben sich bereits vielfach bewährt – auch unter extremen Bedingungen wie in der Nahrungsmittel-, Getränke- und Verpackungsindustrie.

Dass man bei IVAC gleich eine Reihe von Optionen und Varianten auf den Weg gebracht hat, versteht sich bei Norgren von selbst. Neben der Industrie-Variante (IP65) für den allgemeinen Maschinenbau gibt es die Cleanline-Variante (IP67) für leichte Generalreinigung, mit der Erstausstatter Hygienebestimmungen einfacher und kostengünstiger einhalten können. Die Erstausstatter können von allen diesen Vorteilen profitieren, ohne mechanische Konstruktionsänderungen vornehmen zu müssen, da die IVAC-Produkte den ISO 15552-Abmessungen entsprechen. Die einzelne M12-Verbindung für Eingang und Ausgang kann fest verdrahtet oder an ein Feldbussystem gesteckt werden, unabhängig davon, welches Protokoll verwendet wird.

IVAC ist ein gewicht- und raumoptimierter Antrieb, der in den Nenndurchmessern 32 bis 100 mm verfügbar ist und integrierte Ventil- und Magnetschalter für eine vollständige Antriebssteuerung aufweist. Das gute Stück kann nachgerüstet oder in neue Systeme integriert werden, wobei jede Einheit nur einen pneumatischen und einen elektrischen Anschluss benötigt, so dass nicht länger mehrere Ventile oder Ventilinseln, Komponenten, Leitungen und Zubehörteile erforderlich sind.

Hinsichtlich der Einführung der unterschiedlichen Baugrößen ist Norgren nach einem klar strukturierten Plan vorgegangen. Ralph Riedel erklärt: „Wir hatten uns zunächst auf den Durchmesserbereich 40 bis 80 mm konzentriert und die Zylinderdurchmesser 32 und 100 mm nachgeschoben. Unsere im Vorfeld gemachten Marktanalysen haben uns im Wesentlichen zu dieser Vorgehensweise geführt. Wenn man nun in die Zukunft blickt, dann möchte ich eine nochmalige Programmerweiterung nicht ausschließen.“
Auf die Frage, ob denn die Produktneuheit zum Patent angemeldet worden sei, antwortet Norgren-Technikchef Riedel: „Ja, die wesentlichen Elemente der IVAC-Baureihe wurden zum Patent angemeldet.“ Überhaupt würden seiner Aussage zufolge Patente für Norgren eine wesentliches Element zur Sicherung von Know-how darstellen.

Wie vielschichtig das IVAC-Antriebspaket mittlerweile vom Markt angenommen wird, sollen zwei Beispiele belegen. Dazu Dietmar Grün: „Kontaminationen zu vermeiden ist besonders wichtig, wenn es beim Betrieb auf die Hygiene ankommt, und der IVAC-Zylinder hat bereits für beträchtliches Interesse bei potenziellen Anwendern, Entwicklungsingenieuren, Produktionsleitern und Wartungsingenieuren für eine ganze Reihe von Anwendungen, bei denen bei der Hygiene keine Abstriche gemacht werden können, gesorgt.“ Ein Hersteller von Fassabfüllsystemen profitiert bereits von den Vorteilen des IVAC. Bei dieser Anwendung sorgt der Zylinder für das Fixieren von Systemfässern auf den Behandlungsköpfen von Reinigungs- und Füllmaschinen.

Bernward Sprünken„Bei IVAC handelt es sich um eine innovative Lösung mit revolutionären Denkansätzen.“
Bernward Sprünken, Norgren

Enorm hohe Energieeinsparung

Und das zweite Fallbeispiel: Norgren hat mit IVAC kürzlich eine Anwendung im Bereich Kraftwerkstechnik zur Lanzensteuerung realisiert, bei der neben den bereits erwähnten Vorteilen zusätzlich eine bestimmte Anforderung an den Explosionsschutz (Atex) gestellt wurde. Bernward Sprünken: „Die Lösung wurde von unseren Ingenieuren kurzfristig umgesetzt und der Kunde bereits beliefert. Dennoch war die Aufgabenstellung für uns eine große Herausforderung, da wir am Ventil einige Anpassungen vornehmen mussten.“

Besonders am Herzen liegt den drei Norgren-Managern der Hinweis auf die enorme Energieeinsparung, die IVAC möglich macht. Stellvertretend für das Team sagt Ralph Riedel: „Durch den Wegfall von Luftleitungen zwischen den Ventilen und Antrieben wird Totvolumen minimiert, wodurch sich der Luftverbrauch um bis zu 50 Prozent verringert, was die Kosten pro Millimeter Hub im Vergleich zu konventionellen pneumatischen Systemen erheblich reduziert. Bei einer Maschine mit zwei Millionen Zyklen pro Jahr führt das zu enormen Energieeinsparungen, so dass sich die Investitionskosten für ein IVAC-Produkt innerhalb eines Jahres amortisieren.“ Fazit: Alle drei Norgren-Mitarbeiter berichten übereinstimmend von einer gelungenen Markteinführung der Produktneuheit. Riedel fokussiert seinen Wunsch hinsichtlich der Weiterentwicklung des Unternehmens in den nächsten Jahren nachvollziehbar auf den IVAC: „Ich wünsche mir aus dem Blickwinkel der Entwicklung, dass dieses Produkt genauso einschlägt, wie wir uns das anfangs auch erhofft hatten. Es ist unser Ziel, möglichst viele Kunden von diesem Konzept zu überzeugen. Der Start jedenfalls, diese Zwischenbilanz können wir heute schon ziehen, ist gelungen.“

Naheliegend ist, diesen Konzeptgedanken auch auf andere Produktgattungen zu übertragen. fluid wird ein Auge darauf werfen. Aber bei Norgren kann man sich schon sicher sein, dass Marktstrategen dieses Potenzial längst erkannt haben.

Autor: Franz Graf, Chefredakteur

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