Genügen auch den strengen EU-Richtlinien: FDA-konforme Dichtelemente aus ECOPUR 95A-bl FG von SKF

Genügen auch den strengen EU-Richtlinien: FDA-konforme Dichtelemente aus ECOPUR 95A-bl FG von SKF Economos.

Immer wieder spricht Thomas Deigner im Zusammenhang mit kundenspezifischen Dichtungslösungen von „Innovationen an einem Tag“. Für den Geschäftsführer von SKF Economos Deutschland keine Utopie, sondern tägliches Brot. Dadurch ausgelöst ist auch ein neuer PU-Dichtungswerkstoff für den Lebensmittelbereich entstanden, der die anspruchsvollen EU-Richtlinien erfüllt.

Wo SKF draufsteht, müssen nicht zwangsläufig Wälzlager drinnen sein. Bei dem Besuch im schwäbischen Bietigheim-Bissingen bei der SKF Economos Deutschland GmbH dreht sich das Gespräch beinahe ausschließlich um Dichtungen. Etwas konkreter: um gedrehte und gespritzte Dichtungen. Und jeder, der sich mit der Dichtungstechnik auskennt, weiß, dass das Wohl und Wehe einer Dichtungslösung primär vom Werkstoff abhängt. Dass auf diesem Sektor die 140 Mitarbeiter von SKF Economos wieder einmal etwas Spektakuläres auf den Weg gebracht haben, kommt nicht zum ersten Mal vor. Von einem neuen PU-Dichtungswerkstoff für den Lebensmittelbereich, der die strengen EU-Anforderungen erfüllt, ist hier die Rede. Aber der Reihe nach.

Müsste man mit einem Satz beschreiben, was in den Fertigungshallen von SKF Economos in Bietigheim-Bissingen geschieht, ließe sich das Geschehen im Wesentlichen so auf den Punkt bringen: Maßgeschneidertes von der Stange. Und Geschäftsführer Thomas Deigner, der in früheren Jahren bei anderen Dichtungsherstellern enorm viel Erfahrung gesammelt hat, präsentiert mit viel Herzblut beim Betriebsrundgang, wie auf einer modernen, computergesteuerten Drehmaschine beispielsweise aus einer roten Kunststoffstange kleine Dichtungen mit komplexem Profil werden. Dann führt er vor, wie sich ein Dichtungsprofil direkt an der Maschine auch modifizieren lässt – kundenspezifisch eben.

Basis des Geschäftsmodells ist, dass SKF Economos zur schnellen Entwicklung und Realisierung von Dichtungslösungen mit insgesamt 19 Vertriebs- und Niederlassungsstandorten eine flächendeckende Vorort-Betreuung mit kurzen Wegen sicherstellt. Vor diesem Hintergrund ergibt es sich geradezu zwangsläufig, dass Techniker und Ingenieure beinahe in jedem Branchensegment intensiv das Ohr am Markt haben: vom Bergbau über die Hüttenindustrie und Werkzeugmaschinen bis hin zum Schiffbau, Öl- und Gasbereich.

Letztendlich aber ist es von der Qualifizierung der Mitarbeiter abhängig, ob ein Produkt beim Kunden einschlägt oder zum Ladenhüter wird. Thomas Deigner konkretisiert: „Wir haben Produktverantwortliche in den jeweiligen Standorten sitzen, die jeden Mitarbeiter, der in Deutschland unterwegs ist, technisch unterstützen können. Der Produktspezialist ist auch zugleich für die Fertigung der entsprechenden Produktlinie verantwortlich. Der weiß exakt, welche Maschinentechnik zur Verfügung steht. Damit bekommen wir es auch automatisiert hin, dass der, der an den Markt geht, vom Kunden gesteuert wird.“

Auf diesem Weg ist auch ein neuer PU-Dichtungswerkstoff für den Lebensmittelbereich entstanden, der den strengen EU-Anforderungen gerecht wird (siehe Kastentext). Dieser Werkstoff ist aufgrund von Marktanforderungen geboren worden. Durch Kunden, die speziell im Schokoladenbereich tätig sind.

Verschlussdeckel-Modul von SKF Economos

Verschlussdeckel-Modul von SKF Economos aus unterschiedlichen Kunststoffen mit Einsatztechnik sowie Dichtfunktion, chemisch beständig, vormontiert und montagefertig geliefert.

„Wir sind mit unseren Dichtungen so dicht beim Kunden, wie kein anderer“, betont Geschäftsführer Deigner und ergänzt: „Das zeigt sich über die Niederlassungsstruktur, das offenbart sich aber auch über die bereits angesprochene Qualifizierung unserer Mitarbeiter.“ Was darüber hinaus aber auch noch Teil der Firmenphilosophie von SKF Economos ist: der Kunde soll komplett versorgt werden. Der Diplomingenieur erklärt: „Das füllen wir mit Leben durch die Begrifflichkeit Dichtung plus. Soll heißen: Dichtung plus Zylinder, plus Kunststoffteile, plus gespritzte Dichtung. Also das komplette Paket.“
Dazu muss man wissen, dass zu den umfassenden Serviceangeboten von SKF Economos auch die Reparatur von Hydraulikzylindern gehört. Mehr noch: Ziel ist, den alten Zylindern nicht nur neues Leben einzuhauchen, sondern sie auch technisch zu verbessern. Auf neudeutsch: SKF Economos betreibt im Wesentlichen Retrofitting. Das Zentrum für den Hydraulikservice ist in Bergheim angesiedelt. Hintergrund: Im Jahr 2009 wurde die ehemalige Firma Central Hydraulik gekauft.

Was das Dichtungs-Portfolio von SKF Economos angeht, so gibt es kaum weiße Flecken. Gedrehte Dichtungen bilden das Kerngeschäft, ergänzend dazu sind aber auch gespritzte Dichtungen zu haben. Und vieles davon ist meist kundenspezifisch ausgerichtet. „Darüber hinaus verfügen wir natürlich auch über Katalogartikel. Aber da haben wir es natürlich sehr stark mit Wettbewerbsprodukten zu tun“, sagt Thomas Deigner. Wie breit das Unternehmen aufgestellt ist, offenbart sich auch daran, dass man in Bietigheim-Bissingen auch wasserstrahlgeschnittene Dichtungen produziert.

Thomas Deigner„Wir verfügen nicht nur über ein allumfassendes Dichtungs-Know-how, sondern auch über ein stattliches Anwendungs-Know-how.“
Thomas Deigner, SKF Economos Deutschland

Ein umsatzbezogen wichtiger Produktbereich seien auch Kunststoffteile, betont der Geschäftsführer. Die Basis dafür wurde 2006 mit der Übernahme der Kolmer Kunststofftechnik GmbH geschaffen. Den Angaben von Deigner zufolge reiche dieser Produktbereich bis in die Thermoplaste hinein, habe die flüssige Anwendung im Fokus und würde über die gespante Kunststofftechnik querbeet im Anlagenbau, in der Prozesstechnik, aber auch in der Messtechnik eingesetzt.

Wenn es um das Produktprogramm geht, liegt Thomas Deigner besonders Dichtung plus am Herzen. Und weil ihm dieses Produktkonzept so wichtig ist, weist er noch auf folgenden Tatbestand hin: „Dichtung plus ist der Hydraulik- oder Pneumatikzylinder, aber auch der wasserbetriebene Zylinder. Wir sind aber nicht die Firma, die über einen Neuzylinderkatalog verfügt und dementsprechend am Markt auftritt. Wir produzieren anwendungsspezifische Neuzylinder, die dem Kunden einen speziellen Nutzen für seine Applikation bieten.“

Der neue PU-Dichtungswerkstoff

Dichtungstechnik-App von SKF

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
Allerlei Know-how steckt in dem neuen Polyurethan-Compound für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. SKF Economos bietet erstmals einen hochwertigen Dichtungswerkstoff auf PU-Basis an, der die strengen Anforderungen der EU-Richtlinie EC 1935/2004 erfüllt. Der blaue Dichtungswerkstoff ECOPUR 95A-bl FG ist darüber hinaus auch FDA-konform. Mit dem Material können Abstreifer, Rotations-, Kolben- und Stangendichtungen für die Fleischverarbeitung sowie sehr widerstandsfähige Dichtelemente für die Getränke-, Milch- und Schokoladenindustrie nach anwendungsspezifischen Vorgaben gefertigt werden. Wie schon die bewährte FDA-konforme Variante H-ECOPUR verfügt auch ECOPUR 95A-bl FG über eine hohe Verschleiß- und Reißfestigkeit sowie über einen niedrigen Druckverformungsrest. Darüber hinaus deckt der neue Werkstoff das Temperaturspektrum von -50°C bis +110°C ab. Im Prozess machen sich diese hervorragenden mechanischen Eigenschaften durch verlängerte Standzeiten bemerkbar: ein zusätzlicher Vorteil für Anlagenhersteller und Anwender in der Food and Beverage-Industrie. PU-Dichtungswerkstoffe von SKF Economos verfügen darüber hinaus über eine gute Resistenz gegenüber Reinigungsmedien wie beispielsweise 3% Natronlauge bis 85°C. Neben den genannten PU-Werkstoffen bietet der Dichtungsspezialist ein breites Spektrum zusätzlicher Werkstoffe für lebensmitteltechnische Anwendungen an, darunter Elastomere, PTFE und Compounds sowie Thermoplaste und verschiedene weitere Spezialmaterialien. Zu den lieferbaren Konformitäten gehören unter anderem FDA § 177.2600, CFR 21, USA, EC 1935/2004, EC 10/2011 (EC 2002/72) oder BfRXXI/4 (XXXIX/1) BGA. Aufgrund des SKF-Seal-Jet-Fertigungsverfahrens lassen sich Dichtungslösungen aus dafür geeigneten Werkstoffen spanend oder auch als gespritzte Großserien herstellen.

Flüssige Schokolade benötigt andere Dichtkante

Die Begrifflichkeit Dichtung plus schließt aber auch Formteile ein. Aus der Dichtung wird dann beispielsweise ein Faltenbalg mit angedrehtem Abstreifer. Um bei diesem Beispiel zu bleiben. Dieser Weg kann zu einem einzigen Bauteil führen, das integriert hat: Faltenbalg plus Dichtung, plus Einschnappverbund, plus Klemmverbund, plus Axialausgleich. „Eine derartige Konstruktionsausführung kommt oft bei sehr kleinen Bauteilen zum Tragen, wo man sonst viele Ringe zusammenmontieren müsste und dann keine Wandstärken mehr übrig hat. Unsere Bauweise bietet dem Kunden natürlich einen gigantischen Nutzwert“, betont der Diplomingenieur.

Der Vollständigkeit halber seien an der Stelle noch die unterschiedlichen Dichtungsbauarten erwähnt, die sich im SKF Economos-Warenkorb finden: Sie sind grundsätzlich katalogisiert in translatorische Dichtungen. Das sind beispielsweise Hydraulik- und Pneumatikdichtungen, Abstreifer und Nutringe. Schließlich die Gruppe der Rotationsdichtungen; wichtigster Repräsentant ist hier sicherlich der Radialwellendichtring. Kunden erhalten von SKF Economos aber auch statische Dichtungen wie beispielsweise O-Ringe. An Ergänzungsprodukten verfügt das Unternehmen aber auch über Stütz- und Führungsringe.

SKF-Seal-Jet-Technik

Prototypen und Serien können nach Kundenspezifikationen gedreht mit der SKF-Seal-Jet-Technik gefertigt werden.

Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort von Thomas Deigner auf die Frage, auf welche aktuelle Produktentwicklung er denn besonders stolz sei: „Besonders stolz bin ich auf den neuen PU-Dichtungswerkstoff für die Lebensmittelindustrie, der die wirklich anspruchsvolle EU-Richtlinie EC 1935/2004 erfüllt. Unser blauer Dichtungswerkstoff mit der Bezeichnung ECOPUR 95A-bl FG ist darüber hinaus auch FDA-konform.“
Wichtig ist dem Geschäftsführer der Hinweis, dass SKF Economos schon von der ersten Stunde an über FDA-konforme Werkstoffe für die Lebensmittelbranche verfüge. Und dadurch, dass man es in diesem Anwendungsbereich losgelöst von der Hydraulik mit Fluiden zu tun hat, die flüssige Schokolade heißen, sei man hier mit einer anderen Art von Dichtkante konfrontiert. Deigner konkretisiert: „Mit dem von uns entwickelten neuen blauen Dichtungswerkstoff haben wir die Abriebproblematik, die beispielsweise durch Nuss- oder Kakaobestandteile kritisch ist, gut im Griff. Andererseits darf man auch nicht außer Acht lassen: Die EU-Regelung gilt ja nicht nur für Schokolade, sondern auch für Wurst, Fleisch oder Wasser. Und was die Beständigkeit gegenüber den unterschiedlichen Medien angeht – da sind wir schon wirklich erstklassig aufgestellt. Die sehr gute Werkstoffbasis ist ein wesentliche Stärke von uns.“

Auf die eigenen Stärken im Wettbewerbsumfeld angesprochen, sind Thomas Deigner primär zwei Aspekte wichtig. Zum einen der Marktzugang aufgrund des sehr breiten Produkt-Portfolios. Die zweite Stärke beschreibt der Geschäftsführer so: „Wir lassen den Kunden über den gesamten Produkt-Lebenszyklus, also von der Innovation an einem Tag, über die Serienteile bis hin zum Produktauslauf, nicht alleine. Damit erreichen wir auch eine erstklassige Kundenbindung. Eine weitere Stärke von uns ist, dass wir auch kleine Stückzahlen heutzutage noch produzieren wollen. Da werden Sie nicht viele Wettbewerber finden. Keine Frage: Natürlich sind auch wir kostengetrieben und auch wir benötigen die Serie, das wiederkehrende Teil.“

Wie realistisch die Bemerkung „Innovationen an einem Tag“ ist, macht der SKF Economos-Chef glaubhaft: „Unser Kunde kommt am Morgen und verlässt am Abend das Haus mit einer Lösung.“ Da bewahrheitet sich wieder einmal aufs Neue, wie wichtig der Marketing-Spruch „Wer zuerst kommt, sahnt ab“ auch für Zulieferer ist.

Autor: Franz Graf, Chefredakteur

25 Jahre SKF Economos

Jubel zum Jubiläum
Die SKF Economos Deutschland GmbH feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. 1988 als Tochter eines österreichischen Unternehmens gegründet, wurde schon sehr bald entschieden, in Deutschland eigene Standorte zu gründen. „Damit meinen wir im Grunde genommen kombinierte Vertriebs- und Fertigungsstandorte“, fügt Ralf Hummel hinzu. 1999 wurde schließlich die Zentrale in Bietigheim-Bissingen ins Leben gerufen. Und es ging rasant weiter. In den Jahren 2006 und 2009 hat das Management das Dichtungsgeschäft um die Produktbereiche Kunststofftechnik und Hydraulikzylinder-Reparatur erweitert. Die Expansion in den vergangenen Jahren hat aber auch dazu geführt, dass man über eine Werkserweiterung nachdenkt. Hummel konkretisiert: „Das Ende der Fahnenstange soll noch nicht erreicht sein. Wir überlegen schon seit einiger Zeit, was hier am Standort passieren soll. Das angrenzende Grundstück bietet uns die Möglichkeit einer stattlichen Werkserweiterung.“ Um die Aufzählung der Meilensteine abzurunden: 2006 erfolgte die Eingliederung in die schwedische SKF-Gruppe. Ralf Hummel betont, wenn er an die geplante Erweiterung denkt: „Innerhalb eines großen Konzerns wie dem SKF-Verbund tun sich natürlich ganz andere Möglichkeiten auf, die in Allein-Regie deutlich schwieriger umsetzbar wären.“ Seit 2005 nun wird SKF Economos Deutschland von Ralf Hummel und Thomas Deigner geleitet.
Was sich auf den ersten Blick für einen Außenstehenden nicht erschließt, sind die Hydraulikzylinder-Aktivitäten. Hummel macht es transparent und nachvollziehbar: „Das ist ja nichts, was wir als exotisches neues Geschäftsfeld hinzugenommen haben, sondern es passt zu unserem Kerngeschäft der Dichtungstechnik. Ein Zylinder lebt von der Dichtungslösung. So gesehen leisten wir im Grunde genommen keine Zylinderreparatur, sondern einen Service, der eine Modifikation und Verbesserung beinhaltet. So wie wir auch bei Dichtungen unser Wissen einbringen, um das Gesamtprodukt des Kunden besser zu machen. Wir bringen also den Hydraulikzylinder technisch auf Vordermann. So betrachtet gilt bei den Zylindern wie bei den Dichtungen auch, die Verbesserung ist unser Ansatz.“ Thomas Deigner fasst zusammen: „Früher haben wir die Dichtungen an den Hydraulikzylinderhersteller verkauft, heute können wir den Kunden den Service bieten, den gesamten Zylinder zu fertigen.“

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