Thomas Becker, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Rovema, blickt optimistisch in die

Thomas Becker, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Rovema, blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir streben stets nach Produktführerschaft und haben eine extrem hohe internationale Ausrichtung.“

Die schwierige Zeit der Insolvenz liegt hinter Rovema. Und ohne Frage, die Mannschaft um Thomas Becker hat in kurzer Zeit einen rasanten Wiederaufstieg des Unternehmens geschafft. Pläne für einen nachhaltigen Erfolg gibt es genug.

Interview: Thomas Becker, Rovema

antriebspraxis: Stellen Sie uns bitte Rovema kurz vor.

Rovema ist ein hochinnovatives Unternehmen mit zur Zeit gut 430 exzellenten Mitarbeitern. Unser Slogan heißt „passion for packaging“, wobei „Passion“, und das sage ich hier extra auf Deutsch, bei den Mitarbeitern für hohe Identifikation mit dem Unternehmen und den Produkten steht. Wir können nicht nur leistungsfähige und sehr zuverlässige Verpackungsmaschinen bauen, sondern wir kennen uns bestens aus im Verpackungsprozess sowie den Verpackungsmaterialien und auch bei den zu verpackenden Produkten und deren Auswirkungen auf den Verpackungsprozess. Unsere Kunden bekommen also mit anderen Worten das komplette Verpackungs-Know-how mit ihrer individuellen Maschine mitgeliefert. Wir streben stets nach Produktführerschaft und haben eine extrem hohe internationale Ausrichtung.

antriebspraxis: Womit haben Sie sich vor dem Eintritt in das Unternehmen Rovema beschäftigt?

Bevor ich den Entschluss gefasst habe, in ein eigenes Unternehmen zu investieren, habe ich mich mit Antriebstechnik und Automation beschäftigt. Von der Pike auf war ich dort aktiv. In insgesamt drei Unternehmen bis zur Geschäftsführung mit starkem internationalen Bezug. Die Erfahrungen von dort, von jeder einzelnen Stelle, von jeder Begegnung mit interessanten Menschen, helfen mir heute, im Umfeld von Rovema gut zurecht zu kommen.

antriebspraxis: Wenn Sie Ihre Zeit bei Rovema Revue passieren lassen: Worauf sind Sie besonders stolz?

Meine Partner und ich sind seit Mai 2010 bei Rovema aktiv. In der kurzen Zeit konnten wir sehr viel bewegen. Die schwierige Zeit der Insolvenz mit all den wichtigen, zum Teil aber für manchen Betroffenen auch folgenreichen Entscheidungen, die haben wir gut hinter uns gebracht. In Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter konnten wir die Grundlage für den jetzigen rasanten Wiederaufstieg des Unternehmens schaffen. Natürlich haben uns der Aufschwung und die gerade in diesem Jahr stattfindende Interpack geholfen. Dennoch können wir alle bei Rovema stolz darauf sein, die ersten wichtigen Schritte auf dem Weg zum nachhaltigen Erfolg gemeinsam geschafft zu haben.

antriebspraxis: Inwieweit war das Unternehmen von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen?

Wirtschafts- und Finanzkrise und die Insolvenz gingen ineinander über, ohne dass die Krise für die Insolvenz in erster Linie ursächlich war. Ich denke, bei Rovema waren wir mit unseren eigenen Problemen so stark beschäftigt, dass wir die Auswirkungen der Krise erst einmal gar nicht isoliert gespürt haben. Dann bei der Suche nach den notwendigen Finanzierungsmitteln war die besonders vorsichtige Haltung des ein oder anderen Kreditinstituts schon zu spüren. Vom Land Hessen haben wir aber eine Bürgschaft bekommen, die uns sehr geholfen hat. Das war ein entscheidender Punkt und wir sind dankbar, dass die Landesregierung die Unterstützung für uns bewilligt hat.

antriebspraxis: Vom Wirtschaftsgeschehen nun zur Technikwelt: An welchen aktuellen Projekten arbeiten Sie im Augenblick mit Ihrer Mannschaft?

Die Technik ist ja auch das, was meine Partner Dr. Ley, Dr. Lachenmaier und mich besonders fasziniert. Wir haben einiges schon während der Insolvenz weitergetrieben oder neu auf den Weg gebracht. Unsere plattformunabhängige IPC-basierte Maschinensteuerung P@ck-Control zum Beispiel, die sehr leistungsfähig ist und deren Eigenschaften keinen Vergleich scheuen müssen. Sie ist sehr einfach zu bedienen, bringt beispielsweise Parameterober- und -untergrenzen und berechnet alle Parameter der Maschinen bei Veränderung einer Einstellung komplett neu, um nur einige Besonderheiten zu nennen. Oder einen Horizontalkartonierer, der hocheffizient arbeitet. Vieles haben wir auch schon auf der Interpack präsentiert. Auch eine ganz neue Generation von Schlauchbeutelmaschinen etwa, die modern in einem sehr ansprechenden Design auftritt, das auch noch besonders hygienefreundlich ist. Und die, was Ihre antriebspraxis-Leser sicher besonders interessiert, in drei Antriebsversionen zu haben ist: Mit rotatorischen Servoantrieben, mit Linearantrieben oder im nächsten Jahr lieferbar dann auch mit Direktantrieben. Insgesamt beweist Rovema wie von früher gewohnt auch weiterhin eine hohe Innovationskraft.

antriebspraxis: In den vergangenen Jahren kam im Verpackungsmaschinenbau als Antriebstechnik-Variante immer stärker die Lineartechnik auf. Wie bewerten Sie diese Entwicklung und wird dieser Trend anhalten?

Die Lineartechnik ist bei den Schlauchbeutelmaschinen auf dem Vormarsch. Alle drei Antriebstechnikarten haben ihre Berechtigung. Eine konkrete Bewertung ist nur vor dem Hintergrund der konkreten Applikation sinnvoll. Grundsätzlich ist es aber so, dass bei unseren Maschinen die Linearmotoren sehr zuverlässig und problemlos laufen. Kunden, die sich für eine Maschine mit Linearantrieben entschieden haben und diese im Einsatz haben, möchten keine andere Antriebstechnik mehr und fragen bei neuen Projekten nur noch Lineartechnik an.

Thomas Becker

Thomas Becker, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Rovema, blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir streben stets nach Produktführerschaft und haben eine extrem hohe internationale Ausrichtung.“

antriebspraxis: Ihr Unternehmen hat im Rahmen einer Weltpremiere auf der letzten Verpackungsmaschinenmesse in Düsseldorf eine Schlauchbeutelmaschine mit Direktantrieben vorgestellt. Wie ist das Geschäft angelaufen?

Wir sind noch in einer sehr frühen Phase. Die Interpack findet nur alle drei Jahre statt, und da lehnt man sich schon mal etwas aus dem Fenster was Innovationen angeht. Wir gehen davon aus, dass wir erste Maschinen mit Direktantriebstechnik im Laufe des nächsten Jahres ausliefern können. Das Interesse, das die Technik auf der Interpack und im Nachgang der Messe gefunden hat, ist sehr groß. Ich bin optimistisch, dass sich daraus auch ein gutes Geschäft entwickeln wird.

 

antriebspraxis: Bezogen auf das aktuelle Maschinen-Programm von Rovema: Mit welchen Anteilen sind die unterschiedlichen Antriebstechnikarten vertreten?

Die rotatorische Servoantriebstechnik liegt noch bei etwa 85 Prozent, die Lineartechnik bei ungefähr 15 Prozent mit stark steigender Tendenz. Die Direktantriebstechnik haben wir ja erst vorgestellt und planen den Verkaufsstart erst im kommenden Jahr. Allerdings haben wir bisher schon einen guten Zuspruch erfahren und erwarten deshalb auch bei dieser Antriebstechnik in Zukunft einen guten Anteil. Das Beispiel der Antriebstechnikarten zeigt auch deutlich, dass wir auf die Forderungen unserer Kunden intensiv eingehen. Die Vorgaben sind uns Verpflichtung. Jede Maschine ist eine individuell für den Kunden geplante und gebaute Einheit. Von der Dosierung bis zum Endverpacker kann unser Kunde eine sogenannte Turnkey-Linie bekommen, deren Komponenten alle bei uns entwickelt und gefertigt werden. Ein Ansprechpartner, eine Quelle, also keine Schnittstellenprobleme, kein Verzug im Servicefall.

antriebspraxis: Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde. Wo setzen Sie bei Verpackungsmaschinen aktuell den Hebel an?

 

Die Energieeffizienz ist insgesamt sicher das Gebot der Stunde, allerdings liegen die Prioritäten in Sachen Effizienz bei Verpackungsmaschinen noch etwas anders. Der sparsame Umgang mit dem Verpackungsmaterial ist ein entscheidendes Kriterium. Das spart Ressourcen in vielerlei Richtung, letztlich bei der Produktion des Materials auch beim Energieeinsatz. Mindestens genauso wichtig ist eine konstant hohe Qualität der Siegelnaht, die für den Schutz und somit auch für die Haltbarkeit von verpackten Nahrungsmitteln verantwortlich ist. Jedes Kilogramm von verdorbenem Reis schmerzt. Das darf nicht vorkommen, denn Nahrungsmittel sind zu wertvoll. Und als dritter Punkt ist die Vermeidung von ungeplanten Stillstandszeiten der Maschinen zu nennen. Da bieten wir mit dem Siegelprozess „Sense and Seal“ in der Schlauchbeutelmaschine einen hohen Schutz vor der Verpressung von Verpackungsgut im Siegelprozess, was zu hoher Verschmutzung und Messer­abnutzung, vor allem aber langen Stillstandszeiten führt. Unsere Maschinen können das vermeiden, was zu einer deutlichen Effizienzsteigerung der Maschine an sich führt. Die Einsparung einzelner Kilowattstunden im Verpackungsprozess hat jedenfalls momentan also noch nicht die höchste Priorität.

antriebspraxis: Was wünschen Sie sich für die Weiterentwicklung des Unternehmens in den nächsten Jahren?

Weiter stetiges und nachhaltiges Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg, damit die Arbeitsplätze für alle bei Rovema sicher sind.

Autor: Franz Graf, Chefredakteur

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