„Investitionen sorgen für weiteres Wachstum“ 1

2010 konnte Bosch Rexroth nach der Krise bereits wieder einen Umsatz von über fünf Milliarden Euro generieren. Entscheidenden Anteil daran hatte Deutschland mit einer Umsatzsteigerung von 18 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. fluid hat deshalb Wolfgang Altmann, der für den Vertrieb des Unternehmens im deutschsprachigen Raum verantwortlich zeichnet, nach seiner Wachstumsstrategie befragt.  

Interview: Wolfgang Altmann, Bosch Rexroth AG 

 Autor: Ingrid Fackler, Redakteurin fluid

fluid: Der deutsche Markt hat sich im vergangenen Jahr mit 18 Prozent Zuwachs doppelt so stark entwickelt als der europäische Markt. Woran liegt das?  

Deutschland steht in Europa an der Spitze des Aufschwungs und treibt die Marktentwicklung an. Im Zuge der sehr guten Maschinenbaukonjunktur ist die Bereitschaft von Unternehmen gestiegen, Investitionen in Maschinen, Anlagen und Werke zu tätigen und so die Basis für weiteres Wachstum zu schaffen. Diese Entwicklung wird auch durch einen schnelleren Technologiewandel vorangetrieben. Betreiber, die Produktivität und Qualität ihrer Maschinen erhöhen wollen, sind auch bereit, neue und entsprechend hochwertige Technik einzusetzen. Ein weiterer Faktor für die positive Marktentwicklung in Deutschland ist natürlich der Export. 

fluid: Das kann ja nicht nur der Export sein – auch die Wirtschaft anderer europäischer Länder ist exportgetrieben, oder?  

Das ist sicherlich richtig, Aber nach wie vor ist der deutsche Maschinenbau mit Blick auf den Export führend. Produkte made in Germany genießen weltweit einen guten Ruf, und Deutschland ist bekannt für seine Innovationskraft und Spitzentechnologie. Nicht umsonst investieren deutsche Unternehmen wie auch Rexroth beträchtliche Summen in Forschung und Entwicklung. Hinzu kommt, dass immer mehr deutsche Unternehmen eine Produktion im Ausland, allem voran in Asien, aufbauen. Auch das schlägt sich in der Exportquote nieder. 

fluid: Hat die Umstellung auf einen technologieübergreifenden Systemansatz bei Bosch Rexroth zur Umsatzsteigerung beigetragen?  

Eines vorweg, der technologieübergreifende Systemansatz an sich ist nicht neu. Bei Rexroth befinden sich alle Antriebstechnologien – Hydraulik, Elektrik Lineartechnik und Pneumatik – unter einem Dach, und damit auch das entsprechende Know-how und Applikationswissen. Das ist für Kunden von großem Vorteil, da sie so eine technologieübergreifende Beratung erhalten und die jeweils für ihre Anwendung am besten geeignete Technologie auswählen können. 

Eine Umstellung gab es mit Blick auf die Organisation. Rexroth hat sich mit drei Business Units auf seine Zielmärkte ausgerichtet: Mobile Applications, Renewable Energies und Industrial Applications. Letztere bedient die Marktsegmente Anlagenausrüstung und Fabrikautomation und fasst alle Antriebs- und Steuerungstechnologien zusammen, da hier zunehmend technologieübergreifende Lösungen gefragt sind. 

Für die einzelnen Branchen der Fabrikautomation bietet Rexroth zudem eine auf die speziellen Bedürfnisse fokussierte Betreuung durch Branchenspezialisten. Damit ist die spezielle Rexroth-Kombination aus kundenorientierter Organisation und innovativem, breitem Produktportfolio für das starke Wachstum von Rexroth in Deutschland mit verantwortlich. 

fluid: Welche Branchen hatten die umsatzstärkste Entwicklung und mit welchen Produkten?  

Analog zur weltweiten Nachfrage verzeichnet Rexroth auch in Deutschland eine sehr positive Umsatzentwicklung im Bereich Mobile Applications, zu dem Land- und Baumaschinen wie Bagger, Radlader oder Bohrgeräte sowie Mähdrescher und Feldhäcksler zählen. Der in der Fabrikautomation angesiedelte Branchencluster Handhabung/Montage, Semicon und Solar ist ebenfalls durch ein starkes Wachstum gekennzeichnet. Gerade hier zeigt sich auch deutlich die Anforderung des Marktes nach technologieübergreifenden Systemlösungen. 

fluid: Da die Motek ansteht, nennen doch Sie bitte mal ein Beispiel für die Handhabung.  

Zum Beispiel EasyHandling: Damit hat Rexroth einen Baukasten mit Komponenten aus allen Technologien im Portfolio, mit dem sich Handhabungssysteme für verschiedene Branchen ganz individuell zusammenstellen lassen: von mechanischen Ein- und Mehrachslinearsystemen inklusive Motoren, über pneumatische Aktoren wie Minischlitten, Greifer und Drehmodule bis hin zu Servoantrieben und Motion-Logic-Steuerungen. 

Alles passt zusammen und lässt sich dank formschlüssiger Verbindungstechnik einfach montieren. Auch in der Steuerungstechnik wachsen die Technologien zusammen. Mit IndraMotion MLD hat Rexroth ein Motion-Logic-System für die einfache Automatisierung hydraulischer, elektrischer und hybrider Antriebe entwickelt. 

fluid: Ihr Bosch Rexroth Vorstand Dr. Tragl betont besonders die Zusammenarbeit deutscher und chinesischer Entwickler bei Lösungen für den chinesischen Markt. In wieweit stärkt diese Fokussierung auf lokale Märkte den deutschen Standort?  

Die Entwicklung neuer Produkte findet heute nicht nur an einem Standort beziehungsweise in einem Land statt. Der länderübergreifenden Zusammenarbeit kommt damit eine hohe Bedeutung zu. In Deutschland wird der Fokus verstärkt auf der Entwicklung von Systemplattformen und im Bereich der Basistechnologien liegen. 

Die Adaption von Produkten an die Anforderungen der lokalen Märkte wird direkt vor Ort im jeweiligen Land erfolgen. Dieser Ansatz wird deutsche Unternehmen technologisch fordern und vor spannende Herausforderungen stellen. Das Wachstum in den neuen Märkten wird auch der Produktentwicklung hier neue Impulse geben und Deutschland durch die Zulieferung von Komponenten stärken. 

fluid: Aus welcher Business Unit kommt 2011 der größte Wachstumsimpuls für Deutschland und warum? 

Wachstumsimpulse kommen aus allen drei Business Units, denn alle zielen auf Märkte, die – sei es durch Technologiewandel oder die Forderung nach Nachhaltigkeit – in starker Bewegung sind. Geht es allein um die Wachstumsrate, so ist der Bereich Mobile Applications auf dem deutschen Markt vorne. Zu dieser Entwicklung trägt auch die Abgasgesetzgebung mit TIER 4 final bei. 

Damit sind ab 2014 nur noch zehn Prozent der heute zulässigen Ruß- und NOx-Emissionen erlaubt. Rexroth hat für diese Anforderung verschiedene Hydrauliklösungen im Portfolio: von neuen Steuerungsstrategien für die Fahr- und Arbeitshydraulik über die Speicherung überschüssiger Energie bis hin zu Hochleistungsbremsen. 

 

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