Gleitschicht im gesamten Umfang des Lagers

Misst den Verschleiß der Gleitschicht im gesamten Umfang des Lagers und meldet rechtzeitig die notwendige Erneuerung: das Messsystem von Schaeffler. - (Bild: Schaeffler)

Eines gleich vorweg: Ja, sie ist bereits bei den ersten Gleitlagern angekommen. Die Rede ist von Industrie 4.0 – dem Megatrend, der seit wenigen Jahren die Maschinen- und Anlagenbau-Branche dazu auffordert, mehr Intelligenz in die Produkte zu bringen. Und der, wie man auf der Hannover Messe 2015 sehen konnte, bei den Wälzlagern inzwischen Einzug gehalten hat. Doch auch die ersten Gleitlager mischen hier bereits mit: Schaeffler hat ein Messsystem entwickelt, das den Verschleiß der Gleitschicht über den gesamten Umfang und über die Breite des Lagers misst und rechtzeitig signalisiert, ob und wann eine Erneuerung notwendig ist. Die Gleitlager werden dabei mit drei Sensorenpaaren ausgestattet, die in den Außenring integriert sind. Die Messdaten werden an eine Auswertelektronik übertragen, die den Verschleiß als Absolutwert ausgibt und den Zustand des Lagers auch optisch über ein Ampelsignal anzeigt. Das System ist dabei so konzipiert, dass eine Weitergabe der Daten auch zum Beispiel über GPS möglich ist, sodass auch Gleitlager an Offshore-Standorten problemlos überwacht werden können. Wartungsintervalle lassen sich so vorausschauen planen.

Wartungsfreiheit und ungeplante Ausfälle verhindern

Apropos Wartung: Weil es den Anwendern darum geht, angesichts des globalen Wettbewerbs ihre Produktivität zu erhöhen, stehen Wartungsfreiheit und das Vermeiden ungeplanter Ausfälle hoch im Kurs. Diesem Wunsch kommen denn auch die Gleitlagerhersteller entgegen. So hat SKF auf der letzten Hannover Messe im Rahmen des EnCompass Field Performance-Programms die nächste Generation seiner Stahl/Stahl-Gelenklager präsentiert. Die jüngste Generation gehört nun zur SKF Explorer-Leistungsklasse. „Sie ist praktisch wartungsfrei, sodass unsere brandneuen Stahl/Stahl-Gelenklager weltweit ihresgleichen suchen“, formuliert es Manfred E. Neubert, Vorsitzender der Geschäftsführung von SKF. „Dank der konsequenten Weiterentwicklung der Extended Life-Lager, die wir erst 2013 vorgestellt hatten, profitieren die Kunden in typischen Stahl/Stahl-Anwendungen nun von einer äußerst vorteilhaften Kombination aus Robustheit und Wartungsfreiheit.“

Die SKF Explorer Stahl/Stahl-Gelenklager und -köpfe werden initialgeschmiert und abgedichtet ausgeliefert. Selbst in Off-Highway-Anwendungen und anderen Anwendungen mit niedrigem bis mittlerem Verunreinigungsgrad müssen sie nicht nachgeschmiert werden. Auch bei Igus forscht man an wartungs- und schmiermittelfreien Gleitlagern: „Das Thema Material wird immer spannend bleiben“, sagt René Achnitz, Leiter Geschäftsbereich Iglidur. „Unsere Materialentwicklung – stets mit dem Ziel schmiermittel- und wartungsfreie Gleitlager auf Basis von thermoplastischen, tribooptimierten Compounds herzustellen – fördert immer wieder Überraschendes und Neues zu Tage.“ Daneben spielt aber auch der 3D-Druck beziehungsweise das Additive Manufacturing eine Rolle bei den Kölnern: „Auch wir arbeiten in dieser Branche intensiv in der Nische Tribowerkstoffe. So konnten wir vor zwei Jahren das erste Tribo-Filament und dieses Jahr das erste tribooptimierte Material für das Laser-Sinter-Verfahren vorstellen. Neuste Testergebnisse bestätigen sogar, dass die Verschleißfestigkeit unserer Tribo-Filamente auf verschiedenen Wellenmaterialien mit der unserer Spritzgussteile mithalten kann“, so Achnitz.

Mehr Serviceangebote für die Kunden

Gleitlager mit Bund aus Iglidur X -
Gleitlager mit Bund aus Iglidur X. Der Werkstoff des Kölner Herstellers Igus ist nicht nur chemikalienbeständig, die Verschleißfestigkeit nimmt bei hohen Temperaturen sogar zu. - (Bild: igus)

Schaeffler bietet mit der TS-Dichtung (TS = Triple Seal) seinen Kunden ebenfalls geringere Betriebskosten und Stillstandzeiten durch eine um bis zu 50 Prozent gesteigerte Lebensdauer. Charakteristisch ist das dreilippige Design. Die äußeren beiden Dichtlippen halten Schmutz und Feuchtigkeit vom Lager fern. Die innere Dichtlippe sorgt dafür, dass der PTFE-Festschmierstoff im Lager gehalten wird und dadurch der Reibbeiwert konstant niedrig bleibt. Für Großgelenklager bietet der Hersteller jetzt glasfaserverstärkten Kunststoff als wartungsfreies Gleitmaterial an. Eine glasfaserverstärkte Kunststoffplatte mit Zusätzen von PTFE bietet als Gleitschicht eine sehr hohe Gebrauchsdauer.

Wegen der größeren Gleitschichtdicke hat dieses Lager eine längere Verschleißdauer. Das Gleitmaterial lässt sich zusätzlich auch schmieren und kann so die Gebrauchsdauer weiter erhöhen. Anwendungen sind zum Beispiel Pfannendrehtürme oder Mühlen.

Und weil das Optimieren der Lager hin bis zur Wartungsfreiheit so wichtig geworden ist, haben sich auch Dienstleistungsangebote der Hersteller zur Wartung, Überwachung, Reparatur und Optimierung der Kundenanlagen im Verlauf der gesamten Nutzungsdauer etabliert.

SKF beispielsweise unterstützt mit seinem Life Cycle Management die Kunden dabei, ungeplante Ausfälle zu minimieren und erforderliche Wartungsarbeiten besser zu planen. Der Kölner Spezialist Igus bietet neben der fundierten Vor-Ort-Beratung und dem After-Sales-Service auch Online-Services wie CAD-Download und Lebensdauerberechnung an. „Hierzu bieten wir beispielsweise für unsere gesamte Produktpalette über 30 verschiedene Online-Tools zur genauen Lebensdauerberechnung, Konfiguration und Bestellung unserer Lösungen. Aktuell haben wir 14 neue iOS-Apps in den Apple AppStore gestellt, um den Zugriff und die Nutzung nochmal zu vereinfachen“, sagt René Achnitz, Leiter Geschäftsbereich Iglidur. Bei Schaeffler unterscheidet man zwischen beratungsintensiven und einfacheren Anwendungen: Für Premiumprodukte in sensiblen, komplexen und stark beanspruchten Anwendungen wird Beratung gewünscht, für Anwendungen, in die ein Standardprodukt eingebaut werden kann, verlassen sich Kunden oft auch auf Katalogangaben oder die eigene Berechnung über den Online-Katalog Medias.

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