Doch der größte Geschäftsbereich sind Energieführungsketten. ke NEXT hat sich das aktuelle Portfolio einmal genauer angesehen. Es ist schon irgendwie tragisch. Niemand sagt: „Lass uns doch mal eine coole Energiekette in unsere Maschine einbauen.“ Meist ist es genau andersrum: „Mist, die Kabel sind zu lang und verheddern sich. Wir brauchen etwas, um sie zu führen.“ Die Energiekette ist ein klassisches Hilfsbauteil. Oft ein sehr wichtiges und in vielen Fällen eines, von dem man gar nicht vermutet, dass es da ist. Womöglich sind Sie auch schon auf einer Energieführungskette gesessen. Dann nämlich, wenn Ihr Auto eine elektrische Sitzverstellung hat. Doch gerade für diese unscheinbar im Hintergrund arbeitenden Komponenten gilt, dass sie besonders zuverlässig sein müssen, da ihr Versagen das Versagen der gesamte Maschine nach sich ziehen könnte.

Bewegte Kabel führen sich nicht von alleine. Wenn mehrere nebeneinander liegen, verheddern sie sich, sie reiben sich, sie verknoten sich. Ein durchgescheuertes oder abgerissenes Kabel kann einem Produktionsleiter den ganzen Tag verderben. Grund genug für die ke-NEXT-Redaktion, beim Kunststoff-Spezialisten Igus einmal nachzufragen, was mit den Kabelführungen heute so alles machbar ist.

Von sehr klein bis sehr groß

Das erste Faszinosum ist sicher der breite Einsatzbereich der Ketten. Man möchte oft gar nicht meinen, wo überall Energieführungsketten eingesetzt werden. Die kleinsten Modelle mit Abmaßen im Millimeterbereich finden sich zum Beispiel in Labor- und Messapparaten der Medizintechnik oder in Sensorhandschuhen, wo sie die feinen Sensorleitungen entlang jedes Fingers beweglich führen. Die größten Ketten – bei denen die einzelnen Glieder bald einen Meter messen – finden sich unter anderem auf Ölplattformen, wo sehr große Schläuche mit schweren Lasten geführt werden müssen. Für all diese Einsatzbereiche bietet Igus die passenden Modelle aus Plastik.

Wichtige Schutzfunktion

Wobei Plastik vielleicht etwas zu kurz greift, weil es sich doch um ein tribo-optimiertes Hochleistungspolymer handelt, wie die Techniker bei Igus stets betonen.

Das ist auch wichtig, denn der Schutz der eingelegten Kabel oder Schläuche ist die wichtigste Aufgaben einer Energiekette. Eine Leitung hat naturgemäß hinten im Radius eine gewisse Relativbewegung in der Energiekette, und damit Reibung. Entsprechend achten die Techniker bei Igus besonders darauf, sehr kabelschonende Innenräume zu entwickeln. Alles ist sehr glatt, die Stege sind abgerundet, der Produktionsprozess so abgestimmt, dass sich keine Kanten bilden, an denen sich eine Leitung aufreiben kann.

Der verwendete Kunststoff wiederum muss zum einen sehr verschleißarm und abriebfest sein – schließlich soll so eine Kette mehrere Millionen Zyklen, so genannte Doppelhübe, aushalten. Gleichzeitig muss sich das Material auch möglichst gut mit den Kabelaußenmänteln vertragen. Genau diese Verträglichkeit testet Igus regelmäßig in einem großen Testlabor. Die ausgewerteten Daten bilden die Basis für die online verfügbaren Lebensdauerrechner. sodass der Hersteller eine echte Berechung für jede Kette liefern kann.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Einsparung von Montagezeit. Wer schon mal 20 je zehn Meter lange Leitungen in eine Kette ziehen musste, der weiß, wie wichtig es ist, dass man eine Energiekette öffnen und die Leitung von oben einlegen kann. Bei Igus gilt dieses Komfortmerkmal für fast alle Arten von Energieführung.

Produktspektrum

Natürlich gibt es bei Igus nicht nur die ganz kleinen oder die riesigen Ketten. Rund 80 Prozent der Anwendungen lassen sich mit Ketten von 25 bis 100 Millimeter Bauhöhe bewältigen. In dem Bereich hat der Kölner Hersteller einen umfangreichen Baukasten, bestehend aus zwei Haupt-Baureihen. Bei der Modellreihe E2, der Standardlösung für kleine bis mittlere Anwendungen, besteht ein Kettenglied aus zwei Teilen, einem Grundkörper und einem Öffnungssteg, den man aufklappen kann.

Sobald es etwas größer und stärker werden muss, kommt die Baureihe E4 zum Einsatz. Deren Kettenglieder bestehen aus vier Teilen, zwei Seitenteilen und zwei Verbindungsstegen. Die Seitenteile gibt es in verschiedenen Höhen, und die Verbindungsstege in verschiedenen Breiten, sodass aus diesem Baukasten sehr variabel passende Ketten erstellt werden können. Zudem ist die E4 stabiler aufgebaut und damit für höhere Zusatzlasten und längere Verfahrwege geeignet.

ke NEXT TV schaut sich die Igus-Energieführungskette im Duisburger Hafen an

Jedem Tierchen sein Pläsierchen

Wer den Erfindungsreichtum der Ingenieure kennt, weiß, dass diese Vielfalt bei weitem nicht ausreicht. Entsprechend hat Igus über die Jahrzehnte eine breite Palette an Sonderlösungen entwickelt. Egal, ob die Kunststoffkette elektrisch leitfähig oder nicht brennbar sein soll, ob sie für die Medizintechnik sehr leise, für die Holzbearbeitung staubabweisend oder für Kohlestaub geeignet sein soll, mittlerweile gibt es für so gut wie jeden Einsatzzweck ein passendes Material.

Auch mechanisch gibt es unterschiedlichste Unterteilungen, Zugentlastungen, Deckel und vieles mehr. Und wem das noch nicht reicht, der findet in alle Richtungen bewegliche Rohre für Roboteranwendungen und spiralförmig wickelbare Ketten im Igus-Portfolio. Aber das ist Stoff für eine andere Geschichte.

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