Ladekabel eines E-Autos

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die deutsche Industrie zu handeln, damit Deutschland in Zukunft in der Batterieproduktion eine Rolle spielen kann. (Bild: Pixabay)

Nach dem Batterie-Gipfel ist vor dem Batterie Experten Forum. Vor knapp zwei Wochen trafen sich 40 Vertreter aus Forschung, Industrie und Politik in Brüssel zum sogenannten "Batteriegipfel". In zwei Wochen kommen Unternehmen aus dem Maschinenbau im hessischen Karlfeld zusammen, um auf dem Batterie Experten Forum zu diskutieren.

Das zeigt vor allen Dingen eines: Der Handlungsbedarf bei der Batterieproduktion in Europa ist enorm. Laut eines Positionspapiers des Kompetenznetzwerks Lithium-Ionen-Batterien werden spätestens 2020 neue Kapazitäten notwendig sein, um den globalen Bedarf an Batterien bei konservativer Schätzung zu decken. Der Fokus richtet sich hier traditionell auf die viel diskutierte Entwicklung im Automobilmarkt.

Denn basierend auf der Produktion aus dem Jahr 2012 von 57 Millionen PKWs erwarten die Experten dort einen Marktanteil von sieben Prozent (konservativ) bis 20 Prozent (optimistisch) der Elektrofahrzeuge am Gesamtmarkt. Das entspräche mehr als sieben bis zwanzig Batteriezellproduktionen in der Größenordnung, der von Tesla geplanten Gigafactory in den USA. Doch wer den Blick einzig auf das Unternehmen von Milliardär Elon Musk richtet, sieht nur ein Teil des ganzen Bildes. Im Batteriemarkt haben asiatische Unternehmen in den vergangenen Jahren enorme Kapazitäten aufgebaut, um die steigende Nachfrage nach Batteriezellen bedienen zu können. Diese stellen sich derzeit strategisch so auf, um auch in Zukunft international den Markt und die Produktion von Lithium-Ionen-Zellen zu dominieren.

Für eine Gegenbewegung macht sich auch Musk stark, der in Deutschland einen potenziellen Standort für eine weitere Gigafactory sieht. Doch auch einigen Forschern, Unternehmern und Politikern in Deutschland ist klar, dass es nun gilt sich hier zu positionieren.

In Brüssel machte sich der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums Matthias Machnig für eine Batterienproduktion in Deutschland stark: "Wenn Deutschland seine Spitzenposition als Auto-Land Nummer eins behalten will, brauchen wir eine eigenständige Fertigung für Batteriezellen", sagte Machnig der "Passauer Neuen Presse". Schon länger

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Exzellente Forschung in Deutschland

Dabei ist es nicht so, als würde in Deutschland nicht am Thema Energiespeicher gearbeitet. Das zeigt auch die Messe ees in München, auf der jedes Jahr neue Konzepte zur Speicherung von Energie für mobile Anwendungen gezeigt werden, ebenso wie neue Storagelösungen für die Industrie. In Aachen arbeiten Wissenschaftler derzeit in einem langfristig angelegten Experiment an einem Vergleich verschiedener Batterietypen. Und aktuell forschen Experten des Fraunhofer Instituts IPA mit dem Batterienhersteller Varta an einer besseren Batteriezellenproduktion. Außerdem arbeiten die Entwickler daran, den Ladevorgang von Lithium-Ionen-Batterien zu beschleunigen. Die Batterie-Produktion kommt nun an in der Industrie 4.0. Herbert Schein, CEO bei Varta in Ellwangen, beschreibt das so:

"Die Einführung der Industrie-4.0-Technologie in der Zellenfertigung ist für Varta Microbattery sehr wichtig. Intelligente Produktionssysteme erhöhen die Effizienz, Prozess-Sicherheit und die Flexibilität. Über die Vernetzung der Fertigungsprozesse und dynamische Auswertung der Quality-Control-Daten ist es möglich, eine zuverlässige Vorhersage über die Produktqualität zu treffen."

In diesem Projekt arbeiten die Entwickler aus Wissenschaft und Industrie daran, die Vorteile von Superkondensatoren und Lithium-Ionen-Batterien miteinander zu verbinden. Denn während Lithium-Ionen-Batterien zwar eine relativ gute Speicherkapazität bieten, brauchen sie lange um geladen zu werden. Superkondensatoren hingegen laden innerhalb von Sekunden, können die Energiemenge jedoch nur über kurze Zeiträume speichern.

Darüber hinaus geht es darum nachvollziehbar die Produktion von Prototypen hin zu Großserienfertigung zu transformieren. Aus dem entstehenden Prozesswissen will man so strategische Vorteile und einen Wissensvorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz erarbeiten. "Wir ermöglichen den Batterieherstellern, einen Zwischenschritt zwischen Laborfertigung und Großserienfertigung einzubauen – quasi eine Kleinserienproduktion", sagt Montnacher. "Auf diese Weise können wir ideale Voraussetzungen für die Großserienproduktion schaffen, die Prozesse optimieren und die Produktion von Anfang an auf Industrie 4.0 auslegen. Und damit letztendlich einen Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen erzielen."

Wie sieht die Batterieproduktion der Zukunft aus?

Deshalb lädt der VDMA Industriekreis Batterieproduktion zur Jahrestagung, um über die Chancen und Herausforderungen zu diskutieren, die sich in der Batterieforschung, und -produktion aktuell stellen. Unter dem Motto "Batterieproduktion der Zukunft — Wie flexibel muss sie sein?" diskutieren am 07. und 08. November Experten und Teilnehmer über Trends und die internationale Marktlage in der Branche, über verschiedene Ansätze der Batterieproduktion in Deutschland und Ansätze, wie Wertschöpfung im Land und Technologie- und Prozesswissen bei den Unternehmen in Deutschland gebunden werden können.

Eingeladen sind VDMA-Mitglieder ebenso wie Interessierte an diesen beiden Tagen nach Karlstein am Main zu kommen. Dort hat die Firma BMZ ihren Sitz, die Batteriesysteme für Automotive, E-Mobility, Storage und für medizinische und industrielle Anwendungen herstellt. Teil des Forums ist eine Führung durch das Unternehmen. Für Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland ist das eine Möglichkeit, sich jetzt zu diesem Zukunftsthema zu informieren und mit Experten ins Gespräch zu kommen.

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