EPIC MH,

Allround-Talent: Das neue Rechtecksteckersystem EPIC MH lässt sich mit wenigen Handgriffen mit verschiedenen Modulen für Leistung und Daten bestücken. (Bild: Lapp)

Funkstandards wie WLAN, LTE und bald schon 5G verbreiten sich rasant, die Datenübertragungsraten überzeugen auch Geschwindigkeitsfanatiker. Da ist die Frage berechtigt, wozu man überhaupt noch leitungsbasierte Verbindungen benötigt. Doch womit wir zuhause oder unterwegs surfen, kann kein Maßstab sein, wie Maschinen in einer Fabrik miteinander kommunizieren oder wie Leistung übertragen wird.

Steckverbinder mit zunehmender Bedeutung

„Leitungen und Steckverbinder sind noch lange unverzichtbar, ihre Bedeutung wird sogar noch zunehmen“, versichert Martin Guserle, der bei Lapp den Geschäftsbereich EPIC-Steckverbinder leitet. Für Guserle bleiben Leitungen dort erste Wahl, wo eine schnelle und störungsfreie Kommunikation in industriellen Prozessen notwendig ist, etwa zur Übermittlung von Sensordaten in Echtzeit oder für die Zuführung von Energie zu den Antrieben. Wenn Datenzuverlässigkeit und Latenz wichtig sind, führt am Kabel kein Weg vorbei. Ein weiterer Pluspunkt: Leitungen sind weniger anfällig für Angriffe von Hackern als drahtlose Verbindungen. Die kabellose Verbindungstechnik wird kabelbasierte Systeme also nicht verdrängen, sondern höchstens ergänzen. Ein Selbstläufer ist das allerdings nicht. Die Hersteller von Kabeln und Steckern müssen ihre Produkte ständig verbessern, denn die Anforderungen steigen.

Festverdrahtung vor dem Aus

Gewünscht sind mehr Flexibilität, insbesondere mit dem Siegeszug der Industrie 4.0, die variablere und mobilere Produktionsprozesse verlangt. Fertigungszellen werden künftig wie Module aneinandergereiht und immer wieder neu arrangiert. Für die Verbindungstechnik heißt das: Wurden elektrische Verbindungen früher festverdrahtet, verlötet und dann oft lange Zeit nicht mehr angerührt, übernehmen ihren Platz nun Steckverbinder, die sich tausende Male lösen lassen und immer wieder verlässlichen Kontakt herstellen. Modularität ist auch bei den Steckverbindern Trumpf. In einem Gehäuse vereinen sie Kontakte für hohe Ströme und schnelle Datenleitungen. Es gibt sogar Hybridleitungen in Kombination mit Pneumatik oder Hydraulik – alles lässt sich leicht konfigurieren und immer wieder neu zusammenstellen, zum Beispiel wenn eine Maschine aufgerüstet wird. „Die Zahl der Steckverbinder wird in der Industrie weiter steigen“, versichert Guserle.

Das neue Rechtecksteckersystem EPIC MH der Stuttgarter Lapp-Gruppe fasst die Aufgaben verschiedener Leitungen in einem Stecker zusammen. Der Steckrahmen lässt sich sowohl mit Steckermodulen von Lapp sowie mit Modulen des Marktstandards bestücken, wobei die Montage deutlich einfacher ist als bei den üblichen Klapp- und Schieberahmen. Der Anwender hat nahezu unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten: 2 bis 36 Pole, Ströme bis 100 Ampere, Spannungen bis 1.000 Volt, Daten mit Bandbreite nach Cat 5.

Martin Guserle,
(Bild: Lapp)

„Leitungen und Steckverbinder sind noch lange unverzichtbar, ihre Bedeutung wird sogar noch zunehmen“,

Martin Guserle, Leiter des Geschäftsbereichs EPIC-Steckverbinder bei Lapp

Änderungen leichtgemacht

Von dem modularen Stecksystem profitieren vor allem Kunden bei der Neuentwicklung einer Maschine. Sie können die Stecker leicht anpassen, ohne bei jeder Änderung neue Leitungen konfektionieren zu müssen. Und wenn an einem Roboter später eine Kamera zur Qualitätsinspektion nachgerüstet wird, ist die Erweiterung auch im Steckverbinder leicht möglich. Davon profitieren insbesondere Branchen, die sich gerade in großem Maßstab industrialisieren, zum Beispiel die Lebensmittelbranche. Immerhin 138 Millionen Konfigurationen sind allein für die Gehäuse der EPIC-Rechteckstecker möglich. Die richtige Variante findet der Kunde mit dem Online-Gehäusekonfigurator. Er erstellt sein individuelles Steckergehäuse, die Bestellung geht direkt in die Produktion und nach spätestens fünf Werktagen – innerhalb Deutschlands – trifft die Ware beim Kunden ein. Bei kniffligeren Konfigurationen stehen die Produkt- und Anwendungsberater von Lapp zur Seite.

Für die Übermittlung digitaler Daten mit immer höheren Datenraten eignen sich auch kompakte Rundstecker. Standards sind die Gewindegrößen M23, M17 und immer häufiger der platzsparende M12-Stecker, der bei vielen Anwendungen Unterstützer gewinnt. Diese Steckverbinder sind zukunftssicher und halten mitunter 30 Jahre oder länger. Allerdings sind die Anforderungen in den letzten Jahren stark gestiegen, zum Beispiel was Bewegung und Vibration betrifft. Die Zahl der bewegten Anwendungen nimmt zu und ebenso die Geschwindigkeit und Beschleunigung der Bewegungen in Schleppketten oder Robotern.

Fertigkonfektionen immer beliebter

Nicht alle Anwender wollen ihre Steckverbinder selbst bestücken. Immer häufiger fragen sie nach fertig konfektionierten, maßgeschneiderten Verbindungssystemen, damit sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Das Konfektionieren von Leitungen – das Kürzen der Kabel und Anbringen von Steckverbindern – gehört nicht dazu. Fertig konfektionierte Systeme haben Vorteile: Sie sind haltbarer, weil der Anbieter die Qualität des Gesamtsystems gewährleistet, Montagefehler wie vergessene Dichtungen oder Verletzungen der Isolation sind kein Thema mehr. Bei Konfektionen direkt vom Hersteller können die Kunden außerdem von dessen besonderem Know-how profitieren und neueste Technologien nutzen. Die Hersteller von Verbindungstechnik müssen dafür effiziente, am besten automatisierte Prozesse einführen und in der Lage sein, auch kundenindividuelle Einzelanfertigungen in kürzester Zeit zu liefern. Zunehmend nachgefragt werden kundenindividuelle Systemlösungen wie Schleppketten, die komplett mit Leitungen und Schläuchen bestückt und anschlussfertig geliefert werden. aru

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