Welche Beweggründe gibt es für Lapp, in den Food & Beverage-Bereich einzusteigen?

Schon vor Jahren war das Thema Food & Beverage auf der Agenda. Vor eineinhalb Jahren haben wir unsere verschiedenen Produkte in den verschiedenen Bereichen angesehen und gemerkt, dass wir vielen Kunden nicht kommuniziert haben, dass wir der Lösungsanbieter für F & B sind. Wir haben daraufhin einen sogenannten Lapp-TIM-Workshop gemacht – das ist ein definierter Prozess zur Innovationsentwicklung, Technologie- und Innovationsmanagement. Hier haben wir Leute aus verschiedenen Funktionen und Regionen zusammengeholt und sie Ideen spezifisch für den Bereich generieren lassen. Daraus sind zwar Produktideen entstanden, aber wir haben auch schnell festgestellt, dass wir für diesen Bereich schon viele geeignete Produkte haben. Es fehlte nur noch der gezielte Schritt, in die Branche reinzugehen und als Lösungsanbieter aufzutreten.

Sie haben im Food-&-Beverage-Bereich ein Umsatzziel von 100 Millionen angepeilt. Wie wollen Sie das umsetzen?

Grundsätzlich ist der Markt international gesehen sehr groß, und unsere heutigen 25 Millionen sind ein sehr kleiner Marktanteil. Selbst wenn wir 100 Millionen erwirtschaften, ist das ganz gut, aber noch immer keine dominierende Marktstellung. Deswegen glauben wir, dass wir das so erreichen können, indem alle Länder mitziehen. Also wenn jedes Lapp-Land 2,5 Millionen bringt, haben wir das Ziel erreicht.

Schließlich fanden die Forscher den Spezial-Werkstoff TPE, thermoplastisches Elastomer. Dieser Kunststoff besteht aus einer thermoplastischen Phase, zum Beispiel Polypropylen, sowie einem Elastomer wie Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk, der die Anforderungen in der Lebensmittelindustrie gut erfüllt. Er ist das ideale Ausgangsmateriel für weitere Optimierungen.

Dazu variierten die Wissenschaftler im Schweizer Cham das Mischverhältnis der Polymere und setzen Additive zu, zum Beispiel Verarbeitungshilfen, die eine extrem glatte Oberfläche erzeugen. Die Matrix eines Polymers kann man sich als Geflecht langer Kettenmoleküle vorstellen.

Die Additive sind chemische Verbindungen, die in die Lücken des Geflechts eingebettet sind, sodass sie genau in die Lücken passen und sich darin gut verankern, um nicht bei intensiven Reinigungszyklen mit dem Hochdruckreiniger ausgewaschen zu werden. Das Spezial-TPE ist resistent gegen Bioöle, Fette, Lebens-
mittelsäuren und Wasser.

ke NEXT hakt nach - Drei Fragen an Guido Ege, Lapp

Sie haben ein großes Portfolio für die Industrie und haben dieses jetzt für den Bereich Food & Beverage speziell umdesignt und entwickelt. Welche Herausforderungen gab es hier?

Es gab letztendlich zwei Stoßrichtungen: Zum einen bestehende Produkte so zu ertüchtigen, sodass sie in diesem Umfeld entsprechend bestehen; und zum anderen neue Produkte nach den besonderen
Designrichtlinien zu entwickeln.

Im Hygienic Design herrschen komplett andere Anforderungen an die Produkte. Muss der Konstrukteur hier umdenken, was das Design anbelangt?

Die Grundfunktion muss nach wie vor gegeben sein. Wir nehmen zum Beispiel einen Stecker oder eine Kabeleinführung mit bestimmten Eigenschaften wie den Skintop Hygienic. Da sind es zwei zentrale Eigenschaften: zum einen muss eine Kabelverschraubung die Zugentlastung gewährleisten, damit Sie das Kabel nicht aus der Verschraubung oder dem Gehäuse ziehen können; und zum anderen die Schutzart, nämlich zum Kabel und zum Gehäuse hin abzudichten. Diese Funktionen müssen sie in jeder Form erfüllen. Die Kunst für den Entwickler ist es, mit seinem Wissen das Design so anzupassen, dass nicht notwendige Kanten verschwinden und nur noch die Kanten da sind, um die Funktion zu gewährleisten.

Wie würden Sie den Nutzen der EHEDG-Zertifizierung einschätzen?

Ich denke, wie bei allen Zertifizierungen gibt es dem Anwender Sicherheit. Er braucht nicht zu prüfen und hat ein unabhängiges Testat eines Instituts, das testiert, dass dieses Produkt in diesem Umfeld bedenkenlos einsetzbar ist. Es ist ein Qualitätsmerkmal. Und für mich als Entwickler macht es die Entscheidungsfindung wesentlich einfacher.

Dennoch übertrifft das Material nicht alle Eigenschaften von PUR: Bei der Abriebsfestigkeit muss der Spezial-Werkstoff zurückstecken. Dennoch sind Lapp-Produkte wie Ölflex Robust 200 oder Unitronic aus Spezial-TPE widerstandsfähig genug, um auf dem Boden verlegt zu werden.

Neben der Branche an sich will auch die EHEDG, die European Hygienic Engineering & Design Group, das Bewusstsein für Hygiene bei der Verarbeitung und Verpackung von Nahrungsmitteln stärken. Die EHEDG ist eine Expertengemeinschaft von Maschinen- und Komponentenherstellern, Fachleuten aus der Nahrungsmittelindustrie sowie von Forschungsinstituten und Gesundheitsbehörden. Hier können Unternehmen ihre Komponenten unabhängig auf ihr Hygienic Design und einen möglichen Einsatz in der Lebensmittelindustrie testen lassen. Mit der EHEDG-Zertifizierung stellen Unternehmen, darunter auch Lapp, sicher, dass ihre Produkte bedenkenlos eingesetzt werden können. Es ist also ein Qualitätsmerkmal, dass auch dem Entwickler bei der Entscheidungsfindung hilft. Besonders, nach welchen Kriterien er ein neues Produkt für die Branche designen muss.

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