„Wir bauen uns ein Ökosystem auf“

Roland Haag und Dr. Björn Klocke,
Roland Haag (l.) und Dr. Björn Klocke präsentieren das neue GS.Gate. GS steht für Genua und Schubert. (Bild: Schubert)

Das neue GS.Gate ist für Schubert System Elektronik mehr als nur eine Komponente. Es soll auch durch ein Service-Portfolio erweitert werden. ke NEXT war in Neuhausen ob Eck und sprach mit dem Geschäftsführer Dr. Björn Klocke und dem Leiter der Business Unit Prime Cube, Roland Haag, über die neue Produktreihe.

Mit dem GS.Gate erweitern Sie Ihr Portfolio. In welchen Unternehmensbereich gliedert sich das Produkt ein?

Dr. Björn Klocke: Im Augenblick wird das Gateway in der Business Unit Prime Cube entwickelt, sprich im Bereich unserer Industrie-PCs und Panels. Tatsächlich entspricht das Gerät ja sowohl optisch als auch bezüglich der Hardware einem Premium-IPC. Allerdings ist GS.Gate nicht nur eine Hard- und Softwarelösung, sondern es gibt einen ganzen Applikations- und Servicebereich darum herum. Im Grunde ist GS.Gate eine eigene Säule, weshalb wir gerade dabei sind, das aus der Business Unit Prime Cube herauszulösen und auf eigene Beine zu stellen. Hier entwickelt sich ein eigenes Geschäftsfeld.

Warum haben Sie nicht einfach ein vorhandenes Security-Gateway verwendet? Die Technologie ist doch vorhanden.

Roland Haag: Die Produkte am Markt, auch von unserem Partner Genua, haben alle, wenn man so will, keine zusätzliche Intelligenz. Aber wir wollten eine Box schaffen, die eins zu eins zu dem passt, was unsere Kunden haben wollen. Die eine gewisse Nutzlastkomponente hat, um Maschinen funktionell zu erweitern. Sprich eine Box, auf die man Applikationen laden kann, während man die Maschine so lässt, wie sie ist. Unsere Schutzlösung bietet Sicherheit und Industrie-4.0-Funktionalität, ohne hardwareseitig in bestehende Maschinen stark eingreifen zu müssen.

Dr. Björn Klocke, Schubert

„Unsere Lösung bietet Sicherheit und Industrie-4.0-Funktionalität, ohne in bestehende Maschinen stark eingreifen zu müssen.“

Dr, Björn Klocke, Schubert

Warum glauben Sie, dass Sie das können?

Roland Haag: Nun, wir kommen klassisch aus der Hardware-Ecke, kennen durch unser Portfolio aber schon immer die Nahtstelle zwischen IT einerseits und Automatisierung andererseits. Durch unseren Mutterkonzern, einen Premium-Verpackungsmaschinenhersteller, haben wir ein sehr gutes Applikations-Knowhow und einen wichtigen Pilotkunden.

Dr. Björn Klocke: Von dort kennen wir auch die Kundenwünsche, sprich dass eine bessere User Experience mit mobilen Endgeräten gewünscht ist. Vor dem Hintergrund haben wir uns überlegt, was nötig ist, um das zu ermöglichen. Hardwareseitig können wir das alles, und mit Genua haben wir einen Partner auf der Software- und Security-Seite, der Sicherheitstechnologie auf höchstem Niveau anbietet – über Jahre hinweg.

leistungsfähiger Industrie-PC,
Basis des GS.Gates ist ein leistungsfähiger Industrie-PC, der bei Schubert in Neuhausen ob Eck hergestellt wird. (Bild: Schubert)

Sie sagen, eine Besonderheit des GS.Gate ist die Möglichkeit einer Datenverarbeitung auf dem Gateway, eine Nutzlast. Was soll ein Kunde dort machen?

Roland Haag: Meist möchte man ja nicht den gesamten Datenstrom, den eine Anlage, eine Maschine oder ein Gerät zur Verfügung stellt, einfach nach draußen schleusen. Es ist auch aus Sicherheitsgründen sinnvoll, eine Vorverarbeitung und Vorfilterung durchzuführen. Der Nutzlastbereich befindet sich ja hinter einer Firewall auf höchstem Schutzniveau. Dort bieten wir – auf Wunsch skalierbar – sehr hohe Rechenleistungen, sodass die Box durchaus massive analytische Fähigkeiten hat. Edge Computing ist hier das Stichwort. Das sorgt dafür, dass einerseits nur relevante Informationen in die Cloud oder zu mobilen Anwendungen geschleust werden, zum anderen wird die Datenschnittstelle, etwa OPC UA, dort zur Verfügung gestellt. Nach innen, zur Steuerung, agieren wir mit den gängigen Ethernet-basierten Bussystemen.

Dr. Björn Klocke: Ein weiterer Vorteil dieses Systems: Es muss nicht in bestehende Maschinenkonzepte eingegriffen werden, um die Konnektivität herzustellen. Die Komplexität der Datenanalyse wird von der Komplexität der Maschinensteuerung getrennt, so werden auch negative Rückwirkungen verhindert. Gleichzeitig kann man die Sicherheitsmechanismen kontinuierlich updaten, ohne den Prozess dahinter zu beeinflussen.

Videoreportage,
Weitere Informationen finden Sie auch in einer Videoreportage unter www.ke-next.de/40118. (Bild: Schubert)

Aber warum wollen Sie da gleich einen eigenen Geschäftsbereich daraus entwickeln?

Dr. Björn Klocke: Wir wollen mit GS.Gate nicht nur eine Hard- und Softwarelösung anbieten, nicht nur eine Box. Sondern gleich die gesamten Service-Lösungen drumherum. Denn ein Nutzer, der so ein Security-Gateway einsetzt, ist ja nicht notwendigerweise bereits ein Kunde von uns. Diese Box bietet sich für sehr viele Einsatzbereiche an, und wir sehen, dass sich hier schrittweise ein komplett neues Geschäftsfeld für uns auftut. Das wollen wir auch organisatorisch abbilden. Die Box ist sozusagen die Eintrittskarte, Sicherheit darzustellen und damit eine ganze Welt an Zusatzleistungen zu erschließen. Wir bauen gerade ein Ökosystem, mit dem der Kunde seinen Kunden wiederum ganz neue Nutzen bieten kann. Wir denken hier auch über ganz neue Preiskonzepte nach und planen, im September mit dem Gesamtpaket auf dem Markt zu sein. wk

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