Turck Jahrespressekonferenz 2017 - Akquisition Vilant.

Bündnis für Industrie 4.0: Christian Wolf, Antti Virkkunen und Ville Kauppinen (v.l.) freuen sich auf ihre enge Zusammenarbeit in der Turck-Gruppe. (Bild: Turck)

Es läuft bei Turck. Nicht nur wird für den Automatisierer 2017 „das erfolgreichste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte“ mit einem Gruppenumsatz von mehr als 600 Millionen Euro, wie Geschäftsführer Christian Wolf auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz in Mülheim an der Ruhr stolz verkündete. Auch konnte sich das Unternehmen bei der Akquisition des finnischen RFID-Systemintegrators Vilant nach Angaben von Wolf gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen.

Von der ersten Übernahme in der 52-jährigen Geschichte Turcks verspricht sich das Unternehmen verstärkte Lösungskompetenz im Software-, System- und Dienstleistungsgeschäft, das in der Industrie 4.0 und im industriellen Internet der Dinge noch von großer strategischer Bedeutung sein wird. Ab Januar 2018 firmiert Vilant mit seinen beiden Gründern und Geschäftsführern Ville Kauppinen und Antti Virkkunen – deshalb Vil-Ant – unter dem Namen Turck Vilant Systems. Das finnische Unternehmen hat mit seinen vier Tochtergesellschaften in den 15 Jahren seines Bestehens über 1000 RFID-Systeminstallationen in 35 Ländern realisiert und ist damit durchaus ein großer Player im industriellen RFID-Geschäft.

Industrie 4.0 über Partnerschaften

„Unsere Kunden benötigen nicht nur exzellente Hardwareprodukte, sondern immer mehr komplette Systemlösungen wie Software, Integration und Wartung, vor allem im RFID-Geschäft“, sagt Turck-Geschäftsführer Christian Wolf. „Mit den erfahrenen Spezialisten von Vilant können wir diese Anforderungen jetzt besser erfüllen und unsere Kunden auf dem Weg zu Industrie 4.0 unterstützen. Wir freuen uns sehr, das komplette Vilant-Team mit rund 50 Mitarbeitern an Bord zu begrüßen.“ Wolf weiß: Smarte Services werden in der intelligenten Produktion von morgen wichtiger denn je. „Es wird zu einer Wertschöpfung durch smarte Daten kommen. Wir müssen das zu einem Bezahlmodell für den Kunden formen“, erklärt Wolf und begründet: „Dazu benötigen wir Partnerschaften. Wir haben schnell erkannt, was wir können und was nicht. Gerade mit der in der Industrie 4.0 so wichtigen Software tun sich viele schließlich noch schwer.“

IO-Link, Ethernet, OPC-UA und RFID: Das sind Turcks Schlüsseltechnologien für die Fabrik der Zukunft, wie Christian Wolf auf der Pressekonferenz bekanntgab. Dazu gehören beispielsweise Turcks RFID-Ethernet-IO-Module in IP67 mit integrierter Datenvorverarbeitung für den HF und UHF-Betrieb. Antti Virkkunen: „Bei Industrie 4.0 geht es darum, den Reader so schlau zu machen, dass er nur das liest, was er soll. Wir sprechen also von dezentraler Intelligenz an den Nodes.“ Ergo: Intelligenz muss nicht permanent Daten liefern, sondern vielmehr immer wieder neue Barrieren für Information bauen.

Daten einfacher handeln

Das TBEN-S-2COM verbindet direkt im Feld serielle Schnittstellen mit Profinet, Ethernet/IP, Modbus TCP.
Das TBEN-S-2COM verbindet direkt im Feld serielle Schnittstellen mit Profinet, Ethernet/IP, Modbus TCP. (Bild: Turck)

Nicht ohne Grund hebt Wolf unter den Turck-Geschäftsbereichen 2017 die Business Unit Automation Systems mit 23 Prozent Wachstum hervor. In diesem Bereich vertreibt Turck vor allem Feldbus- und Anschlusstechnik. Auf seiner Jahrespressekonferenz verkündete das Unternehmen dann unter anderem auch einige neue Industrie-4.0-Lösungen, die auf der SPS IPC Drives 2017 im Mittelpunkt stehen sollen. So erweitert das Unternehmen zum Beispiel seine hochkompakte I/O-Modulfamilie TBEN-S um eine Variante für serielle Schnittstellen. Da das Modul in der Lage ist, auch im Profinet- oder Ethernet/IP-Betrieb über Modus TCP zu senden, kann es Report-Daten von Sensoren und Aktoren einfach parallel an Edge-Gateways, Daten-Hubs oder Cloud-Systeme übertragen. Gängige Systeme, wie Microsoft Azure, IBM Bluemix, aber auch viele OPC-UA-Server unterstützen zusätzlich die Kommunikation via Modbus TCP. So ermöglicht das TBEN-S-2COM Big-Data-Anwendungen zur vorausschauenden Wartung auch für Geräte mit serieller Schnittstelle.

Eine weitere Lösung aus dem Industrie-4.0-Portfolio von Turck ist der TBEN-LG-EN1-Spanner: Das IP67-Spanner-I/O-Block-Modul ermöglicht Datenaustausch zwischen zwei Ethernet-Netzwerken direkt an den Maschinen-Verbindungsstellen. Statt wie bisher nur digitale E/As auszutauschen und den Datenfluss an einer anderen Stelle abzubilden, ermöglicht der Spanner den Datenaustausch dort, wo er passiert: direkt im Feld.

Ulrich Turck geht in den Ruhestand

Eine neue Epoche kündigte Christian Wolf unterdessen auch für die Geschäftsführung an: So gab Geschäftsführer Ulrich Turck seinen geplanten Eintritt in den Ruhestand bekannt: Nach Vollendung seines 67sten Lebensjahrs wird sich Ulrich Turck zum 1. März 2018 aus der Geschäftsführung zurückziehen. Gleichzeitig wird Christian Pauli Geschäftsführer Finanzen & IT. Neben Christian Wolf ist außerdem Guido Frohnhaus weiterhin Teil der Geschäftsführung für den Bereich Fertigung & Entwicklung.

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