Prozessindustrie

Automatisierung und Modularisierung schreiten voran, das Internet der Dinge soll auch in der Prozessindustrie die wachsende Datenflut bewältigen helfen. (Bild: Beckhoff/TTstudio)

Norbert Nohr ist Sales Manager Process Automation bei Rockwell Automation mit Deutschlandsitz in Köln, einem großen globalen Automatisierer. Der Branchenkenner sieht zwei ausgeprägte Trends in der Prozessindustrie: „Zum einen großtechnische Produktionsanlagen, die energie- und ressourcentechnisch mit hohen Kosten verbunden sind und auf maximale Kapazität und Verfügbarkeit zielen, zum anderen Anlagen mit flexibler Produktion, um schneller auf kundenspezifische Produktanforderungen und variable Produktionsvolumina reagieren zu können.“

Norbert Mohr, Rockwell
Norbert Nohr, Rockwell Automation: „Rockwell Automation realisiert das Connected Enterprise mithilfe integrierter Steuerungs- und Informationslösungen.“ (Bild: Rockwell)

Nohr macht noch einen weiteren Trend aus: die Integration von Automatisierungssystemen mit den Informationssystemen der Produktionsanlagen und der Unternehmensebene. Vorreiter sei die Lebensmittel-, Konsumgüter- und Automobilindustrie. Beflügelt wird die Entwicklung durch Technologien wie das Industrial Ethernet und eine durchgehende horizontale und vertikale Einbindung von Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnologie. Das reicht hinunter bis zur Sensorebene. Rockwells Antwort ist die Initiative Connected Enterprise und die gemeinsam mit den Netzwerkspezialisten von Cisco entwickelte CPwE-(Converged-Plantwide-Ethernet)-Referenzarchitektur. Auch Benjamin Bruns, Produktmanager Feldbussysteme bei Beckhoff Automation in Verl, ist überzeugt: „Erfassungssysteme werden Ethernet-basierte Bussysteme nutzen, um die anfallende Datenflut bewältigen zu können.“

Modularisierung auf dem Vormarsch

Benjamin Bruns, Beckhoff
Benjamin Bruns, Beckhoff: „Eine weitere Automatisierung und Modularisierung erfordert offene Systeme, die dementsprechend eine reibungslose Interoperabilität zulassen.“ (Bild: Beckhoff)

Die weitere Modularisierung von Anlagen sieht Bruns als den zentralen Trend der Automatisierung in der Prozessindustrie. Es gelte jedoch noch einige Hürden zu nehmen, vor allem fehlende herstellerunabhängige Standards: „Sie müssen ein Höchstmaß an Interoperabilität und Flexibilität bieten und zeitgleich den hohen Anforderungen an die Anlagenverfügbarkeit gerecht werden.“

Offene Systemarchitekturen sollen Kommunikationsdefizite auflösen. Das ist auch zentraler Bestandteil des von Wago Kontakttechnik in Minden initiierten und mit dem Achema Innovation Award 2015 ausgezeichneten Projekts Dima – Dezentrale Intelligenz für modulare Anlagen. Benjamin Bruns: „Dezentrale Intelligenzen ermöglichen die flexible Anpassung von prozesstechnischen Anlagen an neue Anforderungen. Für eine reibungslose Funktion werden abgestimmte Kommunikationsstandards – gepaart mit besagten offenen Systemarchitekturen – von elementarer Bedeutung sein, sodass in diesem Bereich die entscheidenden Entwicklungen zu erwarten sind.“

Die Kunden fordern vor allem die Bereitstellung kostengünstiger und intuitiver Engineering-Lösungen, um in einem modularen Umfeld zeitkritische Projekte erfolgreich umsetzen zu können. Die zunehmende Vernetzung von Anlagen bis in die Feldebene hinein versetzt Anwender in der Lage, tiefgreifende Informationen über seinen Prozess zu sammeln. PC-basierte High-Performance-Steuerungen könnten auf Basis solcher Informationen die Prozesssteuerung optimieren. Ergebnis: eine höhere Prozesseffizienz.

DIMA
Das Dima-Konzept für modulare Prozessanlagen besteht aus einzelnen, autarken Prozessmodulen und einer überlagerten Leitebene für die Koordination des Gesamtprozesses, wobei die Funktionen des Prozessleitsystems zur Visualisierung, Prozedursteuerung, Control- und I/O-Ebene aufgespalten werden. (Bild: Wago)

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