Die Geschäftsführung von links nach rechts: Wolfgang Wiedemann, Sonja Wiedemann, Katharina

Die Geschäftsführung von links nach rechts: Wolfgang Wiedemann, Sonja Wiedemann, Katharina Wiedemann und Dr. Michael P. Schmitt

Sensortechnik Wiedemann, System- und Lösungsanbieter in den Bereichen Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung aus Kaufbeuren, feiert sein dreißigjähriges Firmenjubiläum. ke-NEXT sprach mit der Eigentümer-Familie Wiedemann und dem Geschäftsführer Dr. Michael P. Schmitt.

30 Jahre Sensor-Technik Wiedemann. Welche Meilensteine sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

 

Wolfgang Wiedemann: Da möchte ich natürlich zum einen den 1. Juli 1985 nennen – das Datum unserer Unternehmensgründung. Unser Unternehmensziel damals war die digitale Linearisierung von Messwerten am Beispiel von Druckmesstechnik. Wir schrieben also einen Förderantrag, und am 30. Juni kam die Zusage. Das war für mich ein persönliches Highlight. Ein weiteres Highlight war sicherlich unsere erste Kooperation mit Fendt. So konnten wir zum Beispiel die Steuerung für die Front- und Heckzapfwellen an Schleppern mit Fendt entwickeln.

Unter dem Strich muss man aber sagen, dass ich weniger entscheidende Schübe oder Rucks in unserer Firmenhistorie sehe. Vielmehr möchte ich es so formulieren: Der Ruck ist die Kontinuität unserer technologischen Ausrichtung.
Ein Highlight auf der Produktseite war sicherlich auch unser damals schon hochgenauer Digitalsensor Digisens, der zum Beispiel in der Füllstandsmessung in Brauereien zum Einsatz kam.

Dr. Michael P. Schmitt: Wenn wir jetzt in die Zukunft blicken, so nehmen wir natürlich wahr, dass die Komplexität in der Welt der mobilen Arbeitsmaschinen zunimmt. Soll heißen: Anwender suchen deshalb zunehmend Lösungspartner. Für uns ist deshalb der nächste evolutionäre Schritt vom Entwicklungspartner, also vom Komponentenlieferanten, hin zum Lösungspartner. Das bedeutet unter anderem, dass das Thema Software für uns an Bedeutung gewinnt, aber auch das Thema Dienstleistung.
Im Fokus stehen natürlich trotzdem nach wie vor unsere Produkte, von denen wir ein breites Portfolio haben. Letzten Endes können wir fast alle Themen rund um Elektrik und Elektronik im mobilen Arbeitsmaschinenumfeld abdecken.

Kommen wir zur Technik: Eine Ihrer Kernkompetenzen liegt in der Steuerungstechnik für mobile Arbeitsmaschinen. Wo sehen Sie die entscheidenden Trends der letzten zehn Jahre?

 

Wolfgang und Katharina Wiedemann

Wolfgang und Katharina Wiedemann blicken zurück auf eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte.

Wolfgang Wiedemann: Vor zehn Jahren und noch ein bisschen davor war ein Trend die Zentralisierung der Steuerungstechnik an einer mobilen Maschine. Dann sollten die Steuerungen immer leistungsfähiger und die Speicherkapazität immer größer werden. Die Signalübertragung an die Sensorik, an irgendwelche Funktionen, konnte man damals noch analog und dann aber auch digital über den CAN-Bus realisieren. Heute wird langsam alles dezentral, das heißt, Sie haben ein paar Steuerungen, respektive Gehirne – und die kommunizieren dann sehr schnell mit den gängigen Bussystemen.

Dr. Michael P. Schmitt: Sie können mit unseren Produkten klassisch den zentralen Ansatz weiter fahren. Da haben wir mit unserem frei programmierbaren Steuergerät 3XL ein sehr leistungsfähiges Produkt. Wir ergänzen aber unser Portfolio um die entsprechenden Steuerungskomponenten zur Erweiterung – seien es I/O-Module oder auch dezentrale Steuerungen, wie Herr Wiedemann gesagt hat. Wir setzen auf eine vernünftige Anbindung dieser Systeme und – ganz wichtig – auf ein durchgehendes Safety-und Service-Konzept.
Safety ist ein großer Trend – klar.

Da haben wir entsprechend kompatible Steuerungen. Das Konzept bieten wir sowohl für die klassische freie Programmierung an als auch für Codesys. Und ganz wichtig für uns ist ein nahtloses Software-Unterstützungskonzept, unser Produkt-Lifecycle-Management – von der Programmierung bis hin zu Updates, Service und Wartung.

Hier eine geschlossene Systemlandschaft anzubieten: Das ist unsere Antwort auf Ihre Frage. Es gibt viele, die dezentral aufbauen, gerade wenn größere unterschiedliche Baureihen zu bedienen sind – andere hingegen verfolgen den zentralen Ansatz. Hier sind wir mit unserem Produktportfolio offen. Diese Offenheit gilt für die Systemarchitektur, die Programmierung und unser Safety-Service-Konzept.

Bleiben wir bei der Dezentralisierung. Auf der Hannover Messe 2015 war ja wieder einmal Industrie 4.0 ein großes Thema. Wie steht STW zu diesem Thema?

Dr. Michael P. Schmitt: Es ist zwar ein Trend-Thema, aber keines, was wirklich neu für uns ist. Schon Ende der 90er-Jahre hat Sensortechnik Wiedemann erste Telemetrie-Module mit CAN-Bus-Anbindungen angeboten. Und die sind nach wie vor im Programm, obwohl wir natürlich deutlich neuere Produkte führen. Das heißt, das Thema Vernetzung, also Anbindung von Maschinen und Vernetzung innerhalb der Maschine, betreibt die Firma schon seit deutlich über zehn bis fünfzehn Jahren.

Was sich jetzt in der Tat bei uns darstellt, ist eine Ausweitung dieses Themas hin zum Datenmanagement auf der Maschine. STW hat mittlerweile Datenlogging und Softwarelösungen im Angebot. Das heißt, wir haben unsere Hardware-Plattform erweitert und Software dazu entwickelt. Wir kooperieren mit Partnern, um auf Standard-IoT-, also Internet-of-Things-Plattformen, auch eine entsprechende Kompatibilität herzustellen.

Wolfgang Wiedemann: Richtig. Es werden jede Menge Daten erzeugt und bereitgestellt, und Sie benötigen immer irgendwo Sensoren, I/O-Module, Steuerungen und Aktoren. Es ist unser erklärtes Ziel, diese Schnittstellen für das Datenmanagement konsequent auf die Ebene des Abtastens und Bewegens herunterzubrechen. Für uns bedeutet das im Endeffekt eine Funktionserweiterung unserer Sensorik.

Sonja Wiedemann: Bei all dem Hype um Industrie 4.0 müssen wir uns aber auch wieder immer vor Augen halten: Dies wird im Consumer-Markt schon lange gelebt. Sogar unsere Kinder gehen doch schon davon aus, dass Dinge vernetzt sind und dass sie von irgendwo her Daten per Mausklick abrufen können.

Zum Schluss noch ein kurzer Ausblick: Wohin führt der Weg für STW in den nächsten Jahren?

Katharina Wiedemann: Vielleicht darf ich das stellvertretend für alle sagen: Wir werden das Unternehmen kontinuierlich so weiterführen, dass der Mitarbeiterstamm bleibt und dass unsere Mitarbeiter und das ganze Unternehmen weiterhin nicht nur auf das Produkt ausgerichtet sind, sondern auch auf das soziale Umfeld hier.

Sonja Wiedemann: Richtig, wir wollen weiterhin ein unabhängiges Unternehmen bleiben und darüber hinaus jedem Einzelnen die Chance geben, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren. Ich glaube, das ist eine unserer großen Stärken.

„Bei all dem Hype um Industrie 4.0 müssen wir uns immer vor Augen halten: Dies wird im Consumer-Markt schon lange gelebt. Sogar unsere Kinder gehen schon davon aus, dass Sachen vernetzt sind und dass sie von irgendwo her Daten abrufen können.“

Sonja Wiedemann, Geschäftsführerin STW

Sie möchten gerne weiterlesen?