Die Zeiten, in denen der Bauer zum Himmel schaute oder alte Bauernregeln beachtete, sind vorbei. Precision Farming ist das neue Schlagwort, eine Bezeichnung für eine ortsdifferenzierte und zielgerichtete Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Ziel des präzisen Ackerbaus ist es, Betriebsmittel zu sparen, Ressourcen zu schonen und Klima- und Umweltschutz zu fördern. Grundlage dafür sind eine sorgfältige Kartierung sowie die Datenerfassung und Überwachung in allen Phasen des Bewirtschaftungsjahres.

Precision Farming setzt eine genaue Positionsbestimmung auf dem Feld mit GPS voraus. Diese GPS-Daten ermöglichen zusammen mit Sensortechnik und Elektronik eine exakte Aussaat-, Dünger- und Pflanzenschutzausbringung. Dazu werden Korrekturdaten (RTK) via Referenzstation nahe dem Feld oder mit einem Netzwerk über Mobilfunk erfasst. Denn jedes Feld hat seine Besonderheiten. So können Teilflächen, sogar auf einem einzigen Schlag, unterschiedlich bearbeitet werden. Zudem ermöglichen RTK-Daten Parallelfahrsysteme und Mehrfachbearbeitungen mit hoher Genauigkeit, die nur bei bis zu zwei Zentimetern Abweichungen liegt.

Manchmal treiben auch neue Gesetze und Vorschriften die Forscher und Entwickler dazu an, nach innovativen Lösungen zu suchen. Das betrifft etwa die aktuell gültige Abgasnorm Stufe IV für Dieselmotoren: Seit diesem Jahr sind die Grenzwerte für die Feinstaub- und Stickoxidemission von Land- und Baumaschinen weiter zu reduzieren. Auch dieser Herausforderung haben sich die Unternehmen gestellt.

Wirklich saubere Landluft

Deutz-Motor mit DPF
Alle Deutz-Motoren mit DPF sind zudem ohne zusätzliche Funkenfänger nach EN 1834 zertifiziert, was auch den Einsatz an Orten mit erhöhter Brandgefahr ermöglicht. (Bild: Deutz)

John Deere hat darauf beispielsweise mit einer Produktpalette an mittelgroßen Traktoren der Serien 6R und 6M reagiert. Seit diesem Sommer laufen 14 neue Vier- und Sechszylinder-Modelle mit Motoren der Abgasstufe IV von 110 bis 195 PS vom Band. Um die erhöhten Anforderungen an die Abgasemission zu erfüllen, verfügen die Traktoren über Reihenturbolader und Dieselemissionsflüssigkeits-Systeme.

Zuverlässigkeit im Dauereinsatz – dazu tragen ein auf die Lebensdauer des Motors ausgelegter Dieselpartikelfilter sowie ein längeres Ölwechselintervall bei. Die Traktoren mit durchgehendem Brückenstahlrahmen zeichnen sich zudem aus durch eine verbesserte Wendigkeit, erhöhten Fahrkomfort, eine breite Auswahl an Getriebevarianten, bis zu sechs Zusatzsteuergeräte und als Option einen Premium-Frontkraftheber.

Landmaschinenhersteller Claas dagegen hat für die Mähdrescher-Baureihe Lexion 700 beim Motorenanbieter von CAT zu Mercedes-Benz gewechselt, um die aktuelle Abgasstufe IV zu erfüllen. In den Spitzenmodellen 780 und 770 arbeitet ein Mercedes-Benz-Motor der neuesten Generation mit bis zu 15,6 Litern Hubraum. Für den Lexion 780 stehen so maximal 626 PS zur Verfügung. Die Lexion 750 und 740 werden von einem Mercedes-Benz-Motor mit 10,7 Litern Hubraum angetrieben. Die Ausnahme von der Regel bildet der neue Perkins-Motor im Modell Lexion 760.

Der Kölner Motorenhersteller denkt langfristig weiter: Die Deutz-Dieselmotoren erfüllen im Bereich 2,9 bis 7,8 Liter Hubraum bereits heute die kommende Abgasnorm Stufe V für mobile Arbeitsmaschinen, die ab Januar 2019 in Europa erwartet wird. Deutz hatte schon zur 2014 eingeführten vierten Abgasstufe große Teile seiner Motorenpalette von Grund auf neu entwickelt und eine moderne Abgasnachbehandlung implementiert. Unter Verwendung eines geschlossenen Dieselpartikelfilters (DPF) erfüllen diese Motoren die Normen der Stufe V. Daher ergeben sich keine kostspieligen Änderungen zur Erfüllung der nächsten Emissionsstufe, da die Baugröße sowie die Ausführung der Motoren identisch bleiben.

So verdichtet wie nur möglich

BiG X 480
Der BiG X 480 von Krone erfüllt die Qualitätsansprüche sowohl beim Graseinsatz als auch bei der Maisernte. (Bild: Krone)

Bei jeder Ernte fällt Stroh an, das sich auch als Biomasse nutzen lässt. Über die Rentabilität des Strohs als Energielieferant entscheidet allerdings die Presstechnik. Es kommt dabei auf die Ballendichte an. Claas präsentiert bei den Ballenpressen für die Saison 2016 die neuen Quadrantpressen 5200 und 4200 – mit automatischer Pressdruckregelung. Vor dem Pressen gibt der Fahrer die gewünschte Pressdichte und die genutzte Bindegarnqualität im Terminal an. Abhängig von diesen beiden Werten, die über vier Sensoren am Knoter und am Hauptrahmen gemessen werden, reguliert die Presse den Pressdruck automatisch.

Tablet-Einsatz
Dank Tablet-Einsatz jederzeit verfügbar: betriebsspezifische Daten, Anwendungen und Informationen wie Flächenmanagement, Navigation und Wetterprognose. (Bild: John Deere)

Agrarsoftware: Der Bauer als Informatiker

Wohin mit den ganzen Daten und Informationen? Von der Anbauplanung bis zur Ernte, vom Schlag bis zum Stall, von der Dokumentation bis zur Betriebsanalyse – dafür gibt es eine spezielle Software für Agrarunternehmen, die 365FarmNet aus Berlin bietet. So managen Landwirte herstellerübergreifend den landwirtschaftlichen Betrieb mit nur einer Software. Stammdaten und Schlaginformationen werden nur noch einmal angelegt. 365FarmNet ist eine webbasierte Anwendung, für die keine Installation erforderlich ist. Einzige technische Voraussetzung ist der Internetzugang des Rechners oder eines mobilen Endgerätes.

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