Anthem of the Seas. Quelle: MEYER WERFT / M. Wessels

Anthem of the Seas. Quelle: MEYER WERFT / M. Wessels

Kleine Losgrößen bis hin zum Unikatbau, aber auch der Zeit- und Kostendruck prägen den Schiffbauindustrie in Deutschland. Am 11. Juni 2015 zeigte sich beim Rittal Branchentag Schiff und See der aktuelle Stand dieser speziellen Branche auf dem Weg zur Industrie 4.0. Alexandra Dreyer vom VDMA sieht in der Digitalisierung und Vernetzung große Chancen für die Unternehmen. Es gelte sich zu überlegen, was ein Hersteller tun kann, um das Geschäft der Reeder und der Werften einfacher zu machen, beispielsweise über besondere Service-Angebote, erklärte die Referentin.

„Und da bieten die Digitalisierung, die Automatisierung und die Vernetzung ganz neue Möglichkeiten für Zulieferer“, sagte sie. Aus der Entwicklung ergeben sich für die Unternehmen allerdings auch viele Fragen, zum Beispiel, in welcher Ausprägung Themen wie Vernetzung für sie überhaupt sinnvoll ist, welcher Nutzen entstehen kann und wie sie die neuen Konzepte in die bestehende Produktionstechnik und IT-Systeme eingliedern.

Um die Möglichkeiten der Industrie 4.0 voll auszuschöpfen, müssten offene Formate und Schnittstellen her, forderte Professor Uwe Freiherr von Lukas vom Fraunhofer IGD. Auf Anregung von Schiffbau-Zulieferern hat das Institut eine Initiative zu dem Thema gestartet: Blue JT. Ziel ist es, den Datenaustausch zwischen Zulieferern und Werften zu vereinfachen. Denn aktuell hat jede Werft eigene Anforderungen, die sich nach ihrem jeweiligen CAD-System richten.

Zulieferer, die mit vielen Anwendern zusammenarbeiten, stelle dies vor große Herausforderungen, sagt von Lukas und fährt fort: „Die Idee ist, dass man einen ISO-Standard nutzt, JT für leichtgewichtige 3D-Daten, und diesen erweitert um spezifische Informationen, die für den Schiffbau notwendig sind.“ Dieser einfachere Ansatz sei praktischer als das aktuelle Produktdatenmodell Step, argumentiert der Wissenschaftler.

Mittelfristig könnten digitale Werkzeuge den Schiffbauern die Arbeit sehr erleichtern, gerade weil die Produkte so komplex sind. Ziele, die von Lukas dabei vor Augen hat, sind die papierlose Fertigung sowie interaktive Bedienungsanleitungen, Hilfe-Funktionen und Training anhand von Augmented Reality.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Susanne Ziesecke vom Elektrotechnik-Zulieferer Sitte: Um den Schiffbau 4.0 voranzubringen, seien Prozessoptimierung, Standardisierung, digitale Vernetzung, verbesserte Informationsflüsse sowie intelligentes Material- und Schnittstellenmanagement unerlässlich.

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