Eine Leistung ganz anderer Art, von der sich manch Automobilkonzern ein Rippchen herausschneiden könnte, hat ein 30-köpfiges Team mit Unterstützung von 40 Studenten in Singapur vollbracht. Die aus 20 unterschiedlichen Nationen stammenden Experten vom Projekt TUM Create – ein gemeinsames Forschungsprojekt der Technischen Universität München und der Nanyang Technological University – haben ein Elektrotaxi namens Eva entwickelt, das speziell auf die Anforderungen von tropischen Megacities zugeschnitten ist. Der seit Herbst 2011 entwickelte Kompaktwagen mit Steilheck ist 4,32 Meter lang, 1,79 Meter breit, 1,68 Meter hoch und wurde bereits auf der Straße erprobt.

Reichweite und Ladegeschwindigkeit waren die wesentlichen Herausforderungen des Projekts. Um Gewicht zu sparen, besteht die Fahrgastzelle fast ausschließlich aus karbonfaserverstärktem Polymer (CFRP). Die Motorhaube ist aus glasfaserverstärktem Kunststoff, um Funksignale durchzulassen. Das Auto bringt bei gleicher Stabilität 150 Kilogramm weniger auf die Waage als vergleichbare Stahlkonstruktionen und wiegt insgesamt eineinhalb Tonnen, von denen ein Drittel dem Stromspeicher geschuldet ist.

Über ein eigens entwickeltes Schnellladesystem erhält die Batterie innerhalb von nur 15 Minuten wieder Kapazität für 200 Kilometer. Da das Taxi zum größten Teil für den Stadtverkehr Singapurs gedacht ist und außerhalb davon maximal 90 Stundenkilometer zulässig sind, wurde der Elektromotor auf 60 Kilowatt Leistung beschränkt. Der Vorderradantrieb mit einem Drehmoment von 223 Newtonmetern beschleunigt das Fahrzeug in zehn Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer, maximal sind 111 Stundenkilometern drin.

Wichtiger als hohe Geschwindigkeiten waren jedoch Effizienz und Komfort. Deshalb haben die Forscher eine Zonenklimaanlage entwickelt, bei der die Kühlung für jeden Sitz im Fahrzeug separat vom Taxigast selbst über dessen Smartphone regelbar ist. Eine Übertragung des Konzepts auf andere tropische Megacities mit Anpassungen auf lokale Gegebenheiten wie etwa eine Heizung wäre jederzeit denkbar.

Eva wurde vollständig lokal entwickelt und gebaut. Dies unterstreicht die Schlagkraft, die kleine, flexible Expertenteams gegenüber den großen gewachsenen Strukturen der Industrie haben. Innovative Automobilhersteller können sich das zunutze machen, denn TUM Create ist offen für Partnerschaften. Auf dem fünften Kontinent sorgt inzwischen ein weiteres, aus studentischer Initiative entstandenes Projekt für Aufmerksamkeit.

Die Entstehung des TUM Create EVA

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