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Es wird Zeit die digitale Transformation in Unternehmen voranzubringen, das war Konsens bei der Veranstaltung Innovationsoffensive Industrie 4.0 in Kempten im Allgäu, (Bild: ssc)

Seit einigen Jahren schon wird über die Industrie 4.0 gesprochen. Die Hannover Messe ging 2016 zum vierten Mal mit einem entsprechenden Motto in die Ausstellungszeit. Und die Maschinenbauer haben den Ruf gehört, nach den Diskussionen, um die erste Halbzeit der Digitalisierung, die man an die Amerikaner verloren geben müsse. Doch im Bereich der industriellen Transformation hin zu einer Industrie 4.0 wollen die Unternehmen nun die Initiative ergreifen.

Und so wundert es nicht, dass die Tagung "Innovationsoffensive — Industrie 4.0" in Kempten gut besucht ist und zahlreiche Maschinen- und Anlagenbauer aus der Region vertreten sind. Die Agendapunkte entsprechen jedoch den schon oft diskutierten Reizthemen Handlungsfelder des Internet der Dinge, Security, Arbeit 4.0, autonome Systeme, digitale Transformation und auch die smarte Fabrik darf nicht fehlen. Nichts Offensives, nichts Innovatives also aus dem Allgäu?

Inspiration für neue Konzepte

Alexander Herfort vom Systemintegrator All for One Steeb, der als erster zum Industrial Internet of Things spricht, zeigt sich überzeugt von den Möglichkeiten, die sich gerade für kleine und mittelständische Unternehmen durch die Digitalisierung ergeben werden. So sei das Internet nun in einer spannenden, evolutionären Phase: Ursprünglich ein Netzwerk weniger Wissenschaftler zum Dokumentenaustausch, erobert und weiterentwickelt zum sozialen Netzwerk, das heute jeder nutze. Die Chance liege jedoch im Internet der Dinge. Denn die kommende Entwicklung könne nun, neben dem gesellschaftlichen Mehrwert durch die sozialen Netze, einen wirtschaftlichen Mehrwert für die Menschen schaffen, die daran teilnehmen.

Der Amazon-Dash-Button für die Industrie

Als inspirierendes Anwendungsbeispiel präsentierte Herfort den Amazon-Dash-Button, mit dem das Softwareunternehmen aus den Vereinigten Staaten vor eineinhalb Jahren für Aufsehen sorgte. Über den Dash-Button lassen sich automatisiert Konsumartikel wie Waschmittel oder Kaffeepads beim Onlinehändler Amazon nachbestellen. Einmal konfiguriert, läuft man also nie Gefahr ohne die tägliche Dosis Koffein zur Arbeit aufbrechen zu müssen.

Das Beispiel des Amazon-Dash-Buttons ist auch insofern interessant, weil der Online-Händler mit dieser Applikation seinem Portfolio eine weitere Funktion hinzufügt. Das Geschäftsmodell jedoch, als Einzelhandels-Plattform zu agieren bleibt gleich. Zugleich will Amazon so seinerseits die etablierten Unternehmen im Einzelhandel weiter unter Druck setzen und spielt dafür die Stellung als Plattform mit voller Macht aus.

Gerade zu heraufordernd ist folglich die Frage, warum von den Entwicklungsabteilungen der Maschinen- und Anlagenbauer nicht ein ähnlicher Mechanismus in Maschinen und Werksysteme eingebaut werden solle. Spinnt man den Gedanken weiter, so ergeben sich daraus nicht nur Vorteile für die eigene Fertigung, sondern auch im Bereich der Logistik. Die Grundlagen dafür könnten allerdings Konstrukteure durch passende sensorische Lösungen schaffen.

Und das passiert ja heute schon durch die Automatisierung innerhalb der Unternehmen. Jedoch sieht Herfort ein enormes Potenzial für die Automatisierung zwischen den Unternehmen. Grundlage dafür sei die Vernetzung über die eigene IT-Infrastruktur hinaus. Um das korrekt umzusetzen bedarf es entsprechender Expertise.

Neue Geschäftsfelder durch mehr Vernetzung

Nicht zuletzt ermöglicht die Installation eines solchen Mechanismus die Etablierung neuer Geschäftsfelder. Denn den Service, zur rechten Zeit für den passenden Nachschub zu sorgen, wie auch die Initiation dieses Vorgangs lassen sich ökonomisch als Mehrwert darstellen. Außerdem ergibt sich — denkt man diesen Ansatz konsequent zu Ende — auch die Möglichkeit eine Plattform mit entsprechendem Einfluss auf die Branche zu schaffen. Ein Amazon des Maschinen- und Anlagenbaus gibt es derzeit nun mal nicht. Das Beispiel aus dem Einzelhandel zeigt jedoch, welches Potenzial in solchen Plattformlösungen liegt.

Und damit ist man direkt beim Kern der vierten industriellen Revolution, der recht wenig mit technischer Anwendung zu tun hat. Es geht viel mehr darum, die Transformation hin zu einem industiellen Internet der Dinge, als Chance zu begreifen und deshalb disruptive Ideen zuzulassen.

Innovativ ist das alles nicht. Interessant sind solche Veranstaltungen allemal und zwar deshalb, weil sie zeigen, dass die Themen nicht nur auf den großen Messen des Anlagen- und Maschinenbaus präsent sind. Die Branche hat verstanden, dass es darum geht, die Themen jetzt anzugehen und den Herausforderungen offensiv zu begegnen. Nichts Neues also aus dem Allgäu, aber ein Zeichen, dass ein Umdenken stattfindet.

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