
Mit dem Zentrum möchte das KIT Unternehmen in China auf dem Weg zur intelligenten Produktion unterstützen. (Bild: Markus Breig/KIT)
Eine intelligente Produktion im Sinne von Industrie 4.0 zeichnet sich durch einen hohen Grad an digitaler Vernetzung aus, mit der sich die Produktion stärker selbst organisieren kann: „Die einzelnen Maschinen können während der Fertigung automatisch erkennen, welche Produktionsschritte erforderlich sind. Die nötigen Informationen liefert ihnen etwa der Werkstückträger über einen Sensor“, sagt Gisela Lanza, China-Beauftragte des KIT und Professorin am wbk
Institut für Produktionstechnik. „Durch die Verfügbarkeit von Informationen in Echtzeit können auch kundenindividuelle Produkte in einer Montagelinie effizient hergestellt werden.“
Für die Mitarbeiter ergeben sich durch die digitale Vernetzung neue Tätigkeiten: Statt wie bisher dieselben, sich wiederholenden Arbeitsschritte auszuführen, wird der Mensch in der Industrie 4.0 zum Koordinator. Er sichtet die Daten, die Montagestationen und Werkstücke in Echtzeit zur Verfügung stellen, und überwacht die Produktionsabläufe. So kann er zum einen Fehler in den Prozessen frühzeitig erkennen und beheben. Zum anderen kann er auf Veränderungen von außen reagieren, wenn etwa die Nachfrage steigt. Um diese neuen Aufgabenfelder zu bewältigen, ist es wichtig, dass sich Fachkräfte entsprechende Qualifikationen aneignen. Hier steht China vor einer großen Herausforderung, wie Lanza sagt: „Die Produktion in China wird immer stärker automatisiert und digitalisiert. Allerdings gibt es kaum geeignete, praxisnah ausgebildete Fachkräfte, um diese Anlagen richtig zu bedienen.“
Made in China 2025
Damit die Volksrepublik ihre Wirtschaft mit der Strategie „Made in China 2025“ intelligent
gestalten kann, müsse sie also auch in die Ausbildung von Fachkräften investieren. Dies treffe auch auf deutsche Unternehmen zu, die in China produzieren. Deshalb eröffnet die KIT China Branch das Industrie-4.0-Demonstrations- und Innovationszentrum in Suzhou: Hier bieten verschiedene Institute und Einrichtungen des KIT, wie das Innovationsmanagement oder die Hector School of Engineering & Management, Weiterbildungen an, mit denen Mitarbeiter und Führungskräfte von Unternehmen in China die Herausforderungen von „Industrie 4.0“ sowie „Made in China 2025“ besser bewältigen können. So gibt es Trainingsmodule, die ihnen vermitteln, wie sie Prozesse effektiver, Montagelinien flexibler und Fabrikhallen digitaler gestalten können.
Zentrum um Theorie und Praxis zu verbinden
In dem Zentrum ist eine intelligente Montagelinie für Hydraulikventile aufgebaut, die mit Technik unter anderem von Bosch und Bosch Rexroth ausgerüstet ist und sich je nach Einsatzzweck konfigurieren lässt. Die Anlage ist mit verschiedenen Industrie-4.0-Anwendungen ausgestattet: Sie kann durch ein kabellos gesteuertes, intelligentes
System um die 90 verschiedene Ventil-Varianten ohne Werkzeugwechsel produzieren. So können Unternehmen auch kleinere Stückzahlen zu den Kosten einer Großserienproduktion herstellen.
Die Werkstückträger sind mit elektronischen Datenspeichern ausgestattet, die Angaben darüber enthalten, welche Variante die einzelnen Stationen fertigen sollen und welche Materialien sowie Bearbeitungsschritte sie dafür benötigen. Per Funk senden die Träger diese Daten an die jeweiligen Maschinen, die diese auslesen und den zuständigen Mitarbeitern Informationen über Material und Abläufe in Echtzeit auf einem Bildschirm anzeigen.

Die Fachkräfte können nun die jeweiligen Arbeitsschritte nachverfolgen und steuern. Die KIT China Branch, Bosch und Bosch-Rexroth stellten die Montagelinie bereits Anfang November auf der China International Industry Fair vor, einer der größten Messen zum Thema Automatisierung in China. Das Demonstrations- und Innovationszentrum der KIT China Branch
bietet dabei nicht nur Unternehmen die Möglichkeit, verschiedene Einstellungen an der Anlage zu erproben und die im Training erlernten Kenntnisse praktisch anzuwenden.
Es dient auch als Plattform für gemeinsame Projekte deutscher und chinesischer Forscher verschiedener Disziplinen. Das Zentrum ist das erste in China, in dem Unternehmen und Wissenschaft deutsche Industrie-4.0-Anwendungen sowie die Anforderungen einer intelligenten Fabrik an einer echten Produktionslinie erproben, einstellen und erforschen können.
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Sie sind bereits registriert?
Hier anmeldenAktuelle Beiträge

Die 11 größten Maschinen der Welt: Eine wiegt 260.000 Tonnen!
Diese Maschinen sprengen jegliche Vorstellungskraft! Bis zu unglaubliche 260.000 Tonnen schwer, bis zu 27 km lang und unvorstellbar leistungsstark: Surplex.com hat die 11 größten Maschinen der Welt aufgelistet. Zum Durchklicken und Staunen!Weiterlesen...

3 Trends, die Laser-3D-Druck auf eine neue Ebene heben
Pulverbasiertes Laserstrahlschmelzen (LPBF) ist wohl das wichtigste industrielle 3D-Druckverfahren und wird durch aktuelle Forschung noch vielseitiger.Weiterlesen...

"AMRs bieten ganz neue Möglichkeiten bei der Fabrikhallennutzung"
Der Automatisierungspezialist Baumüller hat sein Portfolio um Autonome Mobile Roboter erweitert. ke NEXT wollte mehr zu den Hintergründen wissen.Weiterlesen...

Die 10 größten Erfindungen der Menschheit
Immer wieder gab es in der Geschichte der Menschen Erfindungen, die für einen Sprung in der technologischen Entwicklung gesorgt haben:Weiterlesen...

7 Gründe, warum das Webb-Teleskop ein Wunderwerk der Konstruktion ist
Mit seinen ersten Bildern hat das Webb-Weltraumteleskop nicht nur Astronomen begeistert. Grundlage ist eine Konstruktion, die ihresgleichen sucht.Weiterlesen...
Diskutieren Sie mit