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(Bild: Celso Diniz - Fotolia)

Zusammen mit den Wirtschaftsexperten der BayernLB hat der ZVEI zehn vielversprechende Wachstumsmärkte identifiziert, zu denen auch die beiden südamerikanischen Länder Chile und Kolumbien zählen. Vor allem für die Elektroindustrie – und innerhalb dieser die Automatisierungsbranche – sehen die Experten große Chancen für die deutsche Industrie. Potenzial entstehe vor allem durch den Automatisierungsbedarf im Bergbausektor der südamerikanischen Länder.

Während die Andenstaaten bedeutende Lieferanten wichtiger Rohstoffe für die Hochtechnologien der Industrieländer sind, sind sie auf die Einfuhren ausländischer Technologien zur Förderung dieser Rohstoffe angewiesen. Vor allem Chile, als weltweit größter Kupferproduzent, hat Bedarf an industrieller Ausrüstung, was zum einen dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau zu Gute kommt, der dem Land Fördertechnik liefern kann.

Zahlen, Daten, Fakten Südamerika

Maschinenexporte: Die Exporte deutscher Maschinen- und Anlagenbauer waren im ersten Quartal 2014 mit einem Minus von 0,9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht rückläufig. Unbefriedigend beurteilt der VDMA die Entwicklung in Südamerika. Maschinenexporte im Wert von 1186 Mio. Euro im ersten Quartal 2014 bedeuten einen Rückgang von 7,8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ins Gewicht fällt vor allem ein Rückgang von 20,7 % im Handel mit Maschinen und Anlagen mit Brasilien, Deutschlands wichtigstem südamerikanischen Abnehmer der Branche. Positiv stechen die Wachstumsraten der Exporte nach Peru (+80,5 %) und Venezuela (+157,5 %) hervor. Die beiden Länder sind immerhin die Nummer 5 und 6 der südamerikanischen Abnehmer. Exportrückgänge muss die Branche auch nach China verkraften (-2,5 %). Ein wichtiger Wachstumskandidat sind die USA. Die Einfuhren nahmen um 6,6 % zu.

Die wichtigsten Fachzweige: Die Anteile der einzelnen Fachzweige an den gesamten Maschinenbauausfuhren nach Südamerika sind relativ homogen verteilt, mit der Fördertechnik, Bau- und Baustoffmaschinen an der Spitze. Die Antriebstechnik hat sich mit einem Anteil von 8,6 Prozent erst 2013 vor dem Fachzweig Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen (8,3 Prozent) platziert.

  • Fördertechnik: 10,6 Prozent
  • Bau- und Baustoffmaschinen: 9,5 Prozent
  • Antriebstechnik: 8,6 Prozent

Zum anderen bestehen aber auch noch erhebliche Potenziale für die deutsche Elektroindustrie. Der Bergbau hat derzeit noch einen enormen Energieverbrauch vorzuweisen – in Chile macht der Energieverbrauch des Sektors sogar 40 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aus – weshalb die Regierung des Landes beschlossen hat, eine umfassende Modernisierung der Energieversorgung anzustreben. Auswirkungen wird dies auch auf den Import von Automatisierungstechnik haben. Denn die chilenische Regierung hat laut BayernLB die Chancen durch den Einsatz energieeffizienter Automatisierungstechnik im Bereich der Förderanlagen erkannt.

Einerseits bietet der Bergbau in Südamerika dem deutschen Maschinenbau viele Exportmöglichkeiten. Andererseits ist aber auch deutsche Elektrotechnik - insbesondere Automatisierungslösungen - für die energiesparende Förderung von Bergbauprodukten gefragt. Bild: fxegs - Fotolia.

Einerseits bietet der Bergbau in Südamerika dem deutschen Maschinenbau viele Exportmöglichkeiten. Andererseits ist aber auch deutsche Elektrotechnik – insbesondere Automatisierungslösungen – für die energiesparende Förderung von Bergbauprodukten gefragt. Bild: fxegs – Fotolia.

Besonders positiv wird jedoch Kolumbien als Wirtschaftspartner gesehen. Germany Trade and Invest gtai bezieht sich auf Angaben von Wirtschaftsexperten, wenn es behauptet, dass das Land weltweit zu den Märkten mit dem größten Wachstumspotenzial gehört. Das südamerikanische Land hat mit der Europäischen Union ein weitreichendes Handelsabkommen abgeschlossen, das im August 2013 – bis zur Ratifizierung durch alle beteiligten Staaten – vorläufig in Kraft getreten ist und beiden Seiten wirtschaftliche Vorteile bringen wird. Ein monetärer Vorteil wird zunächst durch wegfallende Zölle entstehen. Insgesamt erwarten die Vertragspartner, dass europäische und kolumbianische Firmen alleine durch den Wegfall der Zölle jährlich 500 Millionen Euro einsparen können.

Für Industrieprodukte werden Zölle vollkommen entfallen. Beträchtlich ist das für den Maschinen- und Anlagenbau. Die EU ist Kolumbiens drittgrößter Importpartner, wobei der größte Teil auf den Maschinenbau und Transportsektor entfällt. Tendenz steigend. Aber auch Investitionen werden leichter zu tätigen sein. Hier sieht gtai aber noch Nachholbedarf für Kolumbien, wenn es um Investitionen im Maschinen- und Anlagenbau geht, da die Industrie noch schwächele. Kolumbiens Nachfrage nach Maschinen und Anlagen bleibe laut gtai jedoch trotzdem hoch.

Autorin: Julia Lansen, Redaktion

Deutsch-Brasilianische Beziehungen

Nach dem 7:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale der WM gegen Brasilien dürfte man es den Brasilianern kaum übel nehmen, wenn sie auf deutsche Kollegen einmal nicht so gut zu sprechen sind. Die Spielregeln, die die Carl Duisberg Centren für eine Entspannung der Lage der geschäftlichen Zusammenarbeit empfehlen, lauten wie folgt:

  • Auch mal von der Spielerfrau erzählen: Während sich Deutsche auf geschäftlichen Meetings in Sachen Privatleben häufig in Zurückhaltung üben, erzählt man in Brasilien gerne vom letzten Familienurlaub. Auf der Grundlage einer so entstandenen Vertrauensbeziehung lassen sich in Brasilien viel besser Geschäfte machen. Nicht nur der Produktpreis gilt hier als Verkaufsargument.
  • Vor der roten kommt immer erst die gelbe Karte: Zu viel Direktheit bei Fehlern und Problemen schüchtert  brasilianische Kollegen schnell ein, und die Kommunikation kann verstummen. Auch Absagen sollten nicht mit einem klaren „Nein“ erteilt werden. Es empfielt sich Formulierungen für Absagen wie: „Das könnte schwierig sein“ oder „Ich versuche es. Schauen wir mal, ob es klappt“.
  • Der Fallrückzieher: „Darf es etwas zu trinken sein?“ Stellen Sie diese Frage einem Geschäftspartner das erste Mal, wird dieser wahrscheinlich ablehnen. Hiervon sollten Sie sich aber nicht beirren lassen und das Getränk auch ein zweites oder drittes Mal anbieten. Denn Ihr Gegenüber lehnt ein Getränk ab, um zeigen zu können, dass er keine Umstände bereiten möchte.
  • Den Torjubel nicht vergessen: Einen kühlen Kopf bewahren, Dinge rational angehen? So planen Deutsche ihr Geschäftsleben. In Brasilien ist man eher emotional veranlagt und versteckt das im Büroalltag nicht.
  • In den Strafraum vordringen: In Brasilien kommen sich die Menschen näher als in Deutschland. Das kann sogar bis zum leichten Wangenkuss gehen. Es empfielt sich, dass Männer ihren weiblichen Geschäftspartnern hier den ersten Schritt überlassen und ihrem Beispiel folgen, wie viel Nähe sie für in Ordnung befinden.
  • Nachspielzeit: Die deutsche Pünktlichkeit ist international bekannt. Und es fällt uns schwer, nicht ungeduldig zu werden, wenn ein Termin nicht pünktlich anfängt – oder gar verschoben wird.
  • Torchance?: Mit konkreten Angaben zu Problemen oder Risiken tut man sich schwer. Sie werden als Möglichkeiten oder Chancen dargestellt. Wenn man auf solche „Möglichkeiten“ trifft, sollte man ihnen langsam und mit  Fingerspitzengefühl auf den Grund gehen.
  • Sportliche Fouls: Und wieder sind wir beim Thema Flexibilität. Denn auch in Sachen Moral sollte man sie in einem gewissen Maße an den Tag legen können. Vor allem, wenn man auf das brasilianische Jeitinho trifft. „Dar um jeito“ bedeutet, man wird einen Weg finden. Diese Wege können für deutsche Moralvorstellungen schon einmal ein wenig unkonventionell sein. Sie können zum Beispiel über kleine Lügen wie einen kranken Angehörigen führen, um den sich dringend gekümmert werden muss.

 

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