Oman Flagge

Oman Flagge

Das größtenteils von Wüsten oder Steppen bedeckte Sultanat Oman an der Südostspitze der arabischen Halbinsel findet zunehmend bei eingeweihten Touristen und Hobbygeologen Gefallen, verdient jedoch auch aus Sicht an der Region interessierter Unternehmen eine genauere Betrachtung. Obwohl im Land selber nur knapp vier Millionen Einwohner leben – zum Großteil in der Hauptstadt Maskat – sind es vor allem die geostrategische Lage sowie politische Stabilität, durch die sich das Land von seinen Nachbarstaaten abhebt. Reform- und Modernisierungsbestrebungen der omanischen Regierung eröffnen gerade deutschen Unternehmen branchenübergreifend vielfältige Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten, denn Deutschland gehört traditionell zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Omans, und der Ruf deutscher Produkte ist in der arabischen Welt nach wie vor hervorragend.

Der Oman steigerte seine Ölförderung in den vergangenen Jahren kontinuierlich: 2007 war mit 0,71 Mio. bpd ein Tiefpunkt erreicht. Die Produktion stieg 2013 gegenüber 2012 um 2,5 Prozent auf 941.900 bpd, Zielwert für 2014 waren 960.000 bpd. Bild: kamilok - Fotolia

Der Oman steigerte seine Ölförderung in den vergangenen Jahren kontinuierlich: 2007 war mit 0,71 Mio. bpd ein Tiefpunkt erreicht. Die Produktion stieg 2013 gegenüber 2012 um 2,5 Prozent auf 941.900 bpd, Zielwert für 2014 waren 960.000 bpd. Bild: kamilok – Fotolia

Zahlen, Daten, Fakten

BIP: 25.289 US Dollar pro Kopf, damit lag der Oman 2013 auf Platz 30 im Ranking der Länder weltweit nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (Platz 1: Luxemburg mit 110.424 US Dollar pro Kopf, Platz 18: Deutschland mit 44.999 US Dollar pro Kopf).

Maschineneinfuhren: Omans Einfuhren haben 2013 zweistellig um 22 Prozent auf 34,3 Milliarden US Dollar zugelegt.Der Maschinenbau hatte 2012 am Import einen Anteil von 1,8 Milliarden Euro. Wichtigstes Lieferland war mit einem Anteil von 15,3 Prozent Deutschland.

  • Deutschland: 278 Millionen Euro
  • USA: 260 Millionen Euro
  • Italien: 192 Millionen Euro

Seit der Machtübernahme des aktuellen Staatsoberhauptes und Regierungschefs S.M. Sultan Qaboos bin Said Al Said im Jahr 1970 gilt das Sultanat Oman als eines der stabilsten und liberalsten Länder des Golfkooperationsrats GCC (Gulf Cooperation Council), der sich aus folgenden Staaten zusammensetzt: Saudi Arabien, Kuwait, Oman, Katar, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Garant dafür ist nicht zuletzt der Sultan selbst, der – obwohl absolutistischer Herrscher in einem islamischen Rechtssystem – bereits kurz nach seiner Machtübernahme die Öffnung seines Landes vorantrieb. Das Land unterhält exzellente Beziehungen zu seinen Nachbarländern.

 

So ist Oman Mitglied zahlreicher regionaler und internationaler Organisationen und Abkommen, so etwa der Welthandelsorganisation (WTO), der arabischen Liga, der „Greater Arab Free Trade Area“ (GAFTA), der „Ocean Rim Association for Regional Cooperation“ (IOR-ARC), der Vereinten Nationen (UN) und des „Oman- United States Free Trade Agreements“ (OFTA). Mit Deutschland bestehen verschiedene Abkommen im Bereich der Investitionsförderung und industrieller Zusammenarbeit sowie ein noch zu ratifizierendes Doppelbesteuerungsabkommen.

Strategisch günstig an internationalen Schifffahrtsrouten außerhalb der umkämpften Straße von Hormus gelegen, liegen die Märkte der GCC-Staaten, des Iran, Westindiens oder Ostafrikas im Einflussbereich. Damit umfasst der regional erreichbare Markt einen Wert von über 600 Milliarden US-Dollar. Mehrere internationale Flughäfen, Tiefseehäfen sowie die im Bau befindliche arabische Eisenbahn verknüpfen das Sultanat mit seinen Nachbarmärkten. Aufgrund des Freihandelsabkommens ist darüber hinaus zollfreier Export in die USA möglich.

Wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben

Das Bruttoinlandsprodukt lag 2013 bei etwa 82,7 Milliarden US-Dollar und ist in den letzten Jahren stetig um 3,4 bis fünf Prozent gewachsen, wobei das stärkere Wachstum derzeit im Nichtölsektor stattfindet. Hierbei wird insbesondere auf eine nachhaltige Entwicklung unter Aufrechterhaltung des reichen kulturellen Erbes des Landes Wert gelegt. Zu den Rohstoffen im Land zählen allen voran Erdöl und Erdgas, aber ebenso sehr reiche Fischbestände, Kupfer und Chromit, die bereits industriell abgebaut werden. Die Währungseinheit des Landes sind omanische Rial (OMR), die frei konvertierbar und fest an den Dollarkurs gebunden sind.

Das Volumen der derzeit im Oman laufenden oder geplanten Projekte ist 2013 um 19 Prozent auf knapp 146,5 Milliarden US-Dollar gewachsen. Allein 2014 wird die Vergabe weiterer Projekte in den Bereichen Transportsektor, Gebäudebau, Öl- und Gassektor, Industrieanlagen, Kraftwerke und Wasserver- und -entsorgungsanlagen im Wert von über 58 Milliarden US-Dollar erwartet. Auf dem Weg zum logistischen Knotenpunkt der Region werden erhebliche Summen in laufende Verkehrsinfrastrukturprojekte für Straßen (6 Mrd. US-Dollar), Flughäfen (5,3 Mrd. US-Dollar) und Häfen (0,4 Mrd. US-Dollar) investiert. Geplante Projekte haben ein Volumen von weiteren 24 Milliarden US-Dollar, wovon 15,6 Milliarden US-Dollar auf das nationale Eisenbahnnetz entfallen.

Unter den GCC-Staaten ist Oman führend im Bereich der Umweltpolitik. Im Fokus der Umwelttechnologien stehen vor allem Rohstoff-Management, Umweltverträglichkeitsprüfungen, Abfallentsorgung, Erhaltung der Wasservorkommen, nachhaltiges Umweltmanagement sowie die Entwicklung strategischer Umwelt-Informationssysteme. Dennoch stehen Entsorgungswirtschaft und Abwassernetze noch ganz am Anfang. Verschiedene Projekte für Deponien, Kläranlagen und Abwassersysteme sind geplant. In letztere sollen bis 2018 insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar investiert werden.

Marktorientierte Entscheidungen sowie die Entwicklung des privaten Sektors sind tief verwurzelt in der omanischen Wirtschaftspolitik, die sich durch die Förderung des freien Wettbewerbs und gleicher Marktchancen für alle auszeichnet. Diversifikation des heimischen Privatsektors, um die Unabhängigkeit von Öl- und Gasvorkommen weiter voranzutreiben, ist dabei eines der wichtigsten Ziele, welches in der „Vision 2020“ für Omans zukünftige wirtschaftliche Entwicklung formuliert wurde. Entsprechend findet die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen, die sich im Land engagieren wollen, besondere Beachtung.

Deutschland als Partner des Oman

Deutschland exportierte im Jahr 2013 Waren im Wert von 763,3 Millionen Euro in den Oman, von denen traditionell Fahrzeuge beziehungsweise Ersatzteile, Anlagen, elektrotechnische und chemische Produkte, Metall und Metallerzeugnisse den größten Anteil hatten. Derzeit gewinnen insbesondere auch pharmazeutische, optische und feinwerktechnische Produkte sowie Aluminiumhalbzeuge an Bedeutung. Nach Berechnungen des VDMA erreichten Omans gesamte Maschineneinfuhren 2012 einen neuen Höchstwert von 1,8 Milliarden Euro und somit einen führenden Anteil von 15,3 Prozent. 2013 stand einem Einbruch bei Kraftmaschinen ein kräftiger Anstieg bei allgemeinen Industriemaschinen gegenüber. „Das Label ‚Made in Germany‘ ist im Sultanat hoch geschätzt und steht für Qualität, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit.

Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen im Oman

Oman verfügt über eine hervorragende Infrastruktur, relativ geringe Personalkosten (Mindestlohn 300 OMR ~ 580 Euro) sowie günstige Ressourcen und -preise. Der Rechtsrahmen zum Schutz von Marken und Know-how ist umfassend. Oman bietet aufgrund zahlreicher Großprojekte, guter Entwicklungen in vielen Branchen sowie hervorragender Zugänge zu regionalen Märkten als Exportland ein großes Potenzial für interessierte Unternehmen, sich im Land zu engagieren: Export von Produkten, Dienstleistungen oder Firmengründungen sowie die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen sind möglich.
Hierfür sieht der Gesetzgeber eine Reihe verschiedener Möglichkeiten vor:

  • Die Eröffnung eines Branch-Office erlaubt 100 Prozent Alleineigentum, ist jedoch an einen öffentlichen Auftrag oder Ministerratsbeschluss gebunden.
  • Die Gründung einer haftungsbeschränkten Gesellschaft (L.L.C.) erfordert ein Mindestkapital von 150.000 OMR und mindestens zwei Gesellschafter. Der ausländische Anteil an der Firma kann bis zu 70 Prozent betragen, ein omanischer Partner ist notwendig. Viele Geschäftsbereiche erfordern Sondergenehmigungen.
  • Geschlossene (S.A.O.C.) oder offene (S.A.O.G.) Aktiengesellschaften erfordern ein Mindestkapital zwischen 500.000 und 2.000.000 OMR. Die notwendigen zu etablierenden Organe sind vorgeschrieben.
  • Zur Vertragsanbahnung, Marketing, Kontaktpflege und lokalen Unterstützung können Repräsentanzen eröffnet oder bestimmt werden, die jedoch selbst keine wirtschaftliche Tätigkeit entfalten dürfen.

Darüber hinaus schafft der omanische Staat Anreize, insbesondere durch die Schaffung von „Freezones“, welche Unternehmens- und Einkommenssteuerfreiheit, 100%-iges ausländisches Alleineigentum, freie Gewinnabführung und weitere Annehmlichkeiten bieten. Sowohl omanische als auch europäische und deutsche Förderprogramme und Investoren unterstützen ausgewählte Vorhaben.
Dennoch bestehen eine Reihe von Herausforderungen:

  • Festgelegte Omanisierungsquoten, die über alle Berufszweige des privaten Sektors hinweg branchenabhängig Beschäftigungsquoten von Omanern vorschreiben, führen bei Nichteinhaltung beispielsweise zu steuerrechtlichen Sanktionen.
  • Omanische Verwaltungsprozesse wie für Genehmigungsverfahren laufen sehr bürokratisch und langwierig ab. Viele Gesetze werden für ihre Anwendung „interpretiert“ und sind daher leider oft nicht eindeutig. Die verfügbare Informationslage ist dürftig. Lokale Unterstützung mit Kenntnis der Abläufe ist in diesem Zusammenhang sehr hilfreich.
  • In der arabischen Kultur haben generell persönliche Beziehungen und Vertrauen einen sehr hohen Stellenwert und sind Bedingung jeder Art von Geschäftsanbahnung. Diese aufzubauen und aufrecht zu erhalten ist zeit- und kostenintensiv. Deutsche Unternehmen sollten daher auf Partner im Land mit bestehenden Netzwerken zurückgreifen.
  • Ein verlässlicher omanischer Partner ist auch für die Gründung der häufigsten Gesellschaftsform, der haftungsbeschränkten L.L.C., notwendig. Je nach Einzelfall stehen diesem Partner erhebliche Mitbestimmungsrechte zu.

Überall dort, wo es nicht um billige Massenware, sondern um innovative Technologien, massgeschneiderte und nachhaltige technische Konzepte und Lösungen geht, sind deutsche Unternehmen gefragte Partner“, unterstreicht Simone Lisker-Göldenbot, die das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft Oman (AHK) vor Ort repräsentiert. Das Land biete erhebliches Potenzial und sei ein attraktiver Standort für deutsche Unternehmen und Investoren in einem sehr offenen, sympathischen und stabilen gesellschaftlichen und politischen Umfeld. Für deutsche Unternehmen bietet die MTEX Oman (8.-10. Dezember 2014) eine Möglichkeit, sich vor Ort auf einer Messe zu präsentieren.

Branchen im Überblick

Die Bauwirtschaft bewegt sich aufgrund der geplanten Projekte in den Bereichen Öl und Gas, Verkehr und Transport, Energie und Industrie derzeit nahe an ihrer Kapazitätsgrenze und ist 2013 um etwa sechs Prozent gewachsen. Insbesondere Groß- und (Verkehrs-)Infrastrukturprojekte sind hier die Haupttreiber. Der Bedarf an Energie und Wasser im Land wächst rasant. Der Strombedarf nimmt jährlich zwischen acht und 15 Prozent bis 2020 zu, sodass die Stromkapazität zunächst bis 2015 auf 3200 MW steigen soll. Um dies zu erreichen, soll die Elektrizitätserzeugung privatisiert, verschiedene Öl- beziehungsweise Gaskraftwerke kombiniert mit Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut, sowie eine Vielzahl privat finanzierter „Independent Water and Power Projects“  vorangetrieben werden.

Omans Energiesektor ist fast vollständig für ausländische Investitionen geöffnet. Das kann Christof Nottbeck als General Manager Europoles Middle East nur bestätigen, dessen Unternehmen ein Werk im Oman gebaut hat, das Schleuderbetonmasten für Freileitungen herstellt. „Der Oman ist ein sehr liberales Land, in dem man sich gut bewegen und unproblematisch Geschäfte tätigen kann“, sagt der Geschäftsführer.

Zur Deckung des Energiebedarfs werden angesichts der 300 Sonnentage pro Jahr auch im Bereich erneuerbarer Energien diverse Anstrengungen unternommen. Laut einer Studie haben Energieerzeugung aus Biomasse, Geothermik und Wellenkraft wenig Relevanz für den Oman, während Sonnenenergie und Solarthermie eine entsprechend große Bedeutung zukommt. Aufgrund des anhaltend niedrigen Energiepreises sind jedoch nur wenige Pilotprojekte bisher umgesetzt worden. Durch hohe Investitionen in EOR-Technologien (enhanced-oil-recovery) ist es Oman gelungen, die Ölförderung wieder zu steigern.

Aus- und Weiterbildung

Schul-, Hochschul- und Berufsausbildung ist von besonderer Bedeutung für Oman sowie die gesamte GCC-Region. Über 50 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre, eine Entwicklung die zunehmend zu Qualifizierungsproblemen im Land führt, für deren Lösung Deutschland insbesondere auf dem Gebiet der beruflichen Bildung und Ausbildung zum Facharbeiter einen wichtigen Partner darstellt. Den derzeit circa 600.000 Schüler/innen stehen eine deutsch-omanische Universität, fünf weitere Universitäten und 14 Colleges gegenüber. Die Errichtung weiterer Einrichtungen ist geplant.

Autor: Franz Gaudlitz, PRS Technologie Gesellschaft

Interview mit Dr. Tobias Effey, OGtech Solutions

Dr.-Ing. Tobias Effey, OGtech Solutions.

Dr.-Ing. Tobias Effey, OGtech Solutions.

Welche Unternehmen sollten sich für den Oman interessieren?
Der Oman sieht in seiner Strategie zur Diversifizierung seiner Wirtschaft vor, dass sich produzierende Unternehmen im Oman ansiedeln sollen. Wenn deutsche Unternehmen ihre Technologie in den Oman transferieren wollen, hier produzieren und omanische Fachkräfte für die Produktion anlernen und ausbilden, stehen ihnen alle Türen offen.

Welche Branchen sind besonders attraktiv?
Das omanische Eisenbahnprojekt wird eine große Nachfrage im Wartungs- und Ersatzteilgeschäft auslösen. Das gilt nicht nur für den Oman, sondern auch für die angrenzenden GCC-Staaten, die massiv in den Ausbau ihrer Eisenbahnnetze investieren. Deutsche Unternehmen könnten vom Oman aus den gesamten Markt auf der arabischen Halbinsel bedienen.
Auch der Downstream zur Verarbeitung von Metallen birgt sehr großes Potenzial, da es zur Zeit kaum Veredelungsprozesse im Oman gibt, obwohl modernste Eisen- und Aluhütten vorhanden sind.

Wie kann die OGtech deutsche Unternehmen unterstützen?
Die OGtech kann in mehreren Funktionen agieren. Unser großer Vorteil ist, dass wir die örtlichen Gegebenheiten kennen und unter deutschem Management stehen. So können kulturelle und omanspezifische Probleme schon im Vorhinein vermieden werden. Wir sehen unsere Expertise im Projektmanagement und im Business Development. Als Business Arm der German University of Technology in Oman (GUtech) haben wir direkten Zugriff auf die Resourcen der GUtech und können so auch Forschungsprojekte aufsetzen und betreuen. Zudem können wir als lokaler Partner/Sponsor fungieren, der vom omanischen Gesetz bei Firmengründungen mit ausländischer Beteiligung stets gefordert wird.

Die Fragen stellte Ingrid Fackler, Redaktion

 

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