Picavi im Einsatz: Kurz bevor der Kommissionierer den in die Datenbrille integrierten Scanner

Picavi im Einsatz: Kurz bevor der Kommissionierer den in die Datenbrille integrierten Scanner aktiviert, richtet er den Blick auf den Barcode des zu pickenden Produkts.

Zeit ist Geld: Forscher entwickelten eine Datenbrille, die Mitarbeiter durch das Lager leitet, die richtige Ware und den richtigen Stellplatz automatisch erkennt, Wege optimiert und Zeit spart.

Entwickelt wurde Picavi, das weltweit erste Datenbrillensystem für Hochregallager im Echtbetrieb, von der Herzogenrather Firma Logcom und von Professor Dr. Alexander Voß von der FH Aachen. Der Aachener Kosmetikhersteller Dr. Babor setzt das System nach erfolgreicher Planungs- und Testphase nun dauerhaft für seine Kommissionierungsarbeiten ein. In der 12.000 Quadratmeter großen Hochregallagerhalle arbeiten Kommissionierer statt mit Handhelds nun mit Datenbrillen. Dort werden Packmittel und Werbeartikel für die interne Konfektionierung sowie Fertigware für Endkunden vorgehalten.

Auf 8760 Palettenplätzen in 32 Regalen sind 6100 Artikel gelagert, die mit vier Staplern sowohl paletten- als auch kartonweise kommissioniert werden. Die komplette Prozessführung läuft nun über das Display der Datenbrille. Dabei wird jeder Schritt per in die Brille eingebautem Scanner bestätigt: So werden Stellplatznummer und Artikel überprüft; Fehler werden ausgeschlossen. Ist der Auftrag abgeschlossen, erscheint der nächste im Display.

„Die Akzeptanz des neuen Systems bei den Kollegen ist wegen seiner Einfachheit extrem hoch. Mit der Datenbrille haben sie die Hände während des gesamten Vorgangs frei. Das ist neben der Wegeoptimierung der entscheidende Vorteil“, erläutert Babor-Geschäftsführer Horst Robertz. Schon in der Testphase konnte eine belastbare Zeitersparnis von 18 Prozent erreicht werden. Die ersten Wochen des Echtbetriebs deuten auf noch bessere Quoten hin.

Stabiles und zuverlässiges Gesamtsystem

„Um eine marktreife Pick-by-Vision-Lösung zu erreichen, war einiges an Forschungs- und Entwicklungsarbeit nötig“, sagt Logcom-Geschäftsführer Dirk Franke. „Prototypen gibt es viele, die Herausforderung liegt darin, ein stabiles und zuverlässiges Gesamtsystem zu realisieren, das für den Produktivbetrieb rund um die Uhr geeignet ist.“

Professor Dr. Alexander Voß war maßgeblich für die strategische Produktentwicklung verantwortlich: „Wir haben unter anderem eine spezielle Android-App für die Brille implementiert, die mit wenig Aufwand verschiedene Prozessabläufe abbilden kann, ohne immer komplett neu programmiert zu werden. Gleichzeitig betten wir die Datenbrillen in eine modulare Systemarchitektur ein, um rechenintensive Prozessschritte wie etwa eine Optimierung oder die Anbindung an Fremdsysteme serverseitig und nicht auf den Datenbrillen durchzuführen. So nutzen wir das Beste aus beiden Welten.“

Auf der Basis dieser Kerntechnologien sei auch der Einsatz in anderen Logistikbereichen oder generell in produzierenden Unternehmen denkbar. Für Voß ist wichtig, dass die Entwicklungsarbeit in diesem Projekt eng mit seiner Tätigkeit in der Lehre verknüpft ist. „In meinen Vorlesungen lege ich großen Wert auf Anwendungsorientierung“, betont er, „die Studierenden können hier an einem Praxisbeispiel sehen, worauf es bei der Produktentwicklung ankommt und welche Herausforderungen es gibt.”

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