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(Bild: © Martin Schlecht - Fotolia.com)

Fertigungstechnologien für die Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom werden in Deutschland entwickelt. Diese verbleiben jedoch nur zu einem kleinen Teil im Inland: Der größte Teil wird ins Ausland exportiert, in Länder in denen der Ausbau erneuerbarer Energien boomt. Immerhin bringt das den deutschen Maschinenbauern eine Position ganz weit vorne im Weltmarkt ein.

Mit das größte Potenzial in Sachen erneuerbare Energien wird in Deutschland der Windenergie zugesprochen. Die heimische Windindustrie ist stabil und die technischen Entwicklungen sind häufig schon weiter, als die installierte Leistung vermuten lässt. Aber in einem Energiemix, der auf Quellen aus erneuerbaren Energien beruht, kann eine stark industrialisierte Volkswirtschaft wie Deutschland nicht auf eine volatile Energiequelle wie den Wind bauen. Vor allem solange die Netze noch nicht smart sind und Speicher zu klein, um verschiedene Wetterlagen ausgleichen zu können, muss der Energiemix aus verschiedenen Quellen bezogen werden. Sonne, Wasser und Biomasse müssen den Wind unterstützen. Vor allem die Solarenergie steht neben der Windenergie im Fokus der deutschen Energiewende. Die beiden Technologien sollen besonders gefördert werden. Denn ihnen spricht das BMWi das Potenzial zu, die Kosten für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien senken zu können.

Das EEG 2014 – Die Ausbaukorridore: Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll besser gesteuert und planbarer werden. Hierzu wurde im EEG der konkrete Ausbau von erneuerbaren Energien festgelegt. Bis 2025 soll der Anteil der erneuerbaren Energien zwischen 40 und 45 Prozent und bis 2035 zwischen 55 und 60 Prozent betragen. Zudem wurden für jede Erneuerbare-Energien-Technologie konkrete Mengenziele (sogenannte Ausbaukorridore) für den jährlichen Zubau festgelegt: – Solarenergie: jährlicher Zubau von 2,5 Gigawatt (brutto), – Windenergie an Land: jährlicher Zubau von 2,5 Gigawatt (netto), – Biomasse: jährlicher Zubau von circa 100 Megawatt (brutto), – Windenergie auf See: Installation von 6,5 Gigawatt bis 2020 und 15 Gigawatt bis 2030.

Bild: © Martin Schlecht - Fotolia.com

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Jedoch fiel zum Beispiel der Zubau der Photovoltaik 2013 nach drei guten Jahren sehr gering aus und lag mit 3,3 GW noch unter den 3,8 GW im Krisenjahr 2009. Aber die Zahlen verwundern nicht: Gefördert wird nur noch ein Ausbaukorridor zwischen 2,4 und 2,6 GW. Wird dieser Korridor über- oder unterschritten, sinkt oder steigt die Vergütung – der sogenannte atmende Deckel des EEG zeigt seine Wirkung.

Photovoltaik in der freien Wirtschaft

Ganz gleich, wie innovativ die deutsche Industrie in Sachen erneuerbare Energien ist, die Energiewende und damit die Marktlage in Sachen erneuerbare Energien ist ein politisch gelenktes Thema. Einer der wichtigsten Wegweiser: das EEG, das zum 1. August 2014 reformiert worden ist. Konzipiert wurde es im Jahr 2000, um den damals sehr jungen Technologien Wind- und Sonnenenergie durch feste Vergütungen sowie durch die garantierte Abnahme und die vorrangige Einspeisung des Stroms den Markteintritt zu ermöglichen. 14 Jahre später ist es an der Zeit, die Förderungen und Vergütungen zurückzufahren. Die mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sind inzwischen marktreif und müssen sich zunehmend im internationalen Wettbewerb behaupten. Aber auch mit der neuesten Fassung des EEG unterliegt die Branche weiterhin nicht den Mechanismen des freien Marktes. Eines der Instrumente des EEG sind festgelegte Ausbaukorridore für die Energieformen Wind, Solar und Biomasse. Sie sollen den Ausbau der erneuerbaren Energien besser steuern und planbarer machen. Die Ausbaukorridore bieten einerseits Planungssicherheit, können aber andererseits auch eine ausbremsende Wirkung haben. Die Windturbinen Deutschlands haben das Ziel bisher lediglich ein Mal, im Jahr 2002, überschritten – und trotzdem werden die Werte von der Industrie als problematisch und als marktbegrenzend betrachtet. Für die Solarenergie ist die Lage kritischer zu bewerten. Der neue Zielkorridor ist auf 2400 bis 2600 MW pro Jahr begrenzt und wurde trotz einem mehr als 50-prozentigen Einbruchs des Zubaus auch 2013 überschritten.

Produktionsstopp? Keinesfalls!

Gerade vor diesem Hintergrund kommt für die deutsche Photovoltaikbranche eine Analyse von IHS sehr gelegen. Ist der deutsche Korridor ausgereizt, gibt es international noch viele und stark nachfragende Märkte zu beliefern – und laut IHS wächst die Nachfrage sogar. Der Analysedienst erwartet für 2014 nämlich eine um 20 Prozent höhere Nachfrage als im Vorjahr. Vor allem das vierte Quartal 2014 sticht hervor. Hier soll es noch einmal einen Zubau von 14,4 Gigawatt geben – davon sollen alleine fünf Gigawatt aus China und 2,3 aus den USA kommen. Damit würden 32 Prozent der neu installierten Leistung noch in den letzten drei Monaten des Jahres installiert werden. Laut den Analysten von IHS wird Großbritannien in diesem Jahr zum weltweit viertgrößtem PV-Markt hinter China, Japan und den USA aufsteigen und dabei die größten Zuwachsraten verzeichnen können. Das Todesurteil für die bereits häufig totgesagte Photovoltaikindustrie in Deutschland ist also noch lange nicht gefallen. Weltweit steigt die Nachfrage und Deutschland konzentriert sich auf eine Domäne, die es schon lange beherrscht: Den Export von Hightech-Anlagen und Komponenten. Die Umsatzentwicklung der Hersteller für die Photovoltaik in Deutschland fiel wegen der Auslandsnachfrage im ersten Quartal 2014 sehr positiv aus.

Bild: Andrew Orlemann - Fotolia.com

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Für die Biomasse, deren großer Vorteil in ihrer Planungssicherheit liegt, da die Einspeisung von Strom aus Biomasse keinen Klimabedingungen unterliegt, stellt sich die Lage für deutsche Firmen ähnlich dar. Auch der Ausbau dieser Stromerzeugungsform ist im EEG regelementiert. Bei Neuanlagen werden nur noch 50 Prozent der installierten Leistung gefördert. Das Gesetz soll Anreiz geben, die Anlagen bedarfsgerecht arbeiten zu lassen, also genau dann Strom zu erzeugen, wenn der Preis am Markt am höchsten ist – und damit auch die Nachfrage. Der Ausbau ist auf 100 MW pro Jahr begrenzt und die sogenannte Einsatzstoffvergütung für nachwachsende Rohstoffe wird abgeschafft, da die 100 MW künftig vor allem aus Abfall anstelle von Mais und Waldrestholz erzeugt werden soll. Gerade im Bereich der Müllverbrennungsanlagen liegt aber international Potenzial. Saudi-Arabien, Hongkong, Taiwan, Finnland, die Schweiz und Frankreich haben ebenfalls Pläne, diese Form der Energieerzeugung in größerem Stil zu nutzen.

Solarstrom aus der Wüste – Desertec ohne Industrie – und ohne Desertec: Die Krisen beim Wüstenstromprojekt, der Desertec Industrial Initiative (Dii), scheinen nicht enden zu wollen – dafür aber das Projekt an sich. Nach und nach haben große deutsche Konzerne der Initiative den Rücken gekehrt, nun steht im Raum, dass es bald generell enden könnte. Ein gewichtiges Argument für den Abbruch des Projekts ist, dass eine dezentrale Produktion erneuerbarer Energien mittlerweile so rentabel ist, dass es kaum noch logisch erscheint, Strom aus Afrika nach Europa zu importieren. Vor allem, da die Übertragung nur mit hohen Leistungsverlusten möglich ist. Auch innerhalb der Initiative kriselt es. Die Dii hat sich mit dem Ideengeber des Desertec-Projekts zerstritten und darf eigentlich gar nicht mehr Desertec heißen.

Generell sehen die weltweiten Aussichten im Bereich der Bioenergie positiv aus. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert für die Stromproduktion aus Bioenergie ein enormes Wachstum. 2035 sollen weltweit ganze 250 Prozent mehr Strom aus Bioenergie (hierbei werden Biomasse, Biogas und Müllverbrennung zusammengerechnet) im Vergleich zu 2011 produziert werden. Damit würde die Stromeinspeisung von 424 auf 1477 TWh ansteigen.

Internationale Energiewende

Insgesamt stellt sich die Exportlage für die Erneuerbare-Energien-Branche positiv dar. Laut Studien der IEA wird der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Enrgieträgern bis zum Jahr 2035 (im Vergleich zu 2011) von 20 Prozent auf 31 Prozent ansteigen und wird sich damit einem Drittel der gesamten Stromerzeugung nähern. Hierbei sollten die Unternehmen vor allem das Erschließen neuer Märkte nicht aus dem Auge verlieren, denn zwei Drittel des Zuwachses der regenerativen Stromerzeugung werden auf Nicht-OECD-Länder entfallen, wie dem World Energy Outlook 2013 der IEA zu entnehmen ist.Der meiste Zuwachs aus dieser Ländergruppe wird auf den asiatischen Markt entfallen. Mit China liegt dort der mit Abstand größte Zuwachsmarkt. Der Länder-Ausblick für das Jahr 2035 sieht vielversprechend aus: Mit einem Zuwachs um 244 Prozent würde es die Volksrepublik schaffen, 28 Prozent des gesamten Zuwachses der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern zu stellen und damit eine höhere absolute Zunahme als in der EU, den USA und Japan zusammen zu schaffen. Die chinesische Industrie entwickelt sich weiter und es gibt strenge Limitationen für internationale Anbieter. Eine Vorgabe der Regierung ist es, dass zum Beispiel 80 Prozent des eingesetzten Photovoltaikequipments aus China stammen müssen. Jedoch lauert die Konkurrenz aus dem Ausland auch beim Zubau im eigenen Land. Denn künftig müssen auf bei Ausschreibungen fünf Prozent der neu zu installierenden Leistung auch für ausländische Projekte geöffnet werden. do

Konventionelle Energieträger – Atomkraft und Kohle: Auch wenn mittlerweile in vielen Ländern weltweit ein ähnliches Umdenken wie in Deutschland stattfindet und erneuerbare Energien auf dem Vormarsch sind, kann man noch nicht von einer Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen sprechen, ohne auch von Kohle oder Atomkraft zu reden. Ein Argument für die Kohle: Die Auslastung der installierten Photovoltaik-Anlagen beträgt nur rund 1000 Stunden im Jahr – das Jahr hat aber 8760 Stunden. Auch Windräder erzielen deutlich weniger Volllaststunden als das Jahr lang ist. Dazu kommt, dass der Ertrag regenerativer Anlagen weder plan- noch steuerbar ist. Daher bedarf es sogenannter gesicherter Kraftwerksleistung – diese kann vor allem durch Kohlekraftwerke geleistet werden. Kohlekraftwerke werden also weiterhin betrieben und zugebaut werden. Grund genug für die deutsche Industrie, vertreten durch die Verbände BDI, FDBR, ZVEI und VDMA, sich für die Stärkung der Branche in Deutschland einzusetzen. Gemeinsam appellieren sie an die Bundesregierung und fordern Finanzierungsinstrumente, um den Export zu stärken. Sie sehen hier einen großen Markt, da laut der Internationalen Energieagentur (IEA) allein zwischen 2011 und 2035 Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt mehr als 764 GW gebaut werden. Zahlen, die auf eine schlechte Klimabilanz hinweisen. Aber hierfür kann Deutschland eine Lösung bieten: hocheffiziente Kohlekraftwerkstechnologien sind eine Kernkompetenz der deutschen energietechnischen Industrie. Von Seiten der Verbände heißt es: „Deutschland ist auf diesem Gebiet international anerkannter Technologieführer mit klarem Innovationsvorsprung.“ 36.000 Menschen arbeiten in diesem Sektor und schaffen es, durch die besten anwendbaren Technologien in Kombination mit moderner Leittechnik zur Prozessoptimierung, die Kraftwerkseffizienz um mehr als zehn Prozent gegenüber internationalen Standardkraftwerken zu steigern – und damit entsprechend die CO2-Emissionen verringern. Konkurrenz kommt allerdings aus China und Südkorea: chinesische und südkoreanische Unternehmen verfügen über hochattraktive, politisch-strategisch eingesetzte Finanzierungen, so die Verbände. Sie fordern daher: „Vor diesem Hintergrund hat allein die Möglichkeit einer Finanzierung beziehungsweise Garantie durch staatliche Institutionen in Deutschland eine erhebliche Signalwirkung und stärkt Deutschland als Investitionsstandort für Spitzentechnologien.“ Auch die Atomkraft wird weiter ausgebaut werden, um der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Energie gerecht zu werden. Dem World Energy Outlook 2013 zufolge wird sich die Primärenergienachfrage aus Atomkraft zwischen 2011 und 2035 um 445 auf über 1100 Mtoe erhöhen. Ende 2012 bestanden weltweit 437 Atomreaktoren mit einer Kapazität von 394 GW. Derzeit sind 73 im Bau. Der Löwenanteil von 80 Prozent liegt dabei in Nicht-OECD-Ländern. Auch in der Zukunft werden nach Ansicht der IEA vor allem Nicht-OECD-Länder Reaktoren errichten. Sehr umfangreiche Ausbaupläne hat laut Gtai China. Das Land baut derzeit 31 Reaktoren, das entspricht 40 Prozent der weltweit entstehenden Kernkraftwerke. In Saudi-Arabien wird laut Gtai über ein 70 Mrd. US-Dollar teures Programm zum Bau von 16 Kernkraftwerken bis 2032 mit einer Gesamtleistung von 17 bis 18 GW diskutiert. Südkorea plant, die installierte Leistung bis 2035 auf 43 GW zu verdoppeln. Und auch in Sachen Atomkraftausbau spielt der Klimaschutz eine Rolle. Die Technologie gilt für viele Länder als Lösung, um die internationalen Klimaschutzziele zu erreichen.

Autorin: Julia Lansen

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