Dabei hatte alles so gemütlich angefangen. Auf die Idee, die Beschleunigung als Belustigung auf Märkten anzubieten, kamen wohl die Russen. Ihr kaltes Klima spielte ihnen dabei in die Hände: Bereits im 16 Jahrhundert sind so genannte „Russische Berge“ erstmals erwähnt, etwa 20 Meter hohe Holzgerüste, die mit Wasser übergossen zu Eisbahnen wurden. Mit Schlittschuhen, Schlitten, Decken oder Fellen sollen die Vergnügungssuchenden den künstlichen Hang hinab geglitten sein. Um den Spaß auch im Sommer genießen zu können, wurden die Schlitten später auch mit Rollen versehen.

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Höher, schneller, weiter: Beschleunigung, freier Fall und das Gefühl zu schweben (Airtime) sind seit jeher Garanten für die große Beliebtheit von Achterbahnen. (Bild: Bastos - Fotolia)

Diese Konstruktionen entdeckten einige Jahrhunderte später französische Soldaten auf ihrem Russland-Feldzug unter Napoleon. Den Sieg brachten die Franzosen nicht mit nach Hause, wohl aber die Idee der „Montagnes Russes“ – ein Name, der sich im Spanischen für die Achterbahn bis heute erhalten hat. Die erste öffentliche Achterbahn in Westeuropa wurde entsprechend 1817 in Frankreich eröffnet, immerhin schon rund 30 Meter hoch. Sie nannte sich „Promenades Aériennes“ und befand sich im Parque Bouillon auf dem Gebiet der heutigen Champs Elisées. Allerdings kam es auf den wellenförmigen Abfahrten immer wieder zu schweren Unfällen, sodass das Fahrgeschäft wieder geschlossen wurde.

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Startbereit: Der Catch Car eines Launched Coasters wartet darauf, den nächsten Zug an den Haken zu nehmen. (Bild: Dusso Janlasse / Creative Commons)

Während die Entwicklung der Spaßbahnen in Europa stagnierte, erlebte der „Roller Coaster“ in Amerika eine wahre Blüte. So wurde die Kohleminenbahn in Mauch Chunk, Pennsylvania, ab 1870 zu Vergnügungszwecken genutzt und 1884 auf Coney Island bei New York die so genannte „Gravity Pleasure Switch Back Railway“ errichtet. Der deutsche Begriff „Achterbahn“ stammt wahrscheinlich von dem 1898 auf Coney Island eröffneten neuen Roller Coaster, der ersten Bahn, die ihre Runden in Form einer Acht drehte. Die erste große Achterbahn Deutschlands war die 1908 in München aus Holz konstruierte „Riesen-Auto-Luftbahn“.

In den folgenden Jahrzehnten ermöglichte die Verwendung von Stahl als Baumaterial immer gewagtere Konstruktionen, wobei allerdings Holzachterbahnen bis heute beliebt sind und auch immer wieder neu gebaut werden. Antriebskonzept war lange Zeit das Lift-Gravitations-Prinzip: Ein Kettenlift bringt die Wagen oder Züge zum höchsten Punkt der Anlage, ab da übernimmt die Schwerkraft den Fahrtverlauf. Später kamen Elektromotoren zum Einsatz, die in die Schienen integrierte Gummiräder antreiben. Auf diese Weise lassen sich auch Beschleunigungsstrecken im weiteren Verlauf der Bahn unterbringen. Auch in den Wagen integrierte Motoren wurden immer wieder eingesetzt, die Bahn mithin zum Selbstfahrer. Heute gibt es eine ganze Reihe von Antriebskonzepten. Moderne Steuerungs- und Umrichtertechnik ermöglicht es, den gesamten Zug zum Teil eines Linearantriebs zu machen.

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