Ursprünglich errichtet als Luftschiffwerft für CargoLifter, wurde die größte freitragende Halle der Welt 2003 von dem malaysische Konsortium Tanjong PLC/Colin Au erworben. 2019 wurde das brandenburgische Freizeitresort verkauft und in die spanische Parques Reunidos Firmengruppe eingegliedert, einem weltweit führenden Betreiber regionaler Themen- und Freizeitparks.

Ursprünglich errichtet als Luftschiffwerft für CargoLifter, wurde die größte freitragende Halle der Welt 2003 von dem malaysische Konsortium Tanjong PLC und Colin Au erworben. 2019 wurde das brandenburgische Freizeitresort verkauft und in die spanische Parques Reunidos Firmengruppe eingegliedert, einem weltweit führenden Betreiber regionaler Themen- und Freizeitparks. (Bild: Klaus Niehörster)

“Entdecken Sie ein Stück der Tropen auf 66.000 Quadratmetern.” Das lässt sich hören. Die Besucher reiben sich staunend die Augen. Auf einer Fläche von acht Fußballfeldern erleben sie mitten im Winter Traumtemperaturen von 26 Grad, den größten Indoor-Regenwald der Welt, Europas größte tropische Sauna-Landschaft und nachgestellte Südsee mit 200 Metern Sandstrand. 70 Kilometer südlich von Berlin-Mitte ist auf flachem Land das Tropical Islands, eine Erlebniswelt der ganz besonderen Art geschaffen worden. Neu ab April 2024: die OHANA Town im hawaiianischen Flair mit Lodges, Bowling, Karaoke, Darts, Billard mit Zugang vom Dome.

Eine riesige Flugzeughalle für ein Mega-Luftschiff

Freilich waren die Wege ein wenig verschlungen bis ein tropisches Spaßbad entstand und die Besucher in 55 Meter Höhe in einem Ballon über dem Regenwald schweben, Schildkröten im Mangrovensumpf beobachten, entspannt in der Bali-Lagune liegen oder sich vom Wasserrutschen-Turm in rasender Schussfahrt ins gar nicht so kühle Nass stürzen konnten. Und zwar  ganzjährig rund um die Uhr. Auch von außen ist der Eindruck stark, denn die stützenfreie Halle mit ihren Statik-Elementen mutet an wie ein in die Landschaft herabgeschwebtes Ufo, zugleich gigantisch und filigran.

Ursprünglich sollte alles ganz anders sein. Die Vision des Gründers Carl von Gablenz war ein auf Helium-Luftschiffen basierendes globales Transportsystem für Schwerlasten. Point-to-point zu beliebigen Bestimmungsorten kreuzend sollte das Flaggschiff, der CL 160, mit einer Länge von 260 Metern und einem Durchmesser von 65 Metern, in Serie gehen. Imponierend muten auch die angestrebten Flugleistungen an: Reichweite 10.000 km bei einer maximalen Flughöhe von 2000 Metern und einem Volumen des Flugkörpers von 550.000 m³. Die Nutzlast dieses fliegenden Krans sollte 160 Tonnen betragen bei einem Gesamtgewicht von 480 Tonnen. Zum Vergleich: Das ist um ein Drittel mehr als ein vollbeladener Jumbo-Jet.

Luftschiff CL 160,
2013 sollten 50 solcher fliegenden Kraftprotze weltweit im Einsatz sein, doch der CL 160 blieb nur ein Modell. (Bild: Klaus Niehörster)

Das geplante Top-Modell der CargoLifter AG protzte mit nie da gewesenen Dimensionen. Allein der Laderahmen dieses ersten Großluftschiffs seit 60 Jahren hat Abmessungen von 50 m x 8 m x 8 m. Im Modell wird das Transportgut über Seilwinden und am Boden verankerte Haltepunkte heraufgezogen und am Zielpunkt wieder herabgelassen. Um Gesamtgewicht und Flugeigenschaften in der Balance zu halten, wird die Fracht bei Bedarf gegen Ballastwasser ausgetauscht. Vor zehn Jahren schossen die Pläne optimistisch ins Kraut und zeichneten sich Lösungen für die kniffligsten Beförderungen durch die Luft ab. Um das Jahr 2013, war damals zu lesen, sollten mindestens 50 solcher fliegenden Kraftprotze weltweit im Einsatz sein.
Mit vier Antriebsmotoren ausgestattet, die zusammen 8200 PS auf die Propeller von je 6,5 Meter Durchmesser bringen, wurde den schwebenden High-Tech-Zigarren eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometer zugetraut. Als Spritverbrauch waren 4,5 Liter pro Kilometer angesetzt. Für die Lastaufnahme und das Absetzverfahren kam eine kurzfristig verfügbare Spitzenleistung von bis zu 24.500 PS ins Gespräch.

Automation NEXT Conference 2024

Entdecken Sie die Zukunft der Automatisierung auf der Automation NEXT Conference 2024. Diese bedeutende Veranstaltung, die am 15. und 16. Oktober 2024 im Nestor Hotel Ludwigsburg stattfindet, bringt Branchenexperten zusammen, um über neueste Trends und Technologien in der Automatisierung zu diskutieren.

Die Themenbereiche umfassen Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Cybersicherheit, Edge Computing, Robotik und nachhaltige Automatisierungslösungen. Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Plattform für Wissensaustausch, Netzwerken und Inspiration für Fachleute aus der Automatisierungsbranche.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte Automation NEXT Conference.

Marktstudien des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen und der Universitäten in Frankfurt und Mainz bescheinigten diesem Mammut-Projekt ein riesiges Potenzial. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau, das Bauwesen, der Automobilbau, die Offshore-Branche sowie Hilfs- und Katastropheneinsätze waren als Logistik-Zielmärkte ausgeguckt. Doch die Pläne waren allzu hochfliegend, und so kamen 2002 nach Nine-Eleven und dem folgenden Einbruch der Luftfahrtindustrie sowie dem Crash der Kapitalmärkte mit dem Platzen der DotCom-Blase Insolvenz und vorläufiges Aus für die Giganten der Lüfte.

Neues Spiel, neues Glück

Familie im Sand im Tropical Island,
Im Tropical Islands lassen sich Sandburgen ohne das Risiko bauen, dass die Flut wieder alles kaputt macht. (Bild: Tropical Islands)

Mit dem Stopp für die faszinierende Leichter-Als-Luft-Technologie ist auf Brandenburgs Boden aber noch nicht alles zu Ende. Neues Spiel, neues Glück, sagten sich wagemutige Investoren aus Malaysia und Hongkong und stellten vor den Toren Berlins auf den boomenden Freizeitmarkt um. Die Riesenhalle bietet heute alles, was sportliche Betätigung, Entspannung und leibliche Genüsse fordern. “Wenn es draußen kühler wird, lockt es mehr Gäste in die tropische Wärme unserer Halle”, sagt Pressesprecher Patrick Kastner. In der Zeppelinhalle in Brand (Dahme-Spreewald) wird es dann sehr lebendig am künstlichen Südseestrand, in der Lagune, im Regenwald und im Tropendorf. Besonders Kinder sind sehr angetan von den Wasserfahrten in Becken mit rotierenden Inseln und von der Wasserrutsche.

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Rutsche im Tropical Island,
Künstliche Horizonte setzen hier den Fernurlaub in den Sand von Brandenburg und nähren die Illusion, sehr weit weg vom Alltag zu sein. (Bild: Tropical Islands)

Hier ist immer etwas los

Manche verbringen in Little Indonesia Tag und Nacht und wechseln laufend zwischen Eiscafé Borneo, Kräuter-Schwitzhütte, Nebelgrotte und künstlichem Gestade. Aus aller Herren Länder kommen die Menschen und verfallen binnen kurzem dem Südseetrip. Von oben strahlt die winterliche Sonne. Seitlich ist die graue Stahlverkleidung erhalten aus der Zeit, als noch davon geträumt wurde, im großen Stil die Zeppeline als Lastenträger aufleben zu lassen. Tropical Islands ist kleinteilig und nährt doch die fernwehgetriebene Illusion, sehr weit weg zu sein. Irgendwo in Südostasien zum Beispiel. Vor dem Bali-Tor werden Kameras gezückt, beliebt ist auch das Posieren vor dem Thai-Haus. Ebenso gut kommt der Schnappschuss vor Bananenstauden im vollen Saft an. In Spitzenzeiten sind unter dem weit gewölbten Hallendach gut 6000 Menschen auf Erholungs- und Funsuche.

Berliner und andere müssen jetzt gar nicht mehr nach Afrika, Asien oder Südamerika düsen, denn der Regenwald liegt mitten in Europa. Beach-Partys für Großstädter können kurzfristig gebucht werden, und wer hier für kurz oder lang einziehen will, findet auch ein Quartier. So floriert das Geschäft in Brandenburgs wärmstem Dorf.

Fazit: In originellen Projekten wie Tropical Islands steckt offenbar auch deshalb solch eine Menge Zukunft, weil weite Reisen nicht mehr jedermanns Geldbeutels Sache sind. Die ersehnten Ziele finden sich ja auch vor der Haustür. Hier ist immer was los. Überall ist Party. Die Riesenrutschen sind nonstop belegt, im Wasser ist Dauerplanschen angesagt, an der Bar sind die Stammplätze vergeben.

Überarbeitet von der Redaktion Automation NEXT

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