Mathias Boddenberg, IHK Johannesburg,
„Insgesamt tummeln sich in Südafrika rund 600 deutsche Unternehmen“, so Mathias Boddenberg von der AHK in Johannesburg. Er gilt als profunder Kenner der afrikanischen Wirtschaft. (Bild: AHK)

In anderen Geschäftsbereichen sind es häufig chinesische Unternehmen, die den europäischen Firmen die Marktanteile wegschnappen. Den Markt in Südafrika hält Boddenberg schon für relativ gesättigt. Daher lohne der Blick auf die Nachbarländer. Das fängt für ihn bei Namibia im Nordwesten an. Hier bildet sich eine kleine aber feine Industrie. Als Beispiel erwähnt der IHK-Mann die von deutschen Auswanderern betriebene Firma Kögel in Windhook. „Das sind Deutsche, die seit Generationen in Namibia leben und die sich entwickelnde Industrie beliefern.“

Zimbabwe sei zur Zeit politisch sehr schwierig. In Botswana reduzierten sich die Aktivitäten eher auf den Bergbau. Die Chancen für eine verarbeitende Industrie schätzt Bodenberg eher verhalten ein. Eine positive Prognose gibt der Leiter der IHK-Auslandsstelle für Mosambik. Jedoch fehle es dem Land noch an Infrastruktur. 

Wie das Afrikageschäft ganz praktisch funktionieren kann, demonstriert Bosch Südafrika. Michael Kloss ist Managing Director von Bosch in Sub-Sahara Afrika, und damit auch verantwortlich für den Standort in Midrand, dem Industriegebiet zwischen Johannesburg und Pretoria. In Südafrika beschäftigt der Konzern etwa 600 Mitarbeiter. Nach der Struktur ihrer Mitarbeiterschaft befragt, meint der Direktor, in Schlüsselpositionen seien Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturkreisen beschäftigt: „Dabei nutzen wir die Kraft der Diversifikation und passen uns der Demografie an.“ Mitarbeiter könnten von den Universitäten akquiriert werden. Gerade bis zu einem Alter von etwa 40 Lebensjahren gäbe es daher viele qualifizierte Mitarbeiter. Etwas schwieriger sei es im Alterssegment ab 40, insbesondere für das mittlere Management. Gerade für Afrika ist das Thema Sprachen essentiell. „Für Südafrika benötigen wir Mitarbeiter, die sehr gut Englisch können. In Angola und Mosambik sind gute Portugiesisch-Kenntnisse nötig, Französisch ist im Kongo und den Maghreb-Ländern unabdingbar“, so Kloss.

In Südafrika betreibt Bosch neben dem Standort in Midrand, der im wesentlichen Vertriebs- und Marketingaktivitäten sowie die Zentrale für den afrikanischen Kontinent beherbergt, auch noch ein Werk in Brits. Dort werden Produkte für die OEM der Automobilindustrie hergestellt. Südafrika ist damit ein wichtiger Ausgangspunkt für die Geschäfte mit anderen afrikanischen Ländern. Hierzu Kloss: „Unsere Kunden aus diesem Marktsegment erwarten, dass wir mit einer eigenen Fertigung vor Ort sind.“

Nahrungsmittel müssen verpackt werden

Steffen Manke, Bosch,
„Der Bedarf für Hochgeschwindigkeitsanlagen ist in Afrika noch gering“, so Steffen Manke. Er ist Manager bei Bosch Südafrika und entwickelt Verpackungsmaschinen für den afrikanischen Markt. (Bild: Bosch)

Ein weiterer wichtiger Markt für Bosch sind Nahrungsmittel-Verpackungen, das Spezialgebiet von Steffen Manke, der ebenfalls wie Kloss nach einem Hochschulstudium in Deutschland durch ein internationales Trainee-Programm auf seine weltweiten Aufgaben für das deutsche Traditionsunternehmen vorbereitet wurde. Im Gespräch erklärt er das Vorgehen und unterscheidet zwischen einem A-, B- und C-Marktsegment. Im A-Segment enthalten sind Hochtechnologieanlagen, die zum Beispiel 1500 Schokoladenriegel in der Stunde verpacken können. In diesem Marktsegment seien deutsche Unternehmen groß geworden, jedoch sei der Bedarf für diese Hochgeschwindigkeitsanlagen in Afrika noch gering.

Daher konzentriert sich Bosch-Verpackungstechnik in Afrika mehr auf Mittelleistungsanlagen im B-Segment. „Made in Germany wird hier nach wie vor extrem hoch angesehen. Wir nutzen dieses Know-how und passen unser Portfolio immer weiter an die lokalen Anforderungen an“, stellt Manke fest. Dadurch öffneten sich für Bosch viele Türen im Wettbewerb gegen über chinesischen und indischen Unternehmen. Chinesen, aber auch die Inder und Südkoreaner arbeiteten schon lange und eng mit den Afrikanern zusammen, und gerade Chinesen und Inder hätten die teilweise Umwandlung von einer Landwirtschafts- zur Industriegesellschaft aus eigener Erfahrung durchlebt.

„Als Verpackungsmaschinen-Anbieter sind sie oft durch den Bau und Verkauf einfacherer Niedrigleistungsmaschinen groß geworden. Durch ihre rasante Lernkurve der letzten Jahrzehnte werden sie aber immer mehr zu Ernst zu nehmenden Wettbewerbern auch im Mittelleistungssegment“, sagt Manke. Und sie konzentrierten sich ebenso wie Bosch auf Afrika als großen Wachstumsmarkt, hätten aber keine Produkte mit der Güte „Made in Germany“ zu bieten.

Michael Kloss, Bosch,
„Unsere Kunden erwarten, dass wir mit einer eigenen Fertigung vor Ort sind", erklärt Michael Kloss, Managing Director von Bosch in Sub-Sahara Afrika. (Bild: Bosch)

Zu den wichtigen Wachstumsmärkten in Sub-Sahara zählen die beiden Bosch-Manager zunehmend auch Mosambik. Noch vor etwa fünf Jahren wurden dort 95 Prozent der Nahrungsmittel über Straßenhändler vertrieben. Inzwischen gehen zu 30 bis 35 Prozent über die Ladentheken der Supermärkte. Hintergrund ist, dass in Afrika etwa die Hälfte der Nahrungsmittel verderben, weil eine geeignete Verpackung fehlt. Auch das ist ein Grund für die vielen Investitionen in diesem Bereich.
Ein anderes Beispiel sind Verpackungen für Haarshampoo. In Mosambik haben die Einwohner nur etwa zwei Euro pro Tag zur Verfügung. Von daher gibt es dort auch kleine Shampoopackungen für eine einzelne Haarwäsche zu kaufen.

Die Märkte in Afrika sind unübersichtlich. Über 50 Länder unterschiedlichster Marktgröße, Wirtschaftskraft und Einbindung in die Weltwirtschaft sowie unterschiedlichste Kulturen prallen auf dem Kontinent aufeinander. Die Wachstumsrate in Südafrika ist in den vergangenen Jahren gesunken. Dort begann die Deindustrialisierung eigentlich so richtig mit dem Ende der Apartheid und der Sanktionen, weil viele Firmen im offenen Markt nicht konkurrieren konnten. Die nächste Abstiegs-Welle fing mit den steigenden Energiepreisen und Lohnforderungen an. Das schlechte und zusammenbrechende Bildungssystem hilft dem Land natürlich auch nicht weiter. Was bleibt: Viele Möglichkeiten jedoch fast ebenso viele Herausforderung am Kap der guten Hoffnung, auch rund 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid.

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