Nach fünfjährigen Verhandlungen einigten sich die zwölf beteiligten Nationen im Herbst 2015 auf das TPP-Freihandelsabkommen (Trans-Pacific Partnership). Der TPP-Handelsraum umfasst einen Anteil von etwa 40 Prozent des Weltmarktes, neben Japan sind unter anderem die USA, Kanada, Australien sowie Mexiko beteiligt. Japan verspricht sich von der schrittweisen Reduzierung bis hin zur Aufhebung der Einfuhrzölle erhebliche Geschäftschancen für die Exportindustrie. Nach Abschluss von TPP sollen bis Ende 2016 die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU vorangetrieben werden.

Trotz Versuchen der Regierung, die Dominanz der japanischen Großkonzerne zu brechen und den Mittelstand zu fördern, entwickelt sich die verarbeitende Industrie weiter zweigleisig. Große Unternehmen investieren im Ausland und profitieren zum Teil beim Exportgeschäft von der anhaltenden Yen-Schwäche, wenn sie die wechselkursbedingte Verteuerung der Produktionsfaktoren kompensieren können. Kleinere Firmen mit Jahresumsätzen bis 100 Millionen Yen haben jedoch zumeist große Absatzprobleme.

Japan und Deutschland

Gute Geschäftsbeziehungen
Insgesamt haben sich in Deutschland schätzungsweise 1600 Unternehmen aus Japan hauptsächlich in Düsseldorf angesiedelt. Die japanische IHK, die seit 50 Jahren dort beseht, stellt für japanische Unternehmen auch Kontakte zu deutschen Unternehmen her und organisiert Delegationsreisen für japanische Wirtschaftsvertreter.
Die japanische Wirtschaftsförderungs-Organisation Jetro, die auch Büros in Berlin und Düsseldorf unterhält, hilft im Gegenzug insbesondere mittelständischen deutschen Unternehmen bei ihrem Markteinstieg in Japan. Unter anderem finanziert Jetro die Messebeteiligung in Japan und übernimmt dabei auch weitere Kosten wie beispielsweise für Dolmetscher.

Großen Einfluss auf das Stimmungsbarometer der verarbeitenden Industrie hat die Konjunkturlage in China. Die dort ansässigen japanischen Hersteller haben begonnen, ihre Kapazitäten herunterzufahren. Dass sie nach Japan zurückkehren, halten Analysten allerdings für unwahrscheinlich. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass die Produktion vom Reich der Mitte in die asiatischen Schwellenländer verlegt werde.

Erforderliche Effizienzsteigerungen sollen insbesondere durch Digitalisierungsprozesse herbeigeführt werden. Allerdings wird erwartet, dass Einsparungen durch die Bereiche Industrie 4.0 und IoT hauptsächlich große Unternehmen realisieren können. Dies erschwert jedoch eine Modernisierung der gesamten Wirtschaft. Daher haben besonders mittelständische Unternehmen aus Deutschland, welche diese Philosophie und diesen unternehmensübergreifenden Technologieansatz nach Japan bringen, einige neue, gute Geschäftschancen.

Maschinen- und Anlagenbau

Die Hersteller von Industriemaschinen konnten 2015 nach Daten des Branchenverbands JSIM die noch im Vorjahr registrierten zweistelligen Auftragszuwächse nicht erreichen. Dabei bleiben die Auslandsaufträge, deren Anteil etwa die Hälfte aller Aufträge umfasst, die treibende Kraft. Auch 2016 hoffen die Hersteller auf Infrastrukturprojekte in den asiatischen Schwellenländern. Die japanischen Industrieunternehmen steuern nach einer Erhebung der Bank of Japan einen Anteil am Absatz, aber auch an der Produktion von 50 Prozent im Ausland an. Neben dem Aufbau eigener Niederlassungen setzen japanische Konzerne auch auf Übernahmen.

Kfz-Industrie im Umbruch

Toyotismus oder das Honda-Produktionsmodell waren einmal weltweit vielbeachtetes Vorbild für effektive Qualitätsproduktion. Doch Skandale um manipulierte Verbrauchswerte bei Suzuki und Mitsubishi kratzen auch am Image japanischer Autokonzerne. Die japanische Regierung möchte jetzt strengere Kontrollen einführen. Noch ist Japans Automobilbranche stark zentralisiert und von wenigen Großkonzernen abhängig. Durch den Zwang, sich in Richtung Industrie 4.0 zu öffnen, haben zukünftig auch neue Anbieter Geschäftschancen. In einer Studie der deutschen Auslandshandelskammer in Tokio gaben 53 Prozent der befragten ansässigen deutschen Unternehmen an, dass sie Japan als Ausgangspunkt nutzen, um mit japanischen Firmen in Drittmärkten ins Geschäft zu kommen.

Umwelttechnik

Japan hat eine breit aufgestellte Produktionsbasis für unterschiedlichste Umwelttechnik. Die Hybridfahrzeuge japanischer Marken sind weltweit führend. Zunehmend engagieren sich japanische Umwelttechnik-Unternehmen in den asiatischen Schwellenländern. Einige Unternehmen sind auch in Europa aktiv. Für ausländische Marktteilnehmer ist eine Präsenz vor Ort unumgänglich. Gute Möglichkeiten sieht die Branche in den Olympischen Sommerspielen 2020. Dafür möchte Tokio der Welt modernste Umweltlösungen präsentieren. Schwerpunkte sind dabei Emissionsreduzierung, Energieeffizienz, Wasserstoff und Wiederverwertung.

Der weitergehende Plan „New Tokyo Metropolitan Environmental Masterplan“ nennt ökologische Zielvorgaben bis 2030. Bis dahin sollen die Treibhausgasemissionen in der Hauptstadt im Vergleich zu den Werten von 2000 um 30 Prozent gesenkt werden. So sollten neben der Kernkraft (Anteil 2030: 20 bis 22 Prozent) auch erneuerbare Energien (22 bis 24 Prozent) verstärkt in den Energie-Mix aufgenommen werden. Zudem soll durch „Green Buildings“ der Energieverbrauch der Hauptstadt bis 2030 um 38 Prozent gegenüber 2000 sinken. Weiterer Schwerpunkt ist die Wasserstoff-Technologie: Bis 2030 sollen etwa 200.000 Brennstoffzellenfahrzeuge in Tokio fahren. 150 Wasserstofftankstellen sind geplant. Bis zur Olympiade 2020 sollen 600 mit Wasserstoff betriebene Pkw sowie 100 Brennstoffzellenbusse fahren. fa

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