Bereits bei der Eröffnungspressekonferenz sprachen die Messe München und der VDMA von einem Rekordjahr für die alle zwei Jahre in München stattfindende Messe Automatica. Neben einem Ausstel-lerrekord erwarten die Veranstalter auch die Besucherzahl von 35.000 im Jahr 2014 überschreiten zu können. Passend zum Boomjahr der Robotik und Automation hat man sich auch dazu entschlossen, die Messe um eine Halle zu erweitern. Insgesamt füllt die Automatica damit eine Fläche, die – passend zur laufenden EM – zehn Fußballfeldern gleichkommt. Ob wirklich mehr als 35.000 Menschen durch die Messehallen laufen werden, bleibt noch abzuwarten. Sicher ist, dass die Messehallen gut mit Ro-botern gefüllt sind: 14 Prozent mehr Roboteraussteller als noch 2014 sind in diesem Jahr dabei.

Aber nicht nur auf der Messe sind sie in einer Vielzahl vertreten. Eine Trendumfrage der Automatica hat ergeben, dass 83 Prozent der Industrie-Entscheider Roboter für eine Schlüsseltechnologie der Industrie 4.0 halten. Dafür dürfen sie aber nicht nur in Großkonzernen als Leuchtturmprojekte einge-setzt werden, vielmehr müssen sie auch in die kleinen und mittelständischen Unternehmen vordringen.

Das wird den Unternehmen heutzutage – und wie es den Messebesuchern eindrucksvoll vorgeführt wird – zunehmend leichter gemacht. Immer mehr Roboter lassen sich bedienen wie ein Smartphone. Hierzu macht sich auch Universal Robots auf in eine neue Ära, in die Universal-Robots-Plus-Ära. Hierzu strebt der dänische Roboterhersteller möglichst viele Kooperationen mit Komponentenanbietern, die beispielsweise Vision Systeme oder Greifer zu ihrem Portfolio zählen, an. Gemeinsame Entwicklungen erleichtern die Integration und damit die Bedienung durch den Endanwender.

Der bekommt heute häufig Bedienoberflächen zu seinem Roboter angeboten, die sich eben intuitiv wie ein Smartphone bedienen lassen. Geschwindigkeit oder Kraft können ganz einfach über Plus- und Minus-zeichen reduziert oder gesteigert werden. Solche einfachen Systeme werden es sein, die dabei helfen, die Roboter – zusammen mit der Automation – zu den Protagonisten der digitalen Produktionsära zu machen, erklärt Falk Senger von der Münchner Messe, wenn er von der Zukunft der Industrie spricht.

Der Roboter bekommt eine Aura

Auf dem Stand von Comau gibt man sich zunächst geheimnisvoll. Die Exponate sind zu einem großen Teil verhüllt. Hinter der größten Hülle verstecken sich ein Maserati und zwei Roboterarme. Der Eine poliert die Motorhaube, der Andere belädt den Kofferraum. Der Eine hat eine Nutzlast von 60 Kilogramm, der andere schafft es auf ganze 110 Kilogramm. Beide Roboter zählen also eher zu den Schwergewichten der Branche. Das Besondere: sie werden trotz ihrer Masse nicht nur in die Nähe eines Maseratis gelassen, sondern dürfen auch mit Menschen zusammenarbeiten – möglich macht das ihre „Aura“. Aura steht bei Comau für Advanced Use Robotic Arm, eine Lösung, die Robotern aus dem Sicherheitskäfig hinaushilft.

Dabei nimmt er mit Hilfe einer speziellen Außenhülle mit sensitiven Bereichen die Nähe und den Kontakt mit einer Person oder einer anderen Automatisierungskomponente wahr. Weiter Merkmale des Systems: Wahrnehmung tastbarer Impulse, Fähigkeit zur Veränderung seiner Trajektorie bei einem Kontakt, manuelle Führung, ein integriertes Sichtsystem, mit dem es die Bewegungen einer Person im Aktionsbereich antizipieren kann, sowie die Verwendung von Laserscannern zur Überwachung der Personen, mit denen es interagiert. Aber es sind nicht nur diese beiden Arme, die eine „Aura haben“. Von Seiten des Unternehmens heißt es, dass die Aura-Eigenschaften auch für die weiteren Robotermodelle erhältlich sind.

Nicht jeder muss kollaborativ sein

Auch bei Yaskawa erwartet die Besucher mit dem HC10 ein kollaborativer Roboter. Das Modell hat in München seinen ersten Auftritt außerhalb von Japan und zeigt, wie das asiatische Unternehmen sich in Sachen Kollaboration aufstellen möchte. Das Motoman-Modell ist ein Prototyp mit 1,2 Metern Reichweite und zehn Kilogramm Handhabungsgewicht. Da er so neu ist, ist er bereits gemäß der technischen Spezifikation ISO TS15066 freigegeben. Bisher ist er der einzige kollaborative Roboter des Unternehmens. Deutlich wird auf dem Stand aber, dass diese Roboterklasse nicht zum Kernge-schäft des Unternehmens gehört. Hier stechen vielmehr die großen konventionellen Roboterarme hervor, deren Nutzlast im dreistelligen Bereich liegt.

Damit nur ein kurzer Überblick über die Neuheiten der Automatica 2016, auf der es tatsächlich viel Neues zu entdecken gibt. Robotik-Fans dürften die Messe begeistert verlassen.

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