Prof. Dr. Werner Bick, ROI Consulting

"Wollen Sie vor allem die Effizienz erhöhen, dann wird Ihnen die Digitalisierung dabei helfen, Stellen einzusparen – das ist klar. Man kann sich allerdings auch nicht in die Zukunft sparen." - Prof. Dr. Werner Bick ist Digitalisierungs-Experte und berät Unternehmen auf ihrem Weg in das neue Zeitalter der Industrie 4.0. (Bild: ROI)

Herr Prof. Bick, während eine repräsentative Befragung des Bitkom ergab, dass 81 Prozent der Industrieunternehmen an neue Arbeitsplätze für gut ausgebildete Fachkräfte in der Fabrik der Zukunft glauben (2016), ergab eine Studie des Weltwirtschaftsforums (auch 2016), dass Industrie 4.0 bis zum Jahr 2020 unterm Strich mehr als fünf Millionen Jobs kosten könnte. Wo liegt nun die Wahrheit?

Wie bei jeder tiefgreifenden Veränderung wird auch bei der Digitalisierung gerne über Schreckensszenarien spekuliert – ich sehe das optimistischer. Zum Beispiel verliert das Bedrohungspotenzial der künstlichen Intelligenz für den Arbeitsmarkt unter einem sachlichen, realistischen Blick schnell an Substanz: Heute als intelligent bezeichnete Maschinen mögen beeindruckende Rechenleistungen vollbringen, die dem menschlichen Gehirn in diesem Kontext nicht nachstehen, es vielleicht sogar übertreffen. Sie können sogar handeln und Anweisungen befolgen. Aber die gesamte Middleware, der Bereich des menschlichen Gehirns, der Rechenleistung und beobachtbare Handlungen verbindet, fehlt den Maschinen komplett. Sie besitzen weder Selbsterkenntnis, noch Intentionalität, noch Eigenmotivation. Ohne diese Eigenschaften ist aber jeder Wirtschaftskreislauf zum Scheitern verurteilt.

ROI IoT-Training
Digitalisierungs-Training in einer IoT-Lernfabrik mit ROI: Bild ROI

Wie die Arbeitswelt in der Fabrik der Zukunft aussieht, hängt vor allem davon ab, wie die Unternehmen das Potenzial der Digitalisierung in den kommenden Jahren nutzen. Wollen Sie vor allem die Effizienz erhöhen, dann wird Ihnen die Digitalisierung dabei helfen, Stellen einzusparen – das ist klar. Man kann sich allerdings auch nicht in die Zukunft sparen. Viele Unternehmen werden daher die Chancen der Digitalisierung nutzen, um neue oder erweiterte Geschäftsmodelle zu entwickeln. Sie werden ihren Kunden etwa mit Big Data Analytics neue Serviceleistungen wie Preventive Maintenance anbieten. Dazu müssen sie auf Wachstum setzen, wofür wiederum Mitarbeiter notwendig sind.

Apropos Mitarbeiter: Welche Hard- und Soft-Skills muss der idealtypische Arbeitnehmer für die Fabrik der Zukunft mitbringen? Kann man da pauschalisieren?

Privat ist es heute Standard, dass man im Internet surft, ein Smartphone und ein Tablet besitzt und deren Funktionen in unterschiedlichen Bereichen nutzt. In den meisten Fällen hat man sich das Wissen hierzu im Learning by Doing angeeignet, kombiniert mit dem ein oder anderen Tipp erfahrener Nutzer.

Am Ende wird das, zumindest für den Anwender, im betrieblichen Alltag nicht anders aussehen. Damit reicht ein digitales Grundverständnis, gepaart mit der Offenheit für neue Lösungen aus. Wichtig ist auch, dass man nie die Neugierde verliert und auch gewillt ist, sich neue Dinge anzueignen und diese dann auch einzusetzen.

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