Siemens Presse- und Analystenkonferenz 2015,

Siemens-CEO Joe Kaeser und CTO Siegfried Russwurm bei der Presse- und Analystenkonferenz des Unternehmens in den Räumlichkeiten des Deutschen Museums. Das Thema des Tages: Innovationen. (Bild: ke NEXT / jl)

Innovationen, sie bringen ein Unternehmen weiter, steigern seine Wettbewerbsfähigkeit. Siemens hat seine Presse- und Analystenkonferenz im Dezember zum Anlass genommen, sich etwas genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das innovative an der Veranstaltung: Es ging nicht nur um die Lösungen, an denen das Unternehmen derzeit tüftelt, um etwa nach einem kompletten Atomausstieg eine effiziente Stromversorgung möglich zu machen oder um einen verspätungsfreien Bahnverkehr in Ballungszentren garantieren zu können. Vielmehr ging es auch um die Wege, die das Unternehmen beschreitet, um solche Lösungen generieren zu können.

Denn es sind nicht immer Gelder, die ein Unternehmen für seine eigene Forschung und Entwicklung ausgibt, die zu einer Innovaion führen. Auch, wenn ein Konzern wie Siemens sich hier nicht zu verstecken braucht: im laufenden Geschäftsjahr 2016 wird das Unternehmen rund 4,8 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren - etwa 300 Millionen Euro mehr als im vergangenen Geschäftsjahr. Das Ergebnis solcher Investitionssummen: 7650 Erfindungsmeldungen pro Jahr. Siemens-Innovationen kommen jedoch nicht zwingend aus dem Konzern selbst. Sie kommen zum Teil von kleinen Start-ups. Die hat der Weltkonzern als wichtigen Indikator für neue Technologietrends genauso wie für innovative Geschäftsmodelle identifiziert - oder, wie Rudolf Freytag, Leiter Innovative Ventures es ausdrückt: "Start-ups sind ein Blick in die Zukunft". Er koordiniert für Siemens die Zusammenarbeit mit den jungen Unternehmen.

Von Unternehmensgründungen und Currywürsten

Toru von Magazino,
Toru ist eine Entwicklung von Magazino. Er ist ein autonomer mobiler Kommissionier-Roboter der eine dynamische Lagerhalterung und Kommissionierung ermöglicht. (Bild: Magazino)

Ein Weg, diesen Blick in die Zukunft nutzen zu können, ist für Siemens eine Investition in ein Start-up. Ein Beispiel ist Magazino aus München, das wahrnehmungsgesteuerte, mobile Roboter für die Intralogistik entwicklet und baut. Bereits die Geschichte, wie der Großkonzern und das Jungunternehmen zusammengekommen sind, klingt reichlich unkonventionell: Beim High-Tech Gründerfonds Family Day im Juni 2014, stand der Gründer von Magazino, Frederik Brantner, zu späterer Stunde in der Schlange an der Currywurst-Bude und hörte hinter sich zwei Personen über Siemens sprechen. Er dreht sich daraufhin um und schilderte seine Sicht auf die Herausforderungen der Automatisierung in der Logistik in der Zukunft und dass Siemens dazu eigentlich nicht die richtigen Produkte im Programm hätte. Seine Gesprächspartnerin war eine Mitarbeiterin von Siemens Innovative Ventures. Statt sich über die Keckheit des jungen Gründers zu ärgern, hörte sie ihm aufmerksam zu und lud ihn zu weiteren Gesprächen nach München ein. "Man entdeckte schnell gemeinsame Vorstellungen über die Zukunft der Advanced Robotics in der Logistik und entwickelte Ideen wie man diese Zukunft gemeinsam realisieren könnte. Und so kam es schließlich zum Investment von Innovative Ventures in Magazion im Mai 2015", erklärt Frederik Brantner.

Siemens ist aber auch selber Gründer von Start-ups. So war es bei Caterva. Gegründet 2013 in Pullach bei München, hat das Start-up ein neues Energiemanagementsystem erfunden. Haushalte mit Photovoltaikanlagen können einen Teil ihres Batteriespeichers als „Stromparkplatz“ vermieten und damit Geld verdienen. Stromnetzbetreiber können so ihre Stromnetze flexibilisieren und stabilisieren, indem sie überschüssigen regenerativen Strom vor Ort zwischenparken, bei Engpässen die notwendigen Kapazitäten wieder abrufen und so das Stromnetz wieder in ein Gleichgewicht bringen. Das Konzept des multifunktionalen, netzstabilisierenden Solarstromspeichers „Caterva-Sonne“ basiert auf einer Entwicklung der Siemens Novel Businesses GmbH (SNB) und wurde in verschiedenen Abteilungen von Siemens Corporate Technology weiterentwickelt.

Der dritte Weg, den Siemens beschreitet, ist eine Kooperation mit einem Start-up. Ein Beispiel hierfür ist Freewire, ein kalifornisches Unternehmen, das ebenfalls zu den Start-ups gehörte, die ihre Geschäftsideen in München präsentierte. 2014 gegründet in San Leandro, Kalifornien, möchte das Unternehmen die Elektromobilität auf den Kopf stellen. Mussten Elektrofahrzeuge bisher zu einer Ladesäule fahren, so bringt der Mobi Charger von Freewire den Strom direkt zum Auto. Dabei verwendet er Batterien, die in Elektroautos nicht mehr eingesetzt werden können. Der Vorteil: Mobiles Laden vermeidet Ladestationen, ist flexibel und entlastet das Stromnetz, da mobile Ladestationen nachts aufgeladen werden können. Ein erstes Pilotprojekt läuft bereits erfolgreich auf dem LinkedIn-Campus im Silicon Valley. Siemens liefert Ladestationen, eine Datenmanagementsoftware und ermöglicht die Abrechnung über das eCar Operations Center.

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