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(Bild: Knipserin/blobbotronic / Fotolia.com)

Sie arbeiten eigentlich immer, manchmal sind sie in Gedanken auch dann noch am Arbeitsplatz, wenn dort schon längst kein Licht mehr brennt. Auch Konstrukteure und Ingenieure zählen zu dieser Burnout-gefährdeten Gruppe. Doch machen es nicht nur die äußeren Umstände schwierig, Lebensbalance zu finden – oft scheitern schöpferische Menschen schon an der inneren Einstellung. Ein paar weit verbreitete, hartnäckige Irrtümer, ja: Lebenslügen, vereiteln bereits im Ansatz den Versuch, zur inneren Stabilität zu finden. Erlauben Sie sich einen kurzen Lebenslügen-Check, um zu erkennen, wie sehr die eine oder andere Denkungsart Ihr Leben beherrscht und wo Sie Ihre Einstellung ändern müssen, um langfristig leistungsfähig und glücklich zu bleiben.

Irrtum 1: Berufserfolg ist Lebenserfolg

Viele Menschen – nicht nur Männer, aber diese besonders häufig – definieren ihren Selbstwert und die Frage, ob sie ihr Leben erfolgreich meistern, alleine über ihren beruflichen Erfolg. Der Autor Günter F. Gross vergleicht das Arbeitsleben mit einem Feldzug: Viele betrachten den Beruf als Front, das Privatleben dagegen nur als Etappe. Letzteres habe allenfalls noch die Funktion, die berufliche Aktivität zu unterstützen – Probleme solle es bitteschön keine bereiten, und nach Möglichkeit auch keine Zeit in Anspruch nehmen. Kein Wunder, wenn das Privatleben dann früher oder später ins Abseits gerät – und schließlich scheitert. Spätestens beim Auftreten einer schweren Krankheit, bei der Trennung vom Partner, bei Schwierigkeiten mit den Kindern oder in einer Sinnkrise kommt das böse Erwachen: Der berufliche Erfolg ist doch nur die halbe Miete. Die volle Lebenserfüllung ist ohne Investment in Familie, Freunde und Gesundheit nicht zu verwirklichen.

Irrtum 2: Ohne Schweiß kein Preis

Das Mantra der Erfolgreichen: „Stress, Krankheit und fehlende Zeit sind der Preis der Karriere.“ Wer nach oben kommen wolle, müsse investieren: Zeit, Einsatz und notfalls auch seine Gesundheit. Wie früher die Ehre des Soldaten an der Zahl seiner Verwundungen gemessen wurde, so brüstet sich heute manche Führungskraft mit ihren Managerkrankheiten. Das Burnout-Syndrom gilt als Krankheit der Erfolgreichen – immerhin: Vor der Krankheit steht der Erfolg. Die absurde Weiterentwicklung dieses Mythos‘ lautet dann: „Ein kranker Manager ist ein guter Manager“ – Welch tragische Illusion! Wer diese Prämissen akzeptiert und glaubt, da könne man nichts machen, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er mit seiner Gesundheit bezahlt.

Irrtum 3: Mehr Geld – mehr Glück

„Je mehr Erfolg ich im Beruf habe und je mehr Geld ich verdiene, umso mehr Glück und Erfüllung werde ich auch im Leben haben.“ – Ein weit verbreiteter Trugschluss, der unser Wirtschaftsleben und unser Leistungsstreben maßgeblich prägt. Nicht wenige, die sich für ihren Beruf aufopfern und schinden, glauben, all ihr Stress werde zumindest durch Status, Geld und Marken, die wir uns dann leisten können, kompensiert. Leider steigen Glück und Zufriedenheit eben nicht mit dem Einkommen – im Gegenteil, bei den meisten ist das Verhältnis sogar reziprok: Je weiter die Gehaltskurve nach oben geht, umso mehr gehen die Mundwinkel nach unten. Die Glückswährung des wirtschaftlichen Aufschwungs wird heute immer häufiger vom Luxus der Zeit abgelöst. Und so gesehen hat Günter F. Gross recht, wenn er schreibt: „Die Elite lebt zeitlich unterhalb des Existenzminimums. Für ihr persönliches Leben kann sie nur Zeitreste zusammenkratzen und hat ständig Zeitschulden.“ Und warum macht Geld nicht glücklich? Abgesehen davon, dass Zeit, menschliche Zuneigung, Gesundheit – allenfalls deren Reparatur – und Seelenfrieden eben nicht käuflich zu erwerben sind, verkennen viele einen einfachen Grundsatz. Es handelt sich um den ökonomischen Grundsatz vom geringeren Mehrwert des zweiten Stück Kuchens. Im Verhältnis zum Genuss des ersten Stücks nehmen die subjektiv empfundenen Genusseinheiten beim zweiten Stück meist ab. Ein Mehr an Kuchen bedeutet eben nicht automatisch ein Mehr an Genuss. Das Gesetz der Gewöhnung sorgt dafür, dass der erworbene Lebensstandard mit fortschreitender Zeit als Quelle für Glück und Erfüllung ausscheidet.

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