Andreas Radelbauer, Result Group .
Andreas Radelbauer, Result Group . (Bild: Result Group)

Drei Fragen an Andreas Radelbauer, Geschäftsführer der Result Group

Eine Studie des Deutschen Reiseverbandes hat ergeben: Bei Problemen vor Ort waren 45 Prozent der Reisenden auf sich allein gestellt. Wie ist Ihr Eindruck: Nehmen Unternehmen das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter auf die leichte Schulter?

Tatsächlich gibt es noch immer Unternehmen, die sich nicht um ihre reisenden oder entsendeten Mitarbeiter kümmern. Diese Unternehmen nehmen ihre gesetzlichen Fürsorgepflichten nicht wahr und vergessen, dass mit einem guten „Care taking“ auch Mitarbeiterbindung stattfindet.

Die meisten unserer Kunden haben jedoch erkannt, dass Mitarbeiter sich besser auf ihre Aufgaben konzentrieren, wenn sie wissen, dass sie und auch das Unternehmen gut vorbereitet sind. Wir weisen immer wieder auf präventive Maßnahmen hin, die zu mehr Selbstbewusstsein führen und dazu verhelfen, Situationen besser einschätzen zu können. Dies reduziert das Risiko zum Beispiel von Überfällen, Entführung und Erpressung.

Wie können Unternehmen unnötige Kosten im Zusammenhang mit Reise- und Risikomanagement vermeiden?

Viele Projektverantwortliche fokussieren sich auf das Projekt, Technik und die Logistik dahinter. Erst wenn es zu den ersten Reisen oder Entsendungen kommen soll, meldet sich die Personalabteilung zu Wort. Dann wird es meist sehr aufwendig und teuer, weil Prozesse und Verfahren nachträglich implementiert werden müssen, die so vorher nicht bedacht wurden. Daher weisen wir darauf hin, dass Kosten, zeitliche und personelle Aufwände reduziert werden können, wenn von Anfang an auch der Sicherheitsaspekt in der Projektplanung berücksichtigt wird.

In letzter Zeit haben sich gefühlt viele Krisen aufgetan: Terror in Frankreich, der Konflikt in der Ukraine, Entführungen von Geschäftsleuten in Nigeria, die Gräueltaten von Boko Haram und IS nicht zu vergessen. Hat sich die Sicherheitslage verschlechtert?

Wir leben in einer globalisierten Welt, jedoch sind fast überall Tendenzen zu einer Regionalisierung zu spüren. Wohlstand wird in der Welt zunehmend ungerechter verteilt – nehmen Sie hier Länder wie Indien und China. Auch nimmt die Überbevölkerung gerade in Zweite- und Dritte-Weltstaaten zu – Ressourcen, beispielsweise in Afrika, werden dadurch und zum Beispiel als Folge des Klimawandels knapper.

Ich möchte mich nicht auf einzelne Länder beschränken lassen, aber die oben genannten Entwicklungen lassen den Schluss zu, dass die Gefährdung für Geschäftsreisende insgesamt eher zunimmt als weniger wird, wenn beispielsweise immer mehr Menschen ein erträgliches Auskommen suchen, dies aber oft nicht möglich ist oder verhindert wird.

Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass gerade westliche Reisende immer mehr ein finanziell lohnenswertes Ziel für Kriminelle werden könnten. Konflikte durch Globalisierung, zunehmendem Ressourcenhunger und wachsenden Bevölkerungen können sich aber auch entlang ethnisch-religiösen, staatlichen, innerstaatlichen und geographischen Bruchlinien entzünden und somit wiederum eine Bedrohung für Geschäftsreisende darstellen.

Schließlich sollten andere Risiken auch beachtet werden. Das digitale Zeitalter macht Daten- und Identitätsdiebstahl möglich und in einer globalisierten Wirtschaft sehr lukrativ. Hier sehen wir eine zunehmende Gefährdung, deren vollen Umfang einzuschätzen noch nicht möglich erscheint.

Die Fragen stellte Dagmar Oberndorfer, Redaktion

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