Wo im Ausland waren sie und wie darf man sich so einen Auslandsaufenthalt vorstellen?

Ich war in Brasilien, also in Rio und Sao Paulo, und in China. Im Prinzip laufen die Auslandsaufenthalte wie eine Woche in Leipzig ab. Man hat an der jeweiligen Partner-Hochschule von morgens bis abends Kurse. Und das ist dann noch garniert mit Unternehmensbesuchen und Stadtrundfahrten.

Das klingt so ein bisschen nach Auslandsbespaßung. Ist es das?

Es kommt sehr stark drauf an, was die Partnerschule bietet. Den Aufenthalt in China zum Beispiel fand ich wirklich toll, weil dort sehr viel über Kultur und die Wirtschaft im Land gesprochen wurde. Das hat sehr geholfen, das Land besser zu verstehen. In Brasilien war für mich nicht so viel Neues dabei, weil ich mal ein Jahr in dem Land gelebt habe. Trotzdem gab es bei beiden Auslandsaufenthalten auch wieder diese akademischen Vorlesungen. Und das war natürlich ein bisschen langweilig.

Wo stehen Sie aktuell in Ihrer Karriere? Sehen Sie die Möglichkeit für einen Karrieresprung?

Aktuell bin ich mit dem Gründen und Führen von Unternehmen beschäftigt. Und das läuft alles nach meiner Vorstellung. Wie sich meine Situation in den nächsten zwei Jahren weiter entwickelt, muss man sehen. Das hängt auch davon ab, wie sich die Unternehmen weiter entwickeln.

Was würden Sie anderen Ingenieuren raten?

Meine Empfehlung lautet: Man sollte einen EMBA ernsthaft in Betracht ziehen. Allerdings sollte man ihn nur dann machen, wenn es sich um kein zu akademisiertes Programm handelt. Sich am Wochenende Vorlesungen über irgendwelche Modelle anzuhören, bringt gar nichts. Ich fand das Konzept von Leipzig gut: eine kleine Gruppe, viel Projektarbeit und viel Austausch mit anderen Einrichtungen. Außerdem würde ich raten, dass man sich nicht von großen Hochschulnamen abschrecken lassen soll. Die kochen auch alle nur mit Wasser.

Und was raten Sie hinsichtlich der Kosten? Welcher Preis ist Ihrer Meinung nach noch gerechtfertigt?

Ich würde nicht nur auf den Preis gucken und jedes Billigangebot annehmen. Denn dann kann man sich das Studium gleich sparen, weil es wahrscheinlich nichts taugt. Andererseits kenne ich Leute, die sich in den USA mit 150.000 Dollar verschuldet haben. Das finde ich, ehrlich gesagt, zu viel. Das Angebot in Leipzig fand ich fair. Man ist ausreichend motiviert, das Geld wieder rein zu bekommen, aber fühlt sich nicht vollkommen den Schulden ausgeliefert.

Glauben Sie, dass es Leute gibt, die von dem EMBA nicht profitieren?

Wer so ein Programm macht und dann nicht davon profitiert, ist selber schuld. Es liegt immer an jedem selbst, was er davon mitnimmt.

Wie soll ein Ingenieur, der sich über so ein Programm interessiert, am besten?

Ich kann nur empfehlen, sich das Programm vorher ernsthaft anzuschauen. Und ein guter Tipp ist: Sich mit den Alumni oder den Studenten auszutauschen. Die Hochschulen bieten sehr gerne diese Kontakte an. Dadurch bekommt man schon einen sehr guten Eindruck, ob einen das Programm weiterbringt. Und das hat mir damals auch geholfen.

Also soll man sich ruhig mehrere Schulen anschauen?

Ja, und mit den Leuten sprechen. Dadurch bekommt man sehr schnell einen Eindruck, ob man sich in die jeweilige Kultur, die an der Schule herrscht, begeben möchte. Was noch wichtig: Ich hatte den Eindruck, dass nicht jede Hochschule zu passt. Das ist ja auch eine Frage der eigenen Werte und der daraus resultierenden Sympathie.

Was war das, was bei Leipzig für Sie gestimmt hat?

Dieses frische Unverbrauchte, aber gleichzeitig auch sehr Offene und qualitativ Gute. In Leipzig gab es weniger den Nachwuchs reicher Unternehmerfamilien, sondern interessante, motivierte junge Leute mit wirklich fundiertem Hintergrund, die auch noch etwas bewegen wollten. Das fand ich eine schöne Kombination.

Wie viele Programme hatten Sie sich vorab angeschaut?

Das waren mindestens fünf, drei davon ernsthaft.

Was hat Ihnen bei den anderen Schulen nicht gefallen?

Das waren manchmal Kleinigkeiten, beispielsweise wie man von den Studienprogrammverantwortlichen behandelt wurde. Wenn die sieben Jahre Führungserfahrung fordern und einem nicht glauben, dass man darüber verfügt, dann denkt man sich auch: Zu euch muss ich ja nicht kommen.

 

Hintergrundinformationen

Lars Krüger, 35 Jahre, hat an der Uni Rostock Wirtschaftsingenieur studiert. Er arbeitet seit zehn Jahren bei dem Unternehmen Engage Key Technology Ventures, einem Frühphasen-Technologie-Investor, der sich für Wissenschaftler um die Vermarktung deren Produkte kümmert, auch im Rahmen eines neu zu gründenden Unternehmens. Daneben ist Krüger Geschäftsführer einer entsprechenden Ausgründung.

Den EMBA-Studiengang hat er von 2013-2015 an der Leipzig Graduate School of Management abgeschlossen. Zum Zeitpunkt des Interviews musste er noch seine Masterarbeit abschließen.

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