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Eine Studie des GPM zeigt: Die durchschnittlichen Einsteigsgehälter sind mit 60.000 Euro Jahresgehalt hoch. (Bild: © psdesign1 - Fotolia.com)

Ihre „5. Gehaltsstudie 2015“ zeigt, dass im Maschinenbau die durchschnittlichen Jahresgehälter für eine Projektsteuerung mit gut 65.000 Euro nicht allzu üppig ausfallen – in anderen Branchen verdient man deutlich mehr. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Professorin Yvonne Schoper,
Professorin Yvonne Schoper, Deutsche Gesellschaft für Projekmanangement. (Bild: GPM)

Das Ergebnis unserer Gehaltsstudie deckt sich für den Maschinenbau unter anderem mit der VDI-Gehaltsstudie, die für die Branche ähnliche Durchschnittseinkommen ausweist. Gleichwohl zeigt unsere Erhebung auch, dass die Jahresgehälter im Projektmanagement von mehreren Faktoren abhängig sind: Spezifische Branchenstrukturen sind dabei neben Berufserfahrung, absolvierten Zertifizierungen und Weiterbildungen, PM-Hierarchieebene, Unternehmensgröße und Ausbildungsniveau nur ein Aspekt. Im Vergleich zum Gesamtsample waren bei der aktuellen Gehalts- und Karrierestudie der GPM die befragten Projektmanager aus dem Maschinenbau jünger, wiesen daher eine geringere Berufserfahrung und entsprechend weniger Budget- und Personalverantwortung als die Vergleichsgruppen anderer Branchen auf. Mit Blick auf diese spezifische Teilnehmerstruktur ist das mit 65.000 Euro bezifferte Durchschnittseinkommen daher ein Beleg für vergleichsweise hohe Projektmanagement-Einstiegsgehälter im Maschinenbau.

Positiv zu vermerken ist zudem, dass die Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen bei den Befragten im Maschinenbau deutlich geringer ausfällt als im Projektmanagement-Branchendurchschnitt.

Grundsätzlich kann man mit einer Projektleitung mehr verdienen als ein normaler Ingenieur. Was raten Sie Ingenieuren aus dem Maschinen- und Anlagenbau für eine erfolgreiche Projektsteuerung?
Der wichtigste Rat: Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, Projektmanagement sei ein Werkzeugkoffer mit festen Regeln zur Abwicklung von Projekten – wenn Sie es nicht schon getan haben. Erfolgreiche Projektsteuerung nach Schema F kann es nicht geben, denn mit jedem Projekt betreten Sie per definitionem Neuland. Projektmanagement ist mehr als ein reines Vorgehensmodell, es ist auch ein Kommunikations- und Führungsmodell.

Das heißt, ein Projektleiter muss fachlich qualifiziert, aber auch in einem hohen Maße sozial kompetent sein und sich immer wieder auf die neuen Rahmenbedingungen und Stakeholder einstellen können. Vertrauen, Motivation und ein guter Informationsfluss bilden das Fundament für eine erfolgreiche Projektsteuerung. In der Position des Projektleiters oder der Projektleiterin kommen unterschiedliche Aufgaben und Rollen zusammen: Planung, Koordination, Organisation, Führung, Informationsmanagement – und immer wieder: Kommunikation.

Mit welchen Argumenten lässt sich in puncto Gehalt das Optimum für einen Ingenieur mit Projektverantwortung rausholen?
Die Gehalts- und Karrierestudie bestätigt über alle Branchen hinweg, dass die Berufserfahrung ein entscheidender Faktor für die Höhe des Gehalts bleibt. Gleichzeitig geht auch ein größerer Verantwortungsbereich, disziplinarische und Budget-Verantwortung und der damit verbundene Aufstieg in höhere PM-Hierarchielevel mit einer höheren Vergütung einher.

Was unsere Studie in diesem Zusammenhang auch gezeigt hat, ist, dass mit steigendem PM-Level der Anteil des variablen Gehalts am Gesamtgehalt zunimmt. Während auf der Ebene der Projektleiter der variable Gehaltsanteil bei rund neun Prozent liegt, steigt dieser auf der Ebene der Senior-Projektmanager auf rund 13 Prozent an und liegt bei PM-Direktoren bei über 15 Prozent des Gesamtgehalts.

Darüber hinaus zahlt sich Weiterbildung im Projektmanagement im Wortsinn aus. So ist das Gehalt nicht zuletzt auch abhängig vom Zertifizierungsstand des Projektmanagers. Unsere Gehalts- und Karrierestudie hat den finanziellen Nutzen der Qualifizierung und Zertifizierung deutlich herausgestellt. Absolventinnen und Absolventen von Zertifikatslehrgängen können damit zusätzlich zu Erfahrung und belastbaren Referenzen eine neutrale und objektive Bestätigung ihrer Qualifikation vorweisen und dadurch deutlich höhere Gehälter erzielen.

Auch deshalb werden beispielsweise PM-Zertifizierungen immer häufiger in der Personalentwicklung eingesetzt. Der Erwerb eines Zertifikates wird dabei Teil einer Zielvereinbarung oder Bedingung für ein höheres Gehalt – ein Modell, von dem beide Seiten profitieren. Projektmanagerinnen und -manager steigern mit PM-Zertifikaten also nachweisbar ihren Marktwert und beschleunigen gegebenenfalls ihre Karriere.

Welche Entwicklungsperspektiven bietet das Projektmanagement im Maschinen- und Anlagenbau?
Eine Richtung der zukünftigen Entwicklung zeichnet sich immer klarer ab: Projekthafte Arbeitsformen werden weiter zunehmen und Unternehmen und ihre Wertschöpfungsprozesse nachhaltig verändern. Projektmanagement wird somit zur Schlüsselkompetenz, wenn es um die Karriereplanung geht.

In einer aktuellen Studie der GPM zur „Makroökonomischen Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland“ haben wir diesen Trend der zunehmenden Projektifizierung der Wirtschaft erstmals quantifiziert und gezeigt: In nahezu allen Wirtschaftszweigen findet Wertschöpfung vermehrt über Projekte statt. Während beispielsweise 2009 knapp 36 Prozent der Arbeitszeit im produzierenden Gewerbe auf Projektarbeit entfielen, waren es vier Jahre später bereits 42 Prozent. Und bis zum Jahr 2019 wird allein für das produzierende Gewerbe eine weitere Steigerung von rund 13 Prozent prognostiziert.

Welche Herausforderungen kommen durch Industrie 4.0 auf Manager zu?
Die zunehmende Projektarbeit steht in engem Zusammenhang mit den Entwicklungen, die derzeit zum Beispiel unter dem Schlagwort der Industrie 4.0 diskutiert werden. Wir stecken bereits mitten in einem Prozess, der neue Produktionslogiken hervorbringt. Dazu gehört die zunehmende Vernetzung von Firmen im Sinne einer horizontalen Integration über Wertschöpfungsnetzwerke, bei der die Kooperationen in Projektform erfolgen. Industrielle Leistungsfähigkeit definiert sich zukünftig noch stärker über die erfolgreiche Zusammenarbeit über Disziplin-, Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg.

Der Bedarf an gut ausgebildeten Projektmanagern wird dadurch weiter steigen – und Projektmanagement in noch größerem Umfang zur strategischen Aufgabe. Geeignete Rahmenbedingungen schaffen, Projekte richtig initialisieren und übergeordnet steuern: Auch im Topmanagement werden sich Führungskräfte zukünftig an ihrer PM-Kompetenz messen lassen müssen.

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