Richard Justenhoven, Product Director bei der cut-e group hat einen Masterabschluss in Businesspsychologie und ist auf Psychometrie und online-basierte Auswahl spezialisiert.

Richard Justenhoven, Product Director bei der cut-e group hat einen Masterabschluss in Businesspsychologie und ist auf Psychometrie und online-basierte Auswahl spezialisiert. (Bild: cut-e)

Herr Justenhoven, könnten Sie bitte kurz erläutern, was mit der dunklen Triade der Persönlichkeit gemeint ist?

Dabei geht es um die drei Persönlichkeitsmerkmale Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie, die kombiniert oder einzeln auftreten können. Das tun sie in unterschiedlich hoher Ausprägung bei jedem einzelnen Menschen. Das heißt, wir alle tragen diese und viele andere Persönlichkeitseigenschaften in uns. Problematisch wird das dann, wenn diese Merkmale zu stark ausgeprägt sind und erhebliche negative Auswirkungen beim tagtäglichen Arbeiten haben. Dies fokussiert die dunkle Triade

Wie würde das beispielhaft aussehen, wenn eines dieser drei Merkmale besonders intensiv ausgeprägt ist?

Ist der Narzissmus besonders stark ausgeprägt, schauen die Mitarbeiter oder Führungskräfte sehr stark auf den eigenen Erfolg. Teams werden als Unterstützer für die eigene Leistung gesehen. Es geht als nicht um den Teamerfolg, sondern um den eigenen Erfolg. Präsentationen werden selber gehalten, es wird sich aktiv in den Vordergrund gespielt. Die eigenen Fehler werden überhaupt nicht gesehen oder als unwichtig beiseite gewischt.

Und ein Machiavellist?

Ein Mensch mit sehr ausgeprägten machiavellistischen Zügen würde zum Beispiel jede Möglichkeit nutzen, um an sein Ziel zu gelangen. Das sind Personen, die häufig in der Grauzone des Erlaubten oder manchmal auch gezielt im Verbotenen agieren. Sachen, die entweder von der Compliance oder dem rechtlichen Rahmen her nicht erlaubt sind, werden trotzdem ausgenutzt. Mikropolitische Taktiken sind häufig das Mittel der Wahl, um andere zu beeinflussen. Außerdem der gezielte Einsatz von scheinbarer Empathie, Intrigen spinnen, bewusst Falschinformationen streuen, um bestimmte Reaktionen oder einen Zuspruch zu bekommen. Diese Menschen helfen anderen nur, wenn für sie ein Vorteil dabei herausspringt.

Und Menschen mit psychopathischen Persönlichkeitsmerkmalen?

Sie sind extrem risikobewusst und besitzen eine übersteigerte Impulsivität. Aktivitäten werden nicht abgewogen, sondern einfach gemacht, auch wenn alle davor warnen, und negative Konsequenzen ignoriert.

Solche Eigenschaften haben ja auch positive Seiten. Ab wann wird es denn negativ?

Natürlich sind solche Persönlichkeitseigenschaften in bestimmten Ausprägungen auch hilfreich. Kein Risiko einzugehen ist auch keine Lösung, und manchmal ist es hilfreich, auf bestimmte Weise zu agieren, um ein Ziel zu erreichen. Problematisch wird es immer dann, wenn die Persönlichkeitseigenschaften zu stark übersteigert sind, die persönlichen Vorteile zu sehr im Vordergrund stehen, und negative Konsequenzen für das Unternehmen entstehen.

Haben Sie das bei Ihren Kunden erlebt?

Ja, gerade im Top-Management sind diese Persönlichkeitseigenschaften häufig zu sehen, wenn Mitarbeiter sehr schnell aufsteigen. Denn die Persönlichkeitseigenschaften aus dem Machiavellismus helfen bei diesem Aufstieg. Durch bestimmte Intrigen fehlt gleichzeitig Effizienz im Top-Management- Team und dann stürzt das ganze Kartenhaus in sich zusammen.

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