Mann tanzt im Büro,

Mit Gesang und Tanz erlangt man Zugang zu wichtigen Soft Skills für die Digitalisierung. (Bild: © Africa Studio - Fotolia.com)

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung rückt das Thema Flexibilität in Unternehmen stärker in den Vordergrund und aktuell die Umsetzung durch das Management. Das erfordert die passenden Kompetenzen.

Der aktuelle Hays HR-Report 2017 thematisiert es: "Schwerpunkt Kompetenzen für eine digitale Welt". Das wichtigste Thema heißt: "Arbeitsstrukturen flexibilisieren". Mit dem Aufruf: die Führungskultur muss sich an die flexiblen Arbeitsmodelle anpassen und diese fördern. Neben flexibler Arbeitszeit und Homeoffice sind hier Themen, wie das Entwickeln von flexiblen und arbeitsfähigen Teams genannt.

Des zweite Top-Thema ist: "Die Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorbereiten", hier vor allem auf die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Die Kommunikation rutschte weiter nach hinten, bleibt allerdings ein wichtiges Thema. Die Studie mahnt deutlich an, dass sich die Führung verändern, sprich flexibilisieren muss, um mit den dynamischer werdenden Arbeitsformen Schritt zu halten. Hierfür soll Führung sich eine "agile Architektur zulegen".

Hauptthemen für die zu entwickelnden Mitarbeiter-Kompetenzen sind die "Veränderungsbereitschaft" und die "Fähigkeiten, mit Komplexität und mit Unsicherheit umzugehen". Befragte Führungskräfte sehen in der mentalen Stärkung der Mitarbeiter eine größere Herausforderung als in der Vermittlung neuer Lerntechniken.

Eine überraschend positive Einschätzung

Zum Thema "Arbeitsplatzentwicklung durch die Digitalisierung sehen die teilnehmenden Führungskräfte zuerst, dass neue Tätigkeitsfelder entstehen. Nur eine kleine Minderheit rechnet mit einer Verkleinerung der Kernbelegschaft oder mit der Verlagerung von Jobs in Niedriglohnländer." Entlarvt wird im Report die Begründung, dass die Führungskräfte immer noch "zu wenig Zeit für Führungsaufgaben haben" durch die Feststellung: "Zu viele Führungskräfte versteifen sich noch auf die fachliche Kontrolle ihrer Mitarbeiter, anstatt diese zu entwickeln". Thema 'Kontrolle loslassen' siehe Kolumne 'Mit dem Mut eines Löwen in die 4.0-Zukunft gehen'.

Selbstreflektion für mehr Flexibilität

Die erfolgreiche Veränderung beginnt mit einer ehrlichen Selbstreflektion der Führungskraft: Wie ist meine persönliche Haltung zu anstehenden Veränderungen? Wie flexibel bin ich und welche Zweifel und Ängste plagen mich? Wieviel Mut und Optimismus habe ich? Wieviel Vertrauen habe ich in meine Mitarbeiter?

Der Satus Quo ist vielerorts: Unsicherheit über die richtige Herangehensweise, Angst vor dem Scheitern und obendrein erlebt man die Mitarbeiter als veränderungsunwillig. Das blockiert das Handeln und raubt den Optimismus. Angst, Unsicherheit, Zweifel oder auch eine positive Haltung des Managements übertragen sich auf die Mitarbeiter (Spiegelneuronen). Wenn Vertrauen und Optimismus in Ihrer Haltung als Führungskraft fehlen, können Sie kaum auf die benötigte Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter zählen. Aus diesem Grund halte ich die Selbstreflektion für so wichtig.

Erklärung Spiegelneuronen

Prof. Dr. med. Joachim Bauer, Neurobiologe, Arzt, Psychiater, schreibt in seinem Buch "Warum ich fühle, was Du fühlst": es gibt eine 'emotionale Ansteckung', die Stimmungen, Gefühle und Körperhaltungen betrifft. Er erklärt das mit den 'Spiegelneuronen': "sie versorgen uns mit intuitivem Wissen über die Absichten von Personen, deren Handlung wir beobachten" und "Empathie-Netzwerke melden uns, was Menschen in unserer Nähe fühlen und lassen uns deren Freude und Schmerz mit-empfinden."

Agil + Digital: Soft Skills sind gefordert!

Betrachtet man die bereits erwähnte vier Hauptanforderungen, dann wird deutlich: Die größte Herausforderung ist für Führung nicht die Technik, sondern die 'Modernisierung' der Menschen im Arbeitsprozess.

Führungskräfte und Mitarbeiter müssen sich einlassen auf Veränderungen, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Und alle müssen sich daran gewöhnen, dafür auf unbekannte Wege zu gehen und nur die nächsten Schritte zu kennen und bei Bedarf rasch die Richtung zu korrigieren. Das alles ohne ein klar definiertes Ziel. Diese Vorgehensweise entspricht dem von mir bereits häufig beschriebenen künstlerischen Denken und Handeln und es ist Voraussetzung für agiles Arbeiten.

Für diese große Herausforderung wird in erster Linie die Entwicklung der Soft Skills und einer optimistischen Haltung benötigt. Und für das Denken in komplexen Zusammenhängen brauchen Sie eine gute Zusammenarbeit Ihrer Ratio mit den weichen Fähigkeiten, das integrative Denken. Definition: Ein Thema ganzheitlich erfassen unter Einbeziehung von Intuition, Vernunft und Phantasie.

Über die Entwicklung der Kompetenzen: Führungskraft 4.0 als Coach, mit guter Wahrnehmung, wertschätzender Kommunikation usw. habe ich mehrfach geschrieben. Ebenso über gelebte Feedback- und Fehler-Kultur am Theater. Diese Kompetenzen werden in der agilen Welt von ALLEN benötigt. Zu den Führungskompetenzen 4.0, siehe Kolumne 'Was haben Führung 4.0 und Theaterarbeit gemeinsam?'

Künstlerisches Tun öffnet den Zugang

Über die Notwendigkeit der weichen Fähigkeiten wird viel gesprochen. Selten wird das Wie beschrieben. Einen Zugang zu den Soft Skills kann man sich über künstlerisches Tun erschließen.  Sehr effektiv wirkt auch hier wieder das Gesangs-Coaching. Im Entwicklungsprozess der Gesangs-Stimme werden Ratio und Gefühl miteinander verbunden. Hierbei entsteht eine Öffnung, die einen allgemeinen Zugang zu den Soft Skills bildet, wie etwa zur Kreativität, Wahrnehmung, Empathie, Intuition usw.

Eine ähnlich günstige Wirkung haben aktives Singen und Musizieren, auch hier werden beide Gehirnhälften verbunden, integratives Denken wird stärker ausgeprägt und freigesetzte Endorphine tragen zum Wohlbefinden bei. Das Gesangs-Coaching wirkt noch stärker, weil hier Selbst-Reflektion verlangt wird. Außerdem ist dabei die Konfrontation mit dem inneren Kritiker, mit der inneren Haltung und mit persönlichen Verhaltensmustern zu Grenzen und Fehlern unvermeidlich. Gesang wirkt auch deshalb sehr stark, weil wir selbst das Instrument sind.

Wenn Sie singen, ein Instrument spielen oder Spaß in einer Band haben, Gratulation! Das schenkt Ihnen einen großen Vorteil für die neue agile Arbeitswelt: Sie haben einen guten Zugang zu Ihren weichen Fähigkeiten und das integrative Denken ist stärker ausgeprägt als bei den meisten nicht künstlerisch tätigen Menschen. hei

Über die Autorin

Amanda Pur,
Business-Coach Amanda Pur. (Bild: Pur)

Amanda Pur ist Business-Coach, Dipl.-Finanzwirtin, Lehrbeauftragte, Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Regisseurin. Sie bringt Kunst + Wirtschaft für Seminare, Trainings, Coachings und interaktive Vorträge zusammen.

Haupt-Themen: Kommunikation + Botschaft, 4.0-Themen, Ausstrahlung in 5 Minuten optimieren, Stressabbau. Vor ihrer Gesangs- und Schauspiel-Ausbildung an der Berliner Hochschule für Musik war sie als Managerin und IT-Spezialistin in großen Konzernen tätig.

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