Fünf Fragen an Andreas Bittner, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens IFIM Institut für Interkulturelles Management

Andreas Bittner
Andreas Bittner ist Experte für interkulturelles Management. - (Bild: Andreas Bittner)

Herr Bittner, was sind Ihrer Erfahrung nach häufige Konflikte in interkulturellen Teams in Nordafrika und wie lassen sich diese lösen oder von vornherein vermeiden?

Die zentrale Konfliktursache besteht nach meiner Erfahrung darin, dass sich die Einheimischen von Deutschen und anderen Ausländern nicht respektiert fühlen. Das hat nichts damit zu tun, dass sich die Ausländer irgendwie islamfeindlich äußern. Es hat eher damit zu tun, dass wir Arbeitsbeziehungen sehr sachlich betrachten und uns wenig für die Person des Partners interessieren. Und wir kritisieren auch sehr deutlich, wenn etwas nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Das führt rasch zum Konflikt. Vermieden werden kann er, wenn man den einheimischen Erwartungen an respektvollen Umgang weitgehend entspricht.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten interkulturellen Stolpersteine, die Ingenieuren, die erstmals in Ägypten arbeiten, passieren können?

Zu übersehen, dass sie mit einer ganzen Palette von Unterschieden produktiv umgehen müssen: Hierarchien sind steiler, also muss anders geführt werden, Beziehungen sind persönlicher und müssen gepflegt werden, Arbeitsanleitungen müssen detaillierter gegeben werden, Lob ist wichtig.

Was ist besonders wichtig bei der interkulturellen Kommunikation?

Zentral ist, nie zu vergessen, dass das fremde Verhalten von Menschen, die in einer anderen Kultur geprägt wurden, für diese Menschen normal, vernünftig und anständig ist. Sie tun das, was in ihrem Umfeld hilft, zu überleben und voran zu kommen. Das wird man als Ausländer kaum ändern können. Also muss man die Logik der fremden Kultur verstehen und sich auf dieser Basis immer fragen, wie man seine Projektziele mit Mitarbeitern, die ganz anders ticken, erreichen kann.

Inwiefern sollten Europäer spirituelle Werte Andersgläubiger in den Arbeitsprozess integrieren?

Das ist ein zu hoher Anspruch! Muslimische Mitarbeiter müssen die Möglichkeit haben, den Regeln ihrer Religion auch am Arbeitsplatz zu folgen und Werte wie Ehre und Würde müssen auch am Arbeitsplatz respektiert werden. Mehr würde ich gar nicht verlangen.

Welche Tipps würden Sie einem deutschen Ingenieur geben, der erstmals zum Arbeiten nach Ägypten kommt und dort eventuell sogar eine Projektleitung übernehmen soll. Worauf soll er besonders achten?

Gehen Sie davon aus, dass es für den Erfolg nicht genügt, dass Sie die fachlichen Anforderungen des Projektes beherrschen, sondern dass letztlich Ihr Umgang mit den Einheimischen entscheidend sein wird. Den erfolgreichen Umgang müssen Sie erst lernen, am besten in einem interkulturellen Training vorab, aber auch in Ägypten Tag für Tag

Das Interview führte Dr. Thomas Isenburg, freier Autor für ke NEXT

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