Planänderung,

Jeder, der schon einmal in einem Management- oder Business-Training saß, kennt die Management-Ansätze: Management by Objectives, by Delegation, by Exception, by Motivation und wie sie alle heißen. Allerdings sind sie in der Praxis nicht sehr effektiv. (Bild: © Berlinstock - Fotolia.com)

So weit, so ungut. Denn im wahren Führungsleben – jenseits der Theoriebücher – sieht es oft ganz anders aus. Etwas Motivation (meist durch die zwei goldenen Gs Goodies & Geld), etwas Freiheiten (aber nur unter Berücksichtigung der engen Vorschriften) und etwas Mitbestimmung (vordergründig, denn die Entscheidung ist längst gefallen) sollen Mitarbeiter zu Höchstleistungen antreiben. Dabei fehlt in diesem „Management by“-Werkzeugkasten das absolut entscheidende Tool. Dabei ist es eigentlich gar kein Tool, sondern es ist der Werkzeugkasten selber. Der Sinn. Deshalb wollen wir hier einmal etwas ausführlicher vom „Management by Sinn“ oder – für alle, die es wirklich englisch wollen – „Management by Sense“ sprechen.

Auf der Suche nach dem Sinn

Jeder Mensch lechzt nach Sinn. Sucht den Sinn seines Lebens. Sucht Sinn in dem, was er täglich tut. Und was tun die Unternehmen und Führungskräfte? Sie versuchen – wie oben beschrieben – zu motivieren und erhoffen sich glückliche, zufriedene und damit leistungsfähige Mitarbeiter. Aber viele, zu viele Mitarbeiter wie auch Führungskräfte oder sogar Unternehmer und Manager sind nicht zufrieden. Warum? Weil ihnen (bewusst oder unbewusst) der Sinn fehlt.

Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis: Der 45-jährige CEO einer Pharmafirma kommt zu mir und erzählt, dass es ihm gut geht. Er besitzt ein großes Haus, hat zwei wunderbare Kinder und eine tolle Frau, eine Nanny und genug Geld. Trotzdem möchte er sein Berufsleben verändern und etwas tun, das Sinn macht. Denn wenn die Arbeit keinen Sinn macht, motiviert sie nicht. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, macht man irgendwann nur noch das, was von einem erwartet wird. Ohne zu hinterfragen (weil es ja eh keinen Sinn macht). Burnout – oder wie die ganzen Management-Auszeichnungen heißen – entsteht auch darum, weil man nur noch funktioniert im Business (oder sogar im ganzen Leben). Weil man nicht mehr innehält und sich fragt, warum man das tut, was man tut. Weil man keinen tieferen Sinn mehr darin erkennt.

Wenn die Realität ans Licht kommt…

Jetzt gibt es vielleicht Unternehmer, die sagen, dass das ja ein Problem des Einzelnen sei, das das Unternehmen nicht lösen könne und das Unternehmen auch gar nichts angehe. Weit gefehlt, denn Unternehmen stehen vor einer der größten Herausforderungen überhaupt: Sie müssen (nicht dürfen oder sollten) „echter“ werden. Denn jeder Mitarbeiter, jeder Auszubildende, jeder Kunde und sogar jeder Bewerber, der sich ungerecht behandelt fühlt, unzufrieden ist, oder einfach Lust darauf hat, kann das Unternehmen öffentlich „bewerten“. In der Realität bedeutet bewerten zum Beispiel auch, dass „die Realität“ in Unternehmen auf Plattformen wie kununu.com von ihrer hässlichsten Seite dargestellt wird. Die Plattform gehört der Business-Plattform XING und erfreut sich wachsender Reichweite.

In der öffentlichen Bewertung hilft es dem Unternehmen nicht mehr, wenn in der Hochglanzbroschüre steht, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und sie nicht nur zufriedene, sondern begeisterte Mitarbeiter und Kunden wollen, wenn dies in Tat und Wahrheit nicht umgesetzt wird. Die Floskel „Mensch im Mittelpunkt“ ist ja meistens gut gemeint. Bei Google gibt es zu dieser Suchphrase über 16 Millionen Treffer, was nur zu gut zeigt, wie schnell schöne Worthülsen kopiert werden

Je öffentlicher und durchschaubarer alles wird, umso wichtiger – nein zur Pflicht – wird das Echt-Sein. Sinn und Werte werden – nein sind – Pflicht. Heute schon. Damit sichert sich das Unternehmen nicht nur ein weiterhin gutes Image. Nein, die Mitarbeiter arbeiten sogar mehrheitlich gerne in diesen Unternehmen. Und Kunden lieben Unternehmen, in denen man Menschen antrifft, die für das Unternehmen „brennen“. Zudem informieren wir uns über ein Unternehmen meistens zuerst über das Internet und damit über seine digitale Reputation. Und genau darum ist es heute schon wichtig – und in naher Zukunft überlebenswichtig – Mitarbeiter ins Boot zu holen. Aber wie?

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