Eine Roboterhand hält eine Ein-Euro-Münze zwischen Daumen und Zeigefinger.

Roboter anzuschaffen kostet eine Menge Geld. Vom Staat gibt es unter den richtigen Umständen aber Unterstützung. (Bild: Adobe Stock)

Im BMWK-geförderten Projekt Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk agiert die Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth als als eines von sechs Schaufenstern für die Themen Automatisierung und Robotik. Kollege Roboter sprach mit Andreas Kätzel, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der HWK über staatliche Zuschussmöglichkeiten für Handwerker bei der geplanten Anschaffung eines Cobots.

 

Portraitbild von Andreas Kätzel von der Handwerkskammer von Oberfranken
Berät Handwerksunternehmen unter anderem in Bezug auf staatliche Fördermöglichkeiten: Andreas Kätzel von der Handwerkskammer von Oberfranken (Bild: P. Koller)

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Handwerker, die sich einen Cobot anschaffen wollen?

Andreas Kätzel: Bei Förderung denkt man zumeist an die Zuschussprogramme. Es gibt daneben aber auch die Kreditförderungen, bundesweit durch die KfW-Darlehen, in Bayern etwa über die LfA Förderbank Bayern.

Zwei interessante Fördertöpfe für die Cobot-Beschaffung

Und wie sieht es bei den Zuschussprogrammen aus?

Kätzel: Da existieren aus meiner Sicht zwei interessante Fördertöpfe: Bei uns hier in Bayern gibt es den „Digitalbonus Bayern“. Das Förderprogramm zielt einmal auf das Thema „Entwicklung, Einführung oder Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozesse“ und einmal in Richtung „Einführung oder Verbesserung der IT-Sicherheit im Unternehmen“. Antragsberechtigt sind kleine Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft bis 50 Mitarbeiter mit einer Betriebsstätte im Freistaat Bayern, in der die geförderte Maßnahme auch zum Einsatz kommt. Für beide Bereiche kann jeweils ein Antrag, bis zu einer maximalen Höhe der zuwendungsfähigen Ausgaben von 200.000 € gestellt werden. Die Höhe der Förderquote beträgt bis zu 50 %, höchstens allerdings 10.000 Euro.

Leider ist ein Cobot als Automatisierungsanlage zu klassifizieren, welche über den „Digitalbonus Bayern“ nicht gefördert werden kann. Unter Umständen wäre aber die Einbindung des Cobots in eine digitale Prozesskette möglich. Beispielsweise kann hier die Anschaffung einer CAD-CAM-Software zur Programmierung, VR-AR-Anwendungen, Schnittstellen zu einem Warenwirtschaftssystem, sowie das Warenwirtschaftssystem selbst, genannt werden.. Ähnliche Zuschussprogramme werden zumeist auch von den anderen 15 Landesregierungen angeboten.

Weitere Informationen zu Robotik-Zuschussprogrammen

Öffentliche Zuschussprogramme für Investitionen in Robotik wie den Digitalbonus Bayern gibt es auch in anderen Bundesländer. Eine gute Übersicht über die verfügbaren regionalen Angebote für Robotik-Förderung findet sich zum Beispiel auf dem Online-Marktplatz RBTX mit LInks zu den Informationsseiten der einzelnen Programme.

Weitere Informationen zum bundesweiten Förderprogramm "Digital Jetzt" gibt es auch in einem Artikel des Deutschen Robotik-Verbandes.

Eine TOP 10 der häufigsten Fragen und Fehler bei der Nutzung von Fördermitteln steht auf den Webseiten des Zuschussradars.

Gibt es noch weitere "Haken" dabei?

Die Crux an der Sache: Den Digitalbonus gibt es in jedem Themenschwerpunkt nur einmal für ein Unternehmen. Die aktuelle Förderperiode läuft noch bis Dezember 2023. Jeden Monat wird ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung gestellt. Anfangs haben die Unternehmen ihre Anträge auch mitten in der Nacht gestellt, weil das Kontingent sehr schnell weg war. Inzwischen kann man aber auch Ende des Monats noch erfolgreich einen Antrag stellen

Und auf Bundesebene?

Kätzel: Das zweite interessante Zuschussprogramm ist „Digital Jetzt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Das läuft seit Mai 2020. Für Kleinunternehmen bis 50 Beschäftigte ist eine Förderquote von bis zu 40 % der Investitionssumme möglich. Maximal lassen sich 50.000 Euro an Fördermitteln beantragen, entsprechend einer Investition von 125.000 Euro. Auch dieser Zuschuss lässt sich nur einmal beantragen.

Was genau kann man als Unternehmen damit bezuschussen lassen?

Kätzel: Förderfähig in diesem Kontext sind Anschaffungen für Digitalisierungsmaßnahmen, aber zum Beispiel auch Weiterbildungsmaßnahmen.
Dabei werden minimal 17.000 Euro ausbezahlt, das heißt, für kleine Unternehmen beträgt die Investitionssumme mindestens 42.500 Euro. Beim Digitalbonus Bayern sind es dagegen nur 4.000 Euro, die man in die Hand nehmen muss.

Die "digitale Flughöhe" entscheidet über den Erfolg

Wie sind die Voraussetzungen für einen Zuschuss im Rahmen von Digital Jetzt?

Kätzel: Es wird dabei immer von der aktuellen digitalen Basis aus beschieden. Das heißt, es ist ein Digitalisierungskonzept mit einzureichen. Darin muss ein Betrieb beschreiben, wie er aktuell fertigt, was man vorhat und wie sich das voraussichtlich auf den Betrieb auswirkt.

Stellt das eine Hürde dar?

Kätzel: Aufgrund dieses Prozesses stellt jede Genehmigung eine Einzelfallentscheidung dar. Die aktuelle "digitale Flughöhe" ist dabei entscheidend, ob die Förderung genehmigt wird oder nicht.

Was heißt das konkret?

Kätzel: Ein Handwerksbetrieb, der bislang alles konventionell gefertigt hat und sich nun durch einen Cobot ein höheres digitales Niveau verschafft, hat bessere Chancen als ein Industriebetrieb, der schon Roboter im Einsatz hat. Insofern ist das Programm schon recht freundlich für (Handwerks-)Betriebe, welche digital mehr aufzuholen haben, als durchdigitalisierte Industrieunternehmen.

Die Grundlagen zum Thema Robotik

Mit dem Thema kollaborative und Low-Cost-Robotik kommen auf Mittelstand und Handwerksbetriebe ganz neue Fragestellungen zu. Im folgenden finden Sie die wichtigsten Grundlagen verständlich erklärt:

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Digital Jetzt: Das Verfahren ist fair, aber langwierig

Am Anfang schien das Programm nicht besonders rund zu laufen…

Kätzel: In der Anfangszeit hat es eine riesige Nachfrage nach Digital Jetzt gegeben. Eine Antragstellerin hat mir erzählt, sie habe ihren Antrag nachts um drei Uhr eingereicht und alle paar Sekunden auf Senden gedrückt, weil die Server durch diesen Run total überlastet waren.

Ist das fair für die Antragsteller?

Kätzel: Nachdem es eine Einzelfallentscheidung ist, ist das Verfahren auf der einen Seite schon sehr fair, auf der anderen Seite aber auch sehr langwierig. Der Run auf das Programm blieb aber ungebrochen, weswegen einige Monate nach dem Start des Programms ein Loswettbewerb vorgeschaltet wurde. Für die so per Zufall ausgewählten Antragsteller ist dann jeden Monat ein konkretes Kontingent an Zuschüssen vorhanden.

Ist eine Teilnahme unter diesen Bedingungen überhaupt sinnvoll?

Kätzel: Grob gesagt, liegen die Chancen, ausgewählt zu werden, etwa bei 1 zu 25. Da aber monatlich gezogen wird, raten unseren Handwerkern schon dazu sich über einen definierten Zeitraum am Losverfahren zu beteiligen.Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass man gleich gezogen wird, da ab dem Zeitpunkt der Ziehung nur ein Monat zur Antragseinrichtung bleibt. Im Regelfall kann es aber Monate bis Jahre von der ersten Bewerbung zum Losverfahren bis zum Zuwendungsbescheid dauern - und erst dann darf man loslegen.

Wie stehen denn Ihrer Meinung nach Banken zu Kreditanfragen für Cobots? Wird diese relativ neue Technologie anders bewertet als zum Beispiel eine klassische CNC-Maschine?

Kätzel: Das habe ich bisher so nicht beobachten können. Letztlich geht es den Hausbanken hauptsächlich um ihr Risiko, und das lässt sich deutlich reduzieren, in Bayern etwa durch die Einbeziehung der LfA Förderbank Bayern.

Vor Corona gab es auch das Angebot der Handwerkskammer, dass sich die zuständigen Mitarbeiter von Banken hier in unserem Showroom ansehen konnten, was momentan der Stand der Technik im Handwerk ist. Kaufmännische Mitarbeiter tun sich manchmal schwer, die technischen Konzepte nachzuvollziehen, die Unternehmen gerne finanziert bekommen möchten.

Leasing bei Förderprogrammen meist ausgeschlossen

Ist ein Leasing von Cobots anstelle eines Kaufs sinnvoll?

Kätzel: Das hängt wesentlich von einer anderen Entscheidung ab, die zuvor erfolgen muss: will ich Fördermittel haben oder nicht? Bei den meisten Förderprogrammen sind Modelle wie Leasing oder Mietkauf ausgeschlossen. Wenn ich als Unternehmen einen Fördertopf anzapfen will, bin ich zumeist auf Anschaffung festgelegt. Ansonsten kann Leasing gerade für Handwerksunternehmen, wo ein Cobot vielleicht nicht ständig in Betrieb ist, durchaus eine sinnvolle Alternative sein.

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