Porträt Professor Dirk Rokossa, HS Osnabrück,

Professor Dirk Rokossa arbeitet an der HS Osnabrück zu Themen der Handhabungstechnik und Robotik und sieht dort noch Nachholbedarf in der Betrachtung der eingesetzten hochautomatisierten Montagesysteme und ihrer Einzelkomponenten. (Bild: HS Osnabrück)

Wenn wir uns in drei Jahren unterhalten, welche Greifsysteme sehen wir dann? Wohin geht der Trend?
Ich denke, dass wir die Greifkinematik so beibehalten werden, wie wir sie heute zum Beispiel mit Backen- oder Sauggreifern schon haben. Potenzial sehe ich generell in der Entwicklung hin zur intelligenten Peripherie. Es wird immer mehr Rückmeldungen auch von Greifern in die direkten und übergeordneten Steuerungsebenen geben müssen. Es ist ja so, dass der Möglichkeit mit Robotern variantenreich zu produzieren, Grenzen gesetzt sind. Das liegt auch an den heutigen Greifsystemen, die eben häufig für den konkreten Einsatzfall ausgelegt sind. Hier kommt dann ins Spiel, welche Rolle der Mensch in Zukunft im Bereich der Montagetechnik bekommen wird. Und damit sind wir schlussendlich bei einer Weiterentwicklung der Handhabungs- und Montagetechnik hin zur kollaborierenden Robotik, die natürlich bis hin zum Greifsystem sicher gestaltet werden muss.

Safety ist das eine, wie sieht es jedoch mit der Security, also der Absicherung gegen Manipulationen von Dritten aus? Lassen sich hier Konzepte aus übergeordneten Systemen auch für die Ebene der Roboterhandhabung übernehmen?

Da muss man in Etappen denken: Betrachtet man die klassische Automatisierungspyramide, finden sich Robotik und Handlinggeräte ja auf der untersten Ebene. Der einzelne Greifer wird die Daten aus seiner Sensorik zunächst an die Robotersteuerung zurückmelden. Dort befinde ich mich in einem lokalen Bereich, ich könnte dort sicherstellen, dass keine Daten nach außen dringen – wie bei einer isolierter Roboterzelle, die mechanisch mit einem Zaun nach außen abgesichert werden kann.Wenn man sich allerdings weiter öffnet in Richtung Industrie 4.0, wenn also Daten aus Steuerungen in cyberphysischen Systemen gehalten und dort abgegriffen werden, wird es interessant. Dann ist es im Grunde so, dass die einzelne Sensorinformation, die für das Handlingsystem relevant ist, natürlich prinzipiell den gleichen Sicherungsmechanismen unterliegt, wie auch jede andere Information im Unternehmen. Das heißt: Alles was Security angeht, lässt sich aus meiner Sicht auf die Komponenten in der untersten Automatisierungsebene übertragen. Es muss hier nichts Neues gemacht, es muss nur konsequent umgesetzt werden.

Welche Chancen ergeben sich durch die Industrie 4.0 aus dieser Entwicklung?
Industrie 4.0 ist ein guter Aufhänger, damit sich Experten aus unterschiedlichsten Fachbereichen zusammensetzen. Ich bin davon überzeugt, dass in vielen Technologiefeldern Einzelprobleme bereits erfolgreich gelöst sind. Also beispielsweise auf dem Weg, den Roboter kollaborierend zu gestalten, die Richtlinien hierfür weiter voranzutreiben, die Fähigkeit Big Data zu koordinieren oder die Security in den Griff zu bekommen. Ich denke, es ist an der Zeit, gerade weil es so viele Technologien und Fachbereiche mit ihren Experten gibt, nun in der Produktionswelt als Ganzes zusammenzuwachsen. Da gibt es einige Vorreiter und es besteht nun die Herausforderung darin, dies konsequent voranzutreiben, weiteren Produktionsunternehmen zur Verfügung zu stellen und damit zu verteilen.

Wohin geht der Weg für die Robotik in der Fabrik der Zukunft? Dominik Boesl, Vice President Consumer Driven Robotics bei Kuka, über Safety und Security in der Robotik 4.0. Video: ke NEXT TV

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