Roboter untersucht im Rahmen des Projekts CoRob-X Lavahöhlen auf Lanzarote

Im Rahmen des Projekt CoRob-X (Cooperative Robots for Extreme Environments) untersuchten vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz entwickelte Roboter Lavahöhlen auf Lanzarote. Das Projekt wurde im Rahmen Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert. (Bild: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI))

Bei abschließenden Feldtests auf Lanzarote gelang es den Projektpartnern, die Machbarkeit ihres wegweisenden Explorationskonzepts unter Beweis zu stellen. Erfolgreich demonstrierten sie, wie ein Team aus drei autonomen Rovern den Eingang einer Lavahöhle erkundet und durch Abseilen eines Roboters in das Innere vordringt.

Lavahöhlen als potenzielle Mondbasis

Eine feste Station auf dem Mond, die als Ausgangspunkt für die weitere Erkundung unseres Sonnensystems dienen kann, ist ein entscheidendes Ziel der internationalen Raumfahrt. Optimale Bedingungen dafür könnten vor allem schwer erreichbare Umgebungen wie Krater oder Lavahöhlen bieten, die nicht nur Schutz vor Strahlung, Meteoriten und Temperaturschwankungen gewähren. Auch wichtige Ressourcen wie gefrorenes Wasser werden im lunaren Untergrund vermutet. Bevor sich jedoch Menschen in die Tiefen des Erdtrabanten wagen, sollen diese vielversprechenden Orte durch autonome Roboter untersucht werden. Doch wie gelangen die Roboter in die Höhlen hinein?

Kollaborative Robotik als Zukunftstechnologie für Raumfahrtmissionen

Während die heutige Rahmfahrt noch auf ferngesteuerte Einzelgänger setzt, gehört die Zukunft der autonomen kollaborativen Robotik. In dem vom DFKI Robotics Innovation Center koordinierten Projekt CoRob-X (Cooperative Robots for Extreme Environments) untersuchten neun europäische Partner seit März 2021 ein ambitioniertes Explorationskonzept, das auf der Zusammenarbeit heterogener Robotersysteme basiert.

Forschungsprojekt im Rahmen des Horizon 2020-Programms der Europäischen Kommission

Das Projekt war eines der Abschlussvorhaben des Strategic Research Clusters (SRC) „Space Robotics Technologies“, das mehrere Forschungsprojekte umfasst, die im Rahmen des Horizon 2020-Programms der Europäischen Kommission finanziert und von der PERASPERA Programme Support Activity betreut wurden. Innerhalb der Projekte, den sogenannten Operational Grants, wurden grundlegende, für die robotische Exploration benötige Technologien entwickelt, die in zukünftigen Raumfahrtmissionen zum Einsatz kommen sollen – dazu gehören u.a. ein adaptives Autonomiesystem für einzelne und kollaborative Roboter, ein allgemeines Software-Framework zur Sensordatenfusion sowie Umweltsensoren für die Lokalisierung und 3D-Kartenerstellung. Eine elektromechanische Schnittstelle ermöglicht zudem die Kupplung von Robotern mit anderen Systemen oder Werkzeugen bei gleichzeitiger Übertragung von elektrischer Energie, Daten und Wärme.

Roboter des DFKI untersuchen Lavahöhle auf Lanzarote
Für das Projekt Corob-X wurden neue Technologien, wie beispielsweise ein adaptives Autonomiesystem für einzelne und kollaborative Roboter, entwickelt, die bei zukünftigen Raumfahrtmissionen zum Einsatz kommen sollen. (Bild: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI))

Mit Robotern autonom durch die Lavahöhle

Im Mittelpunkt von CoRob-X stand der Test und die Validierung der im SRC entwickelten Technologien, um den Robotern die Teamarbeit im Lavahöhlenszenario zu ermöglichen. Das Szenario sieht vor, dass drei autonome Rover – zum Einsatz kamen die DFKI-Roboter „SherpaTT“ und „Coyote III“ sowie der Rover „LUVMI-X“ des belgischen Unternehmens Space Applications Services NV/SA – gemeinsam den Eingang einer Lavahöhle, das sogenannte Skylight, untersuchen. Mithilfe eines Sensorwürfels, den LUVMI-X in das Skylight schießt, erhält das Team erste Informationen aus dem Inneren der Höhle. Auf Basis dieser Daten ermitteln die Systeme eine geeignete Stelle, an welcher der robuste SherpaTT den kompakten Coyote III mithilfe eines Seilzugs hinablassen kann. Am Boden angekommen, entkoppelt sich der wendige Rover vom Seil- und Dockingmechanismus und erkundet die Höhle.

Der wendige Rover Roboter erkundet die Lavahöhle in Lanzarote im Rahmen des CoRob-X Projekts
Im Inneren der Lavahöhle auf Lanzarote ermöglichen drei Roboter ein Lavahöhlenszenario zu erstellen. (Bild: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI))

Umfangreiche Feldtests auf Lanzarote

Um die Machbarkeit dieser komplexen Mission zu beweisen, reisten rund 25 Projektmitarbeitende vom 21. Januar bis 11. Februar 2023 nach Lanzarote. Nach knapp zwei Jahren intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie mehrwöchigen Integrationsarbeiten im vergangenen September am DFKI in Bremen galt es nun, die Funktionsfähigkeit der Technologien in umfassenden Feldtests zu erproben. Dafür bot die vulkanisch geprägte Kanareninsel mit ihren ausgedehnten Lavatunneln ideale Bedingungen.

Auf einem zuvor ausgewählten Testareal errichteten die Projektpartner ihre Zelte direkt neben einem Skylight, einem etwa fünf Meter breiten Loch im vulkanischen Boden, das den Zugang in eine etwa vier Meter tiefe Lavahöhle gewährt. Ziel des Teams war es, in dieser realitätsnahen Umgebung sowohl die Komponenten und Systeme auf den Prüfstand zu stellen als auch die einzelnen Missionsphasen intensiv zu testen.

In den kommenden Wochen sahen sich die Beteiligten nicht nur mit äußerst wechselhaften Wetterbedingungen konfrontiert, sondern mussten auch immer wieder wissenschaftliche und technische Herausforderungen bewältigen, die ihnen mitunter Arbeitsstunden bis spät in die Nacht abverlangten.

Finale Demonstration der Gesamtmission

Den Abschluss der dreiwöchigen Tests bildete die finale Demonstration der Gesamtmission vor den Augen externer Besucherinnen und Besucher, zu denen u.a. Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Kommission, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), des spanischen Centro para el Desarrollo Tecnológico Industrial (CDTI) und des französischen Centre national d’études spatiales (CNES) gehörten.

Die erste Missionsphase verlief reibungslos: Das Roboter-Team näherte sich dem Höhleneingang, während es die Umgebung scannte und eine Karte davon erstellte. In der zweiten Phase beförderte LUVMI-X den Sensorwürfel durch das Skylight ins Höhleninnere. Um die Fallgeschwindigkeiten auf dem Mond zu simulieren, wurden zum Hinablassen des Würfels eine elektrische Seilwinde mit Kabel verwendet. Die während dieses Vorgangs aufgenommen Daten lieferten eine präzise 3D-Karte des Höhleneingangs.

Ziel der dritten Missionsphase war das Erreichen des Höhleninneren durch Hinablassen von Coyote III. Dafür dockte der Rover über eine Schnittstelle an ein von SherpaTT bereitgestelltes Abseil- und Dockingsystem an. Ein daran befestigtes Kabel ermöglichte es ihm, sich langsam durch das Skylight hindurch abzuseilen und anschließend sicher am Höhlenboden zu landen. Unten angekommen startete die vierte und letzte Phase der Mission: Coyote III erkundete das unbekannte Terrain und erstellte erfolgreich eine Karte der Höhlenumgebung.

Drei Rover Roboter des CoRob-X Projekts in Lavahöhlen auf Lanzaraote
Premiere für die Forschung: Drei autonome Rover bei der Analogmission in einer Lavahöhle auf Lanzarote. (Bild: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI))

Erfolgreiches CoRob-X-Projekt

Insgesamt zeigten sich die externen Gäste in höchstem Maße beeindruckt von der Leistung des gesamten CoRob-X-Teams. Sie werteten die Feldtests als großen Erfolg und Meilenstein für zukünftige Langzeitmissionen auf dem Mond.

Dr. Thomas Vögele vom DFKI, der das Projekt koordinierte, bezeichnete die Analogmission in Lanzarote als „eine wahre Herausforderung für Mensch und Material. Die Erforschung einer Lavahöhle mit drei autonomen Rovern ist vor CoRob-X in dieser Form noch nicht demonstriert worden. Wir haben gezeigt, dass es möglich ist und sind damit hoffentlich einer echten Mondmission ein Stück nähergekommen.“

Foto von Rover Roboter in Lanzarote im Rahmen des CoRob-X-Projekts
Das CoRob-X-Projekt wird als großer Erfolg und Meilenstein für zukünftige Langzeitmissionen auf dem Mond gesehen. (Bild: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI))

Ein Blick in die Zukunft der Raumfahrt: Diese Weltraumkolonien sind in Planung

Es gibt derzeit keine vollständig geplanten Weltraumkolonien, die in naher Zukunft gebaut werden sollen. Es gibt jedoch mehrere Konzepte und Ideen für zukünftige Weltraumkolonien, von denen einige von verschiedenen Regierungen, Unternehmen und Raumfahrtorganisationen untersucht werden.

Hier sind einige Beispiele:

  1. Mars-Kolonisation: Die Mars-Kolonisation ist seit langem ein Ziel von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX. Musk hat erklärt, dass er plant, bis 2050 eine selbsttragende Stadt auf dem Mars zu bauen. Andere Organisationen wie die NASA und die Vereinigten Arabischen Emirate haben ebenfalls Pläne für bemannte Missionen zum Mars und für die Einrichtung von Kolonien auf dem Roten Planeten.
  2. Mond-Kolonisation: Die NASA plant, bis 2024 eine bemannte Mondmission namens Artemis durchzuführen, um eine permanente Präsenz auf dem Mond aufzubauen. Private Unternehmen wie Blue Origin und SpaceX haben ebenfalls Pläne für Mondmissionen und die Einrichtung von Mondkolonien.

  3. O'Neill-Kolonien: O'Neill-Kolonien sind riesige künstliche Lebensräume, die im Weltraum stationiert werden sollen. Sie wurden vom Physiker Gerard K. O'Neill in den 1970er Jahren entworfen und sollen große Populationen von Menschen beherbergen und unabhängig von der Erde funktionieren. Diese Art von Kolonien würde vermutlich sehr aufwendig sein und erfordert enorme Ressourcen, um sie zu bauen.

  4. Lagrange-Kolonien: Lagrange-Kolonien sind Raumstationen, die in stabilen Orbits um die Lagrange-Punkte der Erde oder anderer Himmelskörper positioniert sind. Diese Orbits erfordern wenig oder keine Energie, um sie aufrechtzuerhalten, was sie zu idealen Standorten für Raumstationen macht. Die NASA und andere Raumfahrtorganisationen untersuchen derzeit Möglichkeiten für die Einrichtung von Lagrange-Kolonien für verschiedene Zwecke.

Bereits im vergangenen Jahr führten das spanische Unternehmen GMV Aerospace and Defence SA und die Stiftung Santa Bárbara Feldtests in einem Bergwerk in Nordspanien durch. Ziel war es, die Funktionalität der SRC-Technologien in einem terrestrischen Szenario zu beweisen. Für die Inspektion von Bergbautunneln wurden ein Rover und eine Drohne von GMV zur eingesetzt. Gemeinsam gelang es den Systemen, einen Schacht nach einer Sprengung zu untersuchen, um mögliche Gefahren für den Menschen auszuschließen.

Wichtige Infos zum Projekt CoRob-X

Das Projekt CoRoB-X wurde vom 1.3.2021 bis 28.2.2023 im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter dem Förderkennzeichen 101004130 gefördert.

Zu den Projektpartnern gehörten:

  • Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Robotics Innovation Center
  • Space Applications Services NV/SA
  • GMV Aerospace and Defence SA
  • Magellium SAS
  • Laboratoire ATMosphères et Observations Spatiales (LATMOS)
  • Stiftung Santa Bárbara
  • Universität Malaga
  • Sintef AS
  • Airbus Defence and Space GmbH

Weitere Informationen zum Projekt:

 

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI)

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