Damit der Spargel besser wächst, regulieren Landwirte die Temperatur in den Erddämmen mit Folien

Damit der Spargel besser wächst, regulieren Landwirte die Temperatur in den Erddämmen mit Folien . (Bild: Bosch)

In nur drei Wochen haben Mitarbeiter von Bosch mit der Scrum-Methode eine vernetzte Sensorlösung für den Spargelanbau entwickelt. Damit lässt sich die Temperatur in den Erddämmen mit dem begehrten Gemüse auf das Smartphone übertragen. So können Landwirte den Temperaturverlauf im Detail verfolgen. Die Daten helfen ihnen dabei, optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen.

Möglich war die kurze Zeitspanne durch sogenannte agile Verfahren. Diese Methoden kommen aus der Software-Entwicklung, Bosch setzt sie allerdings vermehrt auch in der Produktentwicklung ein. „Solche agilen Entwicklungen sind vor allem dann sinnvoll, wenn die Technologien oder Lösungsansätze für die Entwicklung zu Beginn teilweise noch unklar sind und sich die Anforderungen an ein neues Produkt im Laufe der Zeit noch ändern. Wir werden dadurch schneller und flexibler“, sagte Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner auf der größten deutschen Konferenz zur agilen Entwicklung, dem „Scrum Day“ in Filderstadt bei Stuttgart.

„Mit Hilfe neuer, auch unkonventioneller Methoden können wir noch besser als zuvor auf neue Anforderungen unserer Kunden und zunehmend volatile Märkte eingehen“, ergänzte Denner, der in der Geschäftsführung auch die Zentrale Forschung und Vorausentwicklung verantwortet. Zu den Methoden zählt das Scrum-Verfahren. Es kommt vielfach ohne detaillierte Zielvorgaben aus, führt aber zügig zu guten Lösungen. In Filderstadt tagten etwa 300 Experten zu diesem Thema. Darunter ist auch einer der beiden Erfinder des Scrum-Verfahrens, Jeff Sutherland.

Kleine Teams, mehr Verantwortung

Der Begriff „Scrum“ geht auf die Sportart Rugby zurück. Dort bezeichnet er das Gedränge der Spieler beim Einwurf des Balles. Übertragen auf die Geschäftswelt bedeutet dies, dass kleine Teams fokussiert und hochmotiviert an der gemeinsamen Entwicklung eines Produktes arbeiten. Dabei übernehmen sie mehr Verantwortung als sonst und organisieren ihre Arbeit weitgehend selbst.

In sogenannten Sprints erreichen sie kleine Zwischenziele und legen dann die nächsten Schritte fest. Die Teams arbeiten in enger Abstimmung mit Kunden oder Benutzern. Das Feedback erfolgt dabei in kurzen Zeitabständen. Seit der Jahrtausendwende setzen immer mehr Unternehmen Scrum ein, zunächst in der IT-Welt, inzwischen vermehrt auch bei Hardware-Produkten. Für die neue Sensorlösung für den Spargelanbau haben Entwickler verschiedener Bosch-Bereiche kooperiert.

Das Spargel-Projekt

Der Spargel wächst besonders gut bei 18 bis 22 Grad Celsius. Dies erreichen Landwirte unter anderem, indem sie die Dämme mit Folien abdecken. Dabei müssen auch den Wetterbericht berücksichtigen. Die Software-Lösung besteht aus mehreren Temperatursensoren. Sie werden in unterschiedliche Tiefe in die Erde gebracht und erfassen die Temperatur. Kabel übertragen die Messwerte an eine kleine Box, die die Daten via Funk in eine Cloud überträgt, die auf der IoT Suite des Unternehmens basiert. Von dort aus gelangen die Daten zu einer App auf dem Smartphone der Landwirte.

Dank des agilen Ansatzes wurde das Spargel-Projekt in nur drei Wochen umgesetzt. In dieser Zeit wurden unter anderem die Funkverbindung geschaffen, die App programmiert, Landwirte als Partner gefunden und die Cloud-Lösung angepasst. Am Ende der drei Wochen waren die ersten zwei Systeme fertig, sechs Tage später acht weitere. Damit hatten die Landwirte die Temperaturen und deren Verlauf über den Tag auf dem Smartphone.

Bereits in der Spargelsaison 2015 kam das System für die Temperaturregelung auf den Feldern zum Einsatz. Die Spargelzeit geht nur von April bis Juni. Auch aus diesem Grund war Eile geboten. Das Prinzip der Lösung lässt sich allerdings auch für andere Nutzpflanzen verwenden. Der Anbieter prüft derzeit die Industrialisierung und Vermarktung des neuen Systems.

Das Tesla-Projekt

Agiles Entwickeln half auch bei der Kooperation mit dem Partner Tesla, für dessen Elektrofahrzeuge Bosch Fahrwerks- und Sicherheitssysteme liefert. Viele dieser Komponenten lassen sich genau an die Erfordernisse des jeweiligen Fahrzeuges und an das gewünschte Fahrverhalten anpassen. Gemeinsam mit Tesla erfolgte diese als Applikation bezeichnete Anpassung binnen kurzer Zeit. „Diese Kooperation war gut geeignet, um agile Entwicklungsmethoden anzuwenden. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit wurden wir von Tesla im Jahr 2014 mit dem Award als Excellent Development Partner ausgezeichnet“, betonte Denner. Insgesamt war für die Applikation mit Tesla nur die Hälfte der üblichen Entwicklungszeit nötig. do

Autor: Thilo Resenhoeft, Bosch

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