Indische IT-Firmen -

Indische IT-Firmen haben sich schon früh auf Dienstleistungen weltweit spezialisiert. Die Branche ist mit 73 Prozent stark exportorientiert und profitiert mit steigenden Erlösen von der Verbesserung der Wirtschaftslage in Europa und den USA. (Bild: fotolia)

Nicht selten landet man als Ratsuchender bei einer Hotline indischer Dienstleister; denn viele amerikanische oder europäische Unternehmen haben ihren Dienstleistungsbereich outgesourct. So sind IT- und BPM (business process management)-Prozesse von gut geschultem und zugleich günstigem Personal abhängig. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich deshalb die IT-Industrie in Indien rasant entwickelt. Nach Branchenschätzungen erzielten indische IT-Unternehmen im Finanzjahr 2013/2014 Erträge von rund 100 Milliarden US-Dollar (72 Milliarden Euro).

Der Großteil davon – etwa 86 Milliarden Dollar (62 Milliarden Euro) – kommt dabei aus Exporterlösen, so die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im März 2014. Erlöse von 118 Milliarden US-Dollar werden für 2014 erwartet. Bis 2020 sollen sogar 225 Milliarden Dollar erzielt werden. In ihrer Info-Broschüre, mit der die indische Regierung zur Hannover Messe boomende Wirtschaftszweige des Landes vorstellte, ist von 600 Entwicklungszentren für ausländische IT- und BPM-Unternehmen aus 78 Ländern die Rede.

Löwe auf der Messe -
Als seit 2500 Jahren indisches Wahrzeichen bot der Löwe auf der Messe einen Überblick über die Landeserzeugnisse. (Bild: Ingrid Fackler)

In den vergangenen fünf Jahren hätte so die indische IT- und BPM-Industrie durch ihre Anwendungen 200 Milliarden eingespart. Derzeit dominieren drei Bereiche die indische IT-Industrie – die Entwicklung kundenspezifischer Software und Software-Dienstleistungen; die Auslagerung von Geschäftsprozessen (Business Process Outsourcing, BPO); Forschung und Entwicklung (Research and Development, R&D) sowie Ingenieurdienstleistungen (Engineering Services). Im vierten Bereich – bei der Entwicklung von Produktsoftware – gibt es noch Luft nach oben, so die bpb.

Wachstumsmarkt Dienstleistungen

Etwa die Hälfte der Exporterlöse werde mit der Anwendungsentwicklung (Application Development), Softwaretests, dem Management von IT-Infrastruktur sowie Systemeinbindung und Beratung erzielt. Es folgt der BPO-Bereich, zu dem der Betrieb von Call-Centern, andere Formen der Kundenbetreuung, Buchhaltungsdienstleistungen sowie logistische Unterstützung gehören. Inzwischen haben mehr als 200 multinationale Unternehmen ihre Backroom Operations nach Indien verlagert. Ein Nischenangebot in diesem Bereich ist das sogenannte Knowledge Process Outsourcing (KPO), bei dem indische Unternehmen für internationale Kunden hoch spezialisierte Dienstleistungen übernehmen. Dazu gehören Markt- und Konjunkturanalysen, Finanz- und Rechtsdienstleistungen sowie Datenmanagement.

Ein weiterer Wachstumsmarkt sind Dienstleistungen im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Ingenieursdienstleistungen. Halbleiterhersteller wie Texas Instruments und Cadence haben sich schon frühzeitig in Indien niedergelassen. General Electric eröffnete bereits im Jahr 2000 das John F. Welch Technology Center in Bangalore mit rund 3000 Angestellten – seinerzeit das größte Entwicklungszentrum des Unternehmens außerhalb der Vereinigten Staaten. Inzwischen betreiben rund 700 internationale Firmen R&D-Zentren in Indien. Hinzu kommen Designerteams indischer Firmen wie Wipro, HCL Technologies und Tata Consultancy Services, die für internationale Kunden arbeiten.

Laut einer offiziellen Studie haben ausländische Firmen zwischen 2003 und 2009 rund 29 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro) in den Bereich Forschung und Entwicklung in Indien investiert, so die bpb. Deutschlang rangiert dabei nach den USA und Großbritannien an dritter Stelle.

So betreiben etwa SAP, Mercedes Benz und Volkswagen R&D-Zentren in Bangalore, Pune und an anderen Technologiestandorten in Indien. Zu den Arbeiten, die indische R&D-Einheiten für ihre Konzernmütter erledigen, gehören Produktentwicklung und -verbesserung, Produktdesign und Prozessentwicklung.

Nach Angaben des US-Patentamtes wurden zwischen 2006 und 2010 auf diesem Weg mehr als 1900 Patente angemeldet. Vorreiter waren Unternehmen wie IBM, Texas Instruments, General Electric, Honeywell, Intel, Cisco, Microsoft, Oracle, SAP und Adobe.

Nicht zuletzt die vergangene Hannover Messe zeigte: Am Thema Industrie 4.0 führt kein Weg vorbei. Über Erfolg und Misserfolg ihrer Implementierung im einzelnen Unternehmen entscheiden neben der Technologie- und Branchen-Kompetenz des IT-Partners am Ende auch die Aspekte Kosten und Sicherheit. Beide sind eng mit der Automatisierung von IT verbunden. Auch in diesem Bereich ist Indien stark.

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