Interessant: Noch fremdelt die Branche mit dem Megathema Industrie 4.0. Der GKV befragte seine Mitglieder und erfuhr, dass sich nahezu 65 Prozent der befragten Unternehmen nur „am Rande“ damit beschäftigen. 24 Prozent hatten wenigstens „davon gehört“, aber lediglich acht Prozent gingen zum Zeitpunkt der Befragung das Thema intensiv an. GKV-Geschäftsführer Möllenstädt kann folglich auch den „Weg zu einer Kunststoffindustrie 4.0 bisher nur in Konturen erkennen.“ Viele Unternehmen erhofften sich durch die Digitalisierung ihrer Produktionsprozesse eine größere Transparenz und bessere Flexibilität. Gleichzeitig warnt Möllenstädt vor Risiken: „Mit fortschreitender Digitalisierung wachsen auch die Anforderungen an den Schutz betrieblicher Daten vor unerlaubten Zugriffen.“

Unternehmen Industrie 4.0 - Studie GKV
Umfrage des GKV: Wie intensiv beschäftigen sich Unternehmen mit dem Thema Industrie 4.0? Grafik: GKV

„Die Chancen liegen vor allem darin, durch den offenen Datenaustausch die Nutzung von Produktionsanlagen zu optimieren, zu flexibilisieren und die damit erzielte Produktion nachvollziehbarer zu dokumentieren“, bestätigt Georg Tinschert, Geschäftsführer des Spritzgießmaschinenherstellers Wittmann Battenfeld. Aber auch er rät zur Vorsicht, um eine „unbefugte Nutzung von Daten in der Cloud zu unterbinden“.

Als Trendsetter in Sachen Industrie 4.0 sieht sich hingegen Arburg. „Industrie 4.0 – powered by Arburg“ sei ein Schwerpunktthema, wie Heinz Gaub, Geschäftsführer Technik, erklärt. Zudem engagiere man sich in diesem Bereich beim VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Auch sein Vertriebskollege Gerhard Böhm hält die Zeit „absolut reif für das Thema Industrie 4.0.“

Industrie 4.0 - Arburg Freeformer Automation
Großserienprodukte lassen sich durch industrielle additive Fertigung mit dem Freeformer von Arburg individualisieren und teilespezifisch zurückverfolgen. (Bild: Arburg)

Tobias Fischer von Proto-Labs, einem Spezialisten für Prototypen und Kleinserien in Spritzguss, sieht – entgegen der Umfrage – das Thema schon weiter verbreitet: „Die Vorzüge finden heute bereits im Hintergrund Anwendung – oft ohne dass es die Anwender merken.“ So würden von Proto-Labs komplexe Design-, Machbarkeitsanalysen und die oft aufwendige Supply Chain für den Formenbau im Kunststoffspritzguss automatisiert und allen Anwendern frei zugänglich online angeboten.

An Industrie 4.0 dürfte jedenfalls kein Weg vorbeiführen. Fischer: „Die immer schneller werdenden Entwicklungen in allen Bereichen der Kunststofffertigung erfordern eine starke Anpassung zwischen den Auftraggebern und den Produzenten. Oft liegen die Möglichkeiten für höhere Gewinnspannen nicht mehr im Endprodukt, sondern in den Prozessen davor. bf

Sie möchten gerne weiterlesen?