Bei Gleitlagern und Gleitführungen entstehen kritische Schmierungszustände immer dann, wenn die notwendige Nachschmiermenge nicht nachgeführt wird oder die Nachschmierintervalle deutlich überschritten werden. In beiden Fällen tritt Schmierstoffmangel auf und es kommt zu einem verstärkten ungeschützten Materialkontakt. Damit steigen die Reibung und vor allem die Verschleißgefahr.

Reibungszahl verschiedener polymerer Werkstoffe

Werden für diese Anwendungen Gusspolyamide mit inkorporierter Schmierung eingesetzt, wirkt das in dem Kunststoff vorhandene Öl wie ein Notlaufschmierstoff, sodass sich die Gefahr des vorzeitigen Bauteilausfalles bei Schmierstoffmangel wesentlich reduzieren lässt. Bei Schmierstoffmangel und geringer Relativgeschwindigkeit besteht auch die Gefahr des Ruckgleitens, auch Stick Slip genannt. Vor allem die verschlechterte Zustellungenauigkeit wird dann zum Problem. Ist ein Resonanzboden vorhanden, treten Quick- und Knackgeräusche auf. Auch diese Schadensgefahren lassen sich mit inkorporiertem Gusspolyamid weitgehend bannen.

Ein nicht zu unterschätzender Nachteil jeder Fettschmierung ist die starke Abhängigkeit des tribologischen Verhaltens von der Einsatztemperatur. Bei großer Kälte und der damit verbundenen Viskositätserhöhung des Grundöls mindert sich die Ölabgabe stark.

Kunststoffanwendungen
Da bei vielen Kunststoffanwendungen kleine bis moderate relative Gleitgeschwindigkeiten vorherrschen, sollten Schmierfette mit einer höheren Grundölviskosität ausgewählt werden.

Die Folge: An der Reibstelle tritt Schmierstoffmangel auf. Bei höheren Temperaturen lässt sich ein gegenteiliges Schmierfettverhalten feststellen. Die Haftfestigkeit des Schmierfettes an der Gleitpartneroberfläche wird reduziert – es besteht die Gefahr des Abtropfens und somit wiederum eine Unterversorgung der Reibstelle. Zusätzlich kommt es bei höheren Reibstellentemperaturen zu einer verstärkten Ölabgabe des Schmierfettes, verursacht durch die abnehmende Ölviskosität durch die Temperaturbelastung.

Alle genannten Gefahren traditioneller Kunststoffschmierung lassen sich mithilfe inkorporierter Polyamidwerkstoffe reduzierten. Für viele Anwendungen braucht es somit die Zusatzschmierung nicht. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings:

Da schon kleinere Abweichungen beim Beanspruchungsprofil einer Reibstelle gravierende Auswirkungen auf das Reibungs- und Verschleißverhalten haben, bleibt Konstrukteuren nichts anderes übrig, als sich verstärkt mit den tribologischen Sonderheiten auseinanderzusetzen.

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